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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Handgriffen, dass Teresa kurz vor einem Blinddarmdurchbruch stand. Sorgenvoll wog sie die Möglichkeiten ab. Teresa war nicht mehr transportfähig. Sie musste sofort operiert werden.
    »Hol Fritz«, befahl sie Samuel. »Er soll sich beeilen.«
    Als Fritz wenig später in die Hütte kam, bestätigte er ihre Befürchtungen.
    »Du musst sie operieren«, sagte er ernst.
    Jella sah ihren Mann entsetzt an.
    »Aber das kann ich nicht! Ich bin keine Ärztin. Wenn etwas schiefgeht, dann werde ich mir mein Leben lang Vorwürfe machen.«
    »Sie wird sterben, wenn du es nicht tust«, drang Fritz in sie. Mit zusammengepressten Lippen deutete er auf seine fehlende Hand. »Glaub mir, ich würde es tun, wenn ich zwei Hände hätte. Ich werde dich anleiten.«

    Jella nickte. Fritz hatte recht. Sie war Teresas einzige Chance. Sie musste es wagen. Der Vorarbeiter sah sie mit schreckgeweiteten Augen an.
    »Du willst schneiden?«, fragte er entsetzt. »Aufschneiden wie totes Tier? Nein, nein, nein! Ich werde laufen und Medizinmann holen! Er vertreibt Geister, die Teresa quälen!«
    Fritz legte seine Hand auf Samuels Arm.
    »Vertrau Jella. Sie ist eine große Medizinfrau! Sie wird Teresa wieder gesund machen. Wir haben keine Zeit mehr, um deinen Medizinmann zu holen.«
    Samuel weinte wie ein kleines Kind. Doch Fritz und Jella ließen nicht locker. Immer wieder erklärten sie dem verzweifelten Mann, wie wichtig die Operation war. Schließlich stimmte er widerwillig zu. Fritz brachte ihn zu Johannes, der sich um ihn kümmerte.
    Jella bereitete unterdes alles in ihrer Krankenstation vor. Durch ihre Arbeit an Robert Kochs Institut hatte sie gelernt, dass Sauberkeit das höchste Gebot bei solch einem Eingriff war. Also ließ sie Nancy saubere Tücher und Bettlaken sowie eine Schüssel mit kochendem Wasser bringen, in dem sie die Instrumente sterilisierte. Nachdem der Behandlungstisch zum Operationstisch umfunktioniert war, holten sie Teresa und begannen den Eingriff. Während Fritz Teresa mit Chloroform betäubte, wusch sich Jella gründlich die Hände. Sie zitterten wie Espenlaub, als sie das Skalpell aufnahm. Allein der Gedanke, in Teresas Bauchdecke schneiden zu müssen, verursachte ihr Übelkeit. Sie war sich der ganzen Tragweite dessen bewusst, was nun vor ihr lag, wusste, welche Verantwortung sie mit diesem Eingriff auf sich nahm. Alle würden ihr die Schuld geben, wenn Teresa jetzt starb. Der Gedanke ließ sie in Panik ausbrechen. Was maßte sie sich an? Schließlich war sie keine Ärztin.
    »Ich kann das nicht«, rief sie verzweifelt. Schweiß tropfte von ihrer Stirn. Fritz tupfte ihn behutsam ab und sprach ihr Mut zu.
    »Du kannst es sehr wohl«, antwortete er auf seine ruhige Art. »Du bist die Einzige, die Teresa noch retten kann.«
    Jella nahm allen Mut zusammen, schloss kurz die Augen und durchschnitt dann die Bauchdecke. Es war weniger schlimm, als sie gedacht hatte. Schon bald wurden ihre Hände ruhiger, und auch ihr Verstand arbeitete wieder zuverlässig. Schritt für Schritt befolgte sie Fritz’ Anweisungen und entfernte schließlich den entzündeten Wurmfortsatz mitsamt den Eiterherden. Danach desinfizierte sie die Wunde und vernähte sie. Als Teresa wenig später aufwachte und sich infolge der Narkose in hohem Bogen übergab, weinte Jella vor Dankbarkeit. Erschöpft lehnte sie sich an Fritz’ Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Teresa erholte sich schnell und war schon bald wieder wohlauf. Sie erzählte überall herum, welch große Heilerin die junge Herrin war, was wiederum zur Folge hatte, dass sich Jella bald nicht mehr vor neuen Patienten retten konnte.
     
    »Weißt du, was mir dauernd durch den Kopf geht?«, fragte Jella nachdenklich. Sie hatte es sich im Polster der Kutsche bequem gemacht. Fritz drehte sich zu ihr um und hob fragend eine Augenbraue.
    »Dass ich in meiner kleinen Krankenstation eigentlich ständig an meine Grenzen stoße. Dabei tue ich Dinge, die ich streng genommen als Krankenschwester gar nicht tun dürfte«, meinte sie. »Ich fühle mich so unzulänglich.«
    »Inwiefern? Du leistest ausgezeichnete Arbeit.«
    »Eben nicht!« Jella wirkte unglücklich. »Ich bin vielleicht eine ganz gute Krankenschwester, aber wirklich heilen kann ich viele Krankheiten nicht, weil mir dazu die Grundlagen und die Praxis fehlen. Ich würde so gern studieren und mehr wissen.«
    Fritz lachte warm.
    »Wir sind hier nicht in Deutschland«, sagte er. »Hier in der Wildnis gelten oft andere Regeln. Du hast bei

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