Sehnsucht nach Owitambe
zu Owitambe.«
Er gab Achims Pferd einen kräftigen Klaps, sodass es samt seinem Reiter in die Savanne stob. Achim hatte Mühe, es zu zügeln. Als er Anstalten machte zurückzureiten, um sich Johannes erneut zu stellen, ertönte ein Schuss. Samuel hatte sich unbemerkt zu den Pferden begeben und Johannes’ Büchse aus dem Halfter gezogen. Achim blickte erschrocken auf den dunkelhäutigen Samuel, der nun den Lauf des Gewehres in seine Richtung hielt. Die beiden Orlam warteten auf ein Zeichen ihres jungen Herrn. Sie waren unschlüssig, wie sie sich verhalten sollten. Doch Achim starrte kreidebleich auf den Gewehrlauf
und zitterte wie Espenlaub. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt davon. Die beiden Orlam folgten ihm in einigem Abstand.
»Junger Herr hat Herz eines Hasen«, grinste Samuel.
»Das wird seinen Vater leider nicht davon abhalten, mir noch weitere Steine in den Weg zu legen«, knurrte Johannes.
Vorsichtshalber hatte Johannes einen seiner Männer als Posten an die Nagelquelle geschickt, was sich leider auch als notwendig erwies. Schon am nächsten Tag kam der Mann aufgeregt zurück zur Farm und berichtete, dass Nachtmahr höchstpersönlich mit einigen seiner Orlam den Zaun neu errichtet hatte und sogar bewaffnete Posten dort stationiert hatte.
»Jetzt reicht’s!« Johannes schlug mit der Faust auf den Tisch. Er überlegte sich die nächsten Schritte und rief seinen Vormann.
»Samuel, du treibst die Rinder von der Nagelquelle erst einmal zu den Tieren im Norden.«
»Aber Herr, dort ist wenig Wasser für so viele Tiere«, gab Samuel zu bedenken.
»Es wird reichen müssen, bis ich die Angelegenheit in Otjiwarongo geklärt habe«, brummte dieser. »Oder willst du etwa einen bewaffneten Krieg gegen unseren Nachbarn anfangen?«
Samuel sah Johannes seltsam an. In seinen Augen schimmerte eine Mischung aus Trotz und unterdrückter Aggression. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, dass dem Herero der Gedanke an Gewalt durchaus gefiel. Aber dann senkte dieser den Blick und schüttelte leicht mit dem Kopf.
»Nein, Herr, ich werde machen, was du sagst.«
Nakeshi spielte mit ein paar anderen jungen Frauen mit einer harten Feldfrucht Ball. Ihr Spielfeld war ein etwas tiefer liegendes
ausgetrocknetes Flussbett mit sandigem Boden. Es lag ganz in der Nähe des Elefantenlochs, wohin die Gruppe gezogen war. Plötzlich sprangen ein paar Jungs von der baumbestandenen Böschung zu der Gruppe hinab und versuchten, den Mädchen den Ball abzujagen. Der kleine Tikay, Nakeshis Neffe, schlich sich an seine Tante heran und entwand ihr den gerade gefangenen Ball. Dann raste er die Böschung hinauf und versuchte durch die dahinter liegenden Büsche zu entkommen, angespornt durch die johlenden Beifallsrufe seiner Freunde. Nakeshi lachte und setzte dem Jungen nach. Doch Tikay war flink und schlug Haken wie ein fliehender Hase. Schließlich, als es Nakeshi endlich gelungen war, ihm den Weg abzuschneiden, warf er die Feldfrucht einem anderen Jungen zu. Doch der war bereits von den Mädchen eingekreist worden, die den Ball mühelos wieder abfingen.
Bô saß auf der Böschung unter einer Kameldornakazie und kaute auf einem faserigen Zweig herum. Auf diese Weise reinigte er seine Zähne und genoss gleichzeitig den leicht süßlichen Geschmack des Holzes. Missmutig beobachtete er das fröhliche Treiben, aber vor allem Nakeshi, die immer noch so tat, als wäre er gar nicht vorhanden. Mit ihren anmutigen Bewegungen und ihrer Geschicklichkeit stach sie unter all den jungen Frauen hervor. Ihr Körper war wohlgeformt und kräftig und dennoch leicht und wendig wie der einer jungen Antilope.
Sie gab sich völlig dem wilden Spiel hin und ging ganz darin auf. Alles, was Nakeshi tun wollte, tat sie mit vollem Einsatz. In den wenigen Tagen, die sie hier bei ihnen lebte, hatte sie sich die Achtung der ganzen Gruppe erworben. Sie unterstützte die Frauen beim Suchen von Feldkost und fragte sie über die Wirkung der einzelnen Pflanzen aus. Sie hatte Kwi einen schlimmen Dorn aus dem Fuß entfernt und die Wunde behandelt. Zu allen in der Gruppe war sie freundlich und hilfsbereit,
nur ihm gegenüber verhielt sie sich ablehnend oder sogar feindselig. Wusste sie denn nicht, wie sehr er sie begehrte? Wie gern hätte er über ihre festen, vorstehenden Pobacken gestrichen und dabei mit seinen Lippen ihre Brüste liebkost. Allein der Gedanke ließ ihn eine sehnsüchtige Erregung spüren. Er hatte Nakeshi nie vergessen, obwohl er versucht
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