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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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gewusst, etwas herzustellen, das die Leute alltäglich brauchen konnten. Wein zu machen sei etwas anderes. Es sei nichts Wesentliches. Man komme auch ohne aus. Aber was könne wichtiger sein, als Menschen glücklich zu machen? Der Mensch könne schließlich nicht allein von Milch und Brot leben. Sein Wein werde den Menschen Freude bringen, dafür sorgen, dass sie lächelten und eine Weile ihre Sorgen vergaßen. Ihm komme es wie ein kleines Wunder vor, dies bewirken zu können, wo er doch selbst jeden Tag mit einer so schweren Last auf seinem Herzen aufwache.
    So hatte Jemma Gotardo noch nie reden hören. Er redet wie ein Mensch, der viel zu lange geschwiegen hat und dem nun trunken vor Erleichterung, sich von dieser Last befreien zu können, der Mund überfließt. In seiner Stimme schwingt Stolz mit, genauso wie damals, wenn er ihr von seiner Herde erzählte. Die stille Selbstgenügsamkeit und die hart erworbene Weisheit, die er ausstrahlt, berühren sie tief. Er hat sich aus seiner Verzweiflung herausgerissen und weiß nun um seine Fähigkeiten.
    Er erzählt ihr, er habe in den ersten Monaten nach Lucys Tod vollkommen aufgegeben und den Hof verkommen lassen, und es sei Pliny zu verdanken, dass dieser ihn auf die Idee mit der Weinherstellung gebracht habe. Berichtet ihr, wie fest er damit gerechnet habe, dass der Wein, den Pliny und seine Brüder geerntet und gepresst hatten, sauer sein müsse. Und dass er sich vollkommen unwissend um den Most gekümmert habe, ohne eine Ahnung davon zu haben, was man damit tun musste. Doch dann habe er, durch seine Lektüre zuversichtlich geworden, zu experimentieren begonnen und verschiedene Sorten miteinander vermischt. Das Ergebnis habe dann alle überrascht.
    Er holt eine Flasche, die er auf dem Fenstersims kühl gestellt hat, und schenkt ihnen beiden ein Glas klaren Weißwein ein. Schweigend erheben sie ihre Gläser, in deren Flüssigkeit die Flammen tanzen, und schauen einander fest in die Augen, ehe sie ihn kosten. Feierlich, als begingen sie ein wichtiges Ritual, ein Sakrament der Danksagung, trinken sie ihn.
    Jemma lässt die fruchtige Flüssigkeit sich in ihrem Mund entfalten, ehe sie sie hinunterschluckt. Im Wald schreit eine Eule. Erschaudernd lächelt sie. Der Wein ist jung, aber köstlich. Diese neu entdeckte Leidenschaft für die Rebe ist Gotardos Rettung gewesen, und sie freut sich für ihn.
    Er sagt, ohne Pliny, Marina und Celestina hätte er es nicht geschafft. Und er wisse nicht, was ohne diese drei aus ihm geworden wäre. »Sie werden sich freuen, dich zu sehen, Jemma.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Sie werden sehen, wie sehr ich mich freue.« Er hält plötzlich erschrocken inne. Er war davon ausgegangen, sie sei für immer zu ihm zurückgekehrt. Eine gefährliche Annahme. Vielleicht war sie ja auch nur zurückgekommen, um ihren Frieden mit ihm zu schließen und um Lucys Grab zu besuchen. Was weiß er schließlich von ihrem jetzigen Leben? Aus den Zeitungen hat er erfahren, dass man O’Brien aus dem Polizeidienst geworfen hat und dieser sich in der Stadt nicht mehr blicken lassen wird. Er weiß auch, dass Nathaniel Byrne ins Landesinnere aufgebrochen ist, verfolgt von Marcus O’Brien. Aber was war mit ihren Gefühlen für Byrne? Vielleicht liebt sie ihn noch und wartet auf seine Rückkehr.
    Jemma sieht, wie sein Gesicht einfällt, und ahnt, was ihm durch den Kopf geht. Sie weiß, leicht wird es nicht werden. Ihr altes Leben können sie nicht einfach wieder aufnehmen. Aber sie geht auch nicht davon aus, dass Gotardo das möchte. Sie können nicht zurück in die Vergangenheit und so tun, als habe sich nichts geändert. Gleichzeitig hat sie selbst inzwischen langsam begriffen, dass Künstler sein nicht unbedingt bedeuten muss, mit der Welt auf Kriegsfuß zu stehen. Sie hatte sich vor einer Gesellschaft abgeschottet, von der sie sich unverstanden fühlte, hatte es gebraucht, sich unverstanden zu fühlen. Und dabei war es ihr seltsamerweise doch wichtig gewesen, was die Leute von ihr dachten, trotz ihrer Überzeugung, es nicht zu sein.
    Jetzt hat sie diese Identität, die sie so besonders machte und an der sie so hartnäckig festhielt, abgelegt. Sie ist für sie so unwesentlich und so bedeutungslos geworden wie der Mythos von Musk und Byrne. Und sie fühlt sich leichter ohne sie und hofft, dass sie trotz ihrer Trauer nunmehr leichter leben kann. Die Klatschweiber der Stadt werden anderen Tratsch finden, das Gerede wird irgendwann aufhören. Und was

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