Sehnsucht nach Geborgenheit
Vermittlung urteilen wird. Falls das geschieht..."
„Wirst du Berufung einlegen", unterbrach Patsy ihn.
Jack nickte ernst. „So einfach ist es nicht. Leider gibt es ein großes Problem ..."
Wie er es am Tag von Sharons Beisetzung Liz gegenüber getan hatte, beschrieb Jack, welche Gefahren dem Baby drohten, das sie alle liebten. „Ich will nicht, dass Kassie gleich zweimal aus der Geborgenheit einer Familie gerissen wird", sagte er eindringlich. „Nach dem, was sie in Korea durchgemacht macht, fürchte ich, sie wird es nicht verkraften."
„Du kannst sie nicht einfach aufgeben, um sie zu retten", warf Rosemary empört ein. „Wir alle lieben sie zu sehr. Es muss einen Weggeben..."
Jack warf seiner Mutter einen Blick zu. „Was schlägst du vor?
Die Vermittlung weigert sich strikt, einem alleinerziehenden Elternteil ein Adoptivkind zu geben. Jetzt, da ich Witwer bin ..."
Liz' Vater nippte an dem trockenen Weißwein, den Jack zum Essen serviert hatte. „Du könntest wieder heiraten", sagte er.
Alle, auch Liz und Jack, sahen ihn erstaunt an. „Frank ... um Gottes willen!“ rief Patsy entsetzt. „Wie kannst du so etwas sagen? Sharon ist noch keinen Monat tot. Du entschuldigst dich auf der Stelle!"
Frank errötete. „Tut mir leid, wirklich. Ehrlich, es ist mir nur so herausgerutscht."
„Du solltest dich schämen", erwiderte Patsy. „Natürlich erwarten wir nicht, dass Jack den Rest seines Lebens unverheiratet bleibt. Aber er wird sich wohl kaum eine neue Ehefrau suchen, während er hoch um Sharon trauert."
Liz hätte am liebsten tröstend den Arm um ihren Vater gelegt, aber sie wusste, dass es ihm peinlich wäre.
Sie sah Jack an. Der Beginn der Diskussion hätte nicht schlechter ausfallen können. Aber eigentlich hatten sie beide damit gerechnet, dass Patsy entrüstet reagieren würde.
Wenigstens hatte Frank ihnen das Stichwort geliefert.
Los ... sag es ihnen, dachte Liz auf Jacks fragenden Blick hin.
Dass Patsy immer geglaubt hatte, Liz wäre eifersüchtig auf Sharon, durfte jetzt keine Rolle spielen.
Jack griff über den Tresen hinweg nach der Hand ihrer Mutter.
„Sei nicht so streng zu Frank. Ehrlich gesagt, ich hatte eine ähnliche Idee..."
Patsy wurde blass. „Jack ... das kannst du nicht tun!"
Er ließ ihre Hand nicht los. „Liz ist einverstanden", sagte er leise. „Wenn ihr es auch seid, werden wir noch diese Woche heiraten."
Liz stockte der Atem. Musste es wirklich so schnell gehen?
Aber vermutlich war es besser so, wenn sie die Vermittlung überzeugen wollten.
„Ihr müsst wissen, dass es eine reine Zweckehe sein wird", fuhr Jack fort, als Patsy nichts sagte. „Ich habe Liz versprochen, sie freizugeben, sobald die Adoption vollzogen ist. Wir werden die Ehe für nichtig erklären lassen, es sei denn, die Vermittlung geht wieder vor Gericht. In dem Fall werden wir uns scheiden lassen."
Patsy schwieg noch immer. Schließlich wandte sie sich an Liz. .
„Müsste ich auch nur eine Minute annehmen, dass du und Jack hinter dem Rücken deiner Schwester etwas miteinander hattet, würde ich dir niemals verzeihen", erklärte sie mit eisiger Stimme.
„Dann wärst du für mich gestorben."
Liz hatte ihn zwar gewarnt, aber Jack war sprachlos.
„Patsy, das meinst du doch nicht wirklich", sagte Rosemary tadelnd. „Liz und Jack haben dir keinen Anlass gegeben, so etwas zu denken."
Liz schaffte es nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten. Sie konnte es nicht fassen, dass ihre Mutter ihr eine solche Gemeinheit zutraute. Als hätte Jack auch nur mit ihr geflirtet, als Sharon noch lebte ... und als hätte sie ihrer geliebten Zwillingsschwester wissentlich weh getan ...
„Mom, so etwas hätte ich nie getan! Das solltest du wissen", protestierte sie mit zitternder Stimme. „Ich werde Jack helfen, weil ich Kassie liebe und will, dass sie bei ihm bleibt." Ihre Stimme versagte. „Dass sie bei uns allen bleibt", fügte sie flüsternd hinzu.
Wie durch ein Wunder meldete sich in diesem Moment das kleine Mädchen, um das es ging, zu Wort. Kassie hatte schlecht geträumt
oder war durch die unbekannten lauten Stimmen wach geworden und begann zu weinen.
Sofort stand Jack auf. „Ich gehe", sagte Liz und erhob sich rasch. „Ihr könnt inzwischen weiterdiskutieren."
Oben hielt sich die winzige Bewohnerin des grün-gelben Kinderzimmers schluchzend am Geländer ihres Bettchens fest.
Das Haar klebte ihr an der verschwitzten Stirn.
„Keine Angst, meine Süße", sagte Liz zärtlich, und ihre
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