Sehnsucht nach Geborgenheit
Eindruck, ihrer Tochter eine verantwortungsbewusste und liebevolle Mutter zu sein.
„Ich bin bereit, auf die 75 Dollar zu verzichten, wenn Todd und seine Mutter ihre Klage zurückziehen. Ich will Samantha unter keinen Umständen verlieren", beteuerte die Studentin.
Liz versicherte ihrer Mandantin, dass sie ihr Bestes tun würde, und verbrachte die nächsten Stunden damit, ähnlich gelagerte Fälle zu studieren.
Als sie auf die Farm zurückkehrte, spielte Kassie auf der Veranda mit Bauklötzen, während Jack im Liegestuhl lag und in einigen
Akten blätterte.
„Hi, ihr zwei", sagte sie.
Wie immer streckte Kassie die Arme aus, um einen Kuss zu bekommen. Jack stand auf und schien eine ähnliche Begrüßung zu erwarten. Als Liz dem nicht nachkam, gab er ihr einen Kuss auf die Wange. „Wie war die Besprechung?"
„Ganz gut..."
Sie warf einen ängstlichen Blick auf die Akte, die er auf dem Korbtisch abgelegt hatte. Bitte nicht, flehte sie stumm, bitte lass Jack nicht der Anwalt sein, dem Ned Riley die Sache Erickson gegen Burroughs übergeben hat.
Zu ihrem Entsetzen schilderte ihr der Mann, den sie liebte, genau diesen Fall und kündigte an, dass er den Vater vertreten würde.
„Als Ned Riley ihn mir anbot, habe ich sofort zugesagt", berichtete Jack begeistert. „Dieser Fall wird Aufsehen erregen.
Wenn wir gewinnen, werden Väter endlich eine gerechte Chance im Kampf um das Sorgerecht bekommen. Endlich wird Schluss mit der Auffassung sein, dass Mütter automatisch und von Natur aus die besseren Eltern sind, obwohl ihr Beruf oder eine Ausbildung ihnen nicht genug Zeit für die Kinder lässt."
Dies war der Jack, der sie vor fünf Jahren im Gerichtssaal fast in Rage versetzt hätte. Der Jack, der stets gewinnen wollte, ob er nun recht hatte oder nicht.
„Und wer entscheidet das?" fragte sie zornig. „Du? Hier soll eine Mutter dafür bestraft werden, dass sie ihrer Tochter ein besseres Leben und eine gesicherte Zukunft bieten will."
„So ist das nun einmal", warf Jack ein. „Wem die besten Argumente einfallen..."
„Was für ein Heuchler du bist!" fuhr sie ihn an. „Du arbeitest, aber du willst Kassie behalten. Ich arbeite ebenfalls, und trotzdem behauptest du, dass ich ihr eine gute Mutter bin. Wo ist der Unterschied?" .
„Dann messe ich privat und beruflich eben mit zweierlei Maß", gab er zu. „Na und? Das tust du doch auch. Als Anwälte müssen wir unseren Mandanten zu dem verhelfen, was sie wollen."
Als sie nicht antwortete, kam Jack ein schrecklicher Verdacht.
„Erzähl mir nicht, dass ... du Diane Erickson vertrittst."
Sie nickte nur.
Jack stockte der Atem. Dieser Fall konnte sie für immer auseinander bringen. Wie so oft tarnte er seine Angst und Verwirrung, indem er zum Angriff überging. „Nun", sagte er mit dem siegessicheren Lächeln, das sie an ihm nicht ausstehen konnte. „Möge der Bessere gewinnen."
Erst nach einigen Sekunden bemerkten sie, dass Kassie nicht mehr spielte, sondern sie beide aus großen Augen anstarrte. Dann kullerten zwei Tränen über ihre rosigen Wangen.
„O mein Liebling ..." Liz nahm ihre Nichte auf den Arm und strich ihr tröstend über den Rücken. „Bitte weine nicht. Dein Daddy und ich haben dich sehr lieb."
Nach einer Weile schien Kassie sich wieder zu beruhigen. Liz funkelte Jack an und senkte die Stimme. „Du siehst selbst, wie es wäre, wenn wir zwei unter einem Dach leben, während wir an diesem Fall arbeiten", sagte sie so sachlich wie möglich. „Wir würden uns nur streiten. Außerdem würde es uns als Anwälte in einen Interessenkonflikt bringen. Daher werde ich solange nach Georgetown ziehen."
Bevor er etwas erwidern konnte, reichte sie ihm Kassie und eilte nach oben, um zu packen.
Am Montagmorgen bot Liz Mac Royer an, den Erickson-Burroughs-Fall abzugeben, um Dianes Erfolg nicht zu gefährden.
„Ich sehe da kein Problem", antwortete ihr Chef. „Sie können Diane durchaus vertreten. Vorausgesetzt, Sie und Jack lassen sich von ihren Mandanten schriftlich bestätigen, dass sie damit einverstanden sind. Ich bin sicher, dass Sie trotz allem Dir Bestes für Diane Erickson tun werden."
Kurz darauf rief Liz ihre Mandantin an. Sie erklärte ihr, dass Jack und sie getrennt leben würden, bis über Samanthas Sorgerecht entschieden war. Die junge Frau wollte unbedingt, dass Liz sie auch weiterhin vertrat. „Ich hoffe nur, dass Sie dadurch keine familiären Probleme bekommen", sagte sie besorgt.
Liz hätte Diane am liebsten umarmt.
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