Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Tiffanymodell eingesteckt? Der Name war auf den geschwungenen, mit silbernen Kreisen verzierten Bügeln deutlich zu erkennen. Daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern, aber sie hatte ja auch nicht behauptet, in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken.
„Wir sollten lieber hineingehen.“ Bretton zeigte auf die geschwungenen Stufen, die zur Haustür hinaufführten. „Wie Sie sicherlich wissen, müssen rothaarige Leute wie Sie hier draußen besonders vorsichtig sein. Ich möchte nicht, dass Sie sich einen Sonnenbrand holen.“
Er hatte zwar bemerkt, dass sie nicht die helle, überempfindliche Haut vieler rothaariger Menschen besaß. Ihr Gesicht erinnerte ihn vielmehr an zart getönte Magnolienblüten.
„Ich werde schon aufpassen … das verspreche ich.“ Genevieve lauschte dem vielstimmigen Konzert, das die bunt gefiederten Vögel in ihrer Nähe veranstalteten. Sie wurden von den Bäumen mit nektarreichen Blüten angezogen – den Lampenputzerbäumen und Bankskiefern. „Außerdem habe ich ziemlich viel Sonnencreme mitgebracht.“
„Wenn sie nicht reicht, können Sie in unserem Ranchshop mehr bekommen. Wir haben dort fast alles auf Vorrat: Kleidung, Schuhe, Hüte und auch Kosmetikartikel. Reiten Sie?“ Bretton hoffte, dass sie die Frage bejahen würde. Sie war groß und schlank und ging so leichtfüßig neben ihm her, als hätte sie ihr Leben lang Sport getrieben.
„Ich müsste erst ein wenig üben, aber ja … ich tue es seit meiner Kindheit. Mit sechs Jahren habe ich von meinen Eltern mein erstes Pony bekommen. Ich lag ihnen so lange in den Ohren, bis sie endlich meinem Wunsch nach einem Pferd nachgaben. Mum hielt mich für zu jung. Sie hätte gern noch ein oder zwei Jahre gewartet, aber ich setzte meinen Kopf durch.
Eine sehr gute Lehrerin förderte meine Begabung für diesen Sport. Sie war freundlich und geduldig und selbst eine erstklassige Reiterin. Ich erinnere mich noch genau an unsere gemeinsamen Ausritte.“ Während Genevieve erzählte, wurde sie immer lebhafter. „Damals wohnten wir auf dem Land, wo es genug Weiden für die Pferde gab. Sobald ich aus der Schule kam, lief ich zu meinem Shetlandpony. Ich fütterte es, tränkte es und übte täglich mit ihm. Zu meinem zehnten Geburtstag schenkte mir Dad dann eine wunderschöne Araberstute.“
Sie verschwieg, dass er es getan hatte, um sie über den Tod ihrer Mutter hinwegzutrösten. „Ich nannte sie Soraya , nach der schönen Exfrau des Schahs. Erinnern Sie sich?“
Bretton nickte. „Er ließ sich von ihr scheiden, weil sie keine Kinder bekommen konnte.“
„Richtig. Meine Soraya hatte ihre Capricen. Sie warf mich hin und wieder ab, aber ich habe mir nie etwas gebrochen.“
„Ihre Eltern waren wohl sehr nachsichtig?“
„Ja.“ Genevieve wandte sich ab und betrachtete den Springbrunnen, der den Mittelpunkt der Gartenanlage vor dem Haus bildete. Der Wasserstrahl schoss kraftvoll in die Höhe, brach sich glitzernd im Sonnenlicht und stürzte über zwei große Granitschalen wieder herab. Allein sein Anblick erweckte den Eindruck von Kühle.
„Was macht Ihr Vater beruflich?“
„Er ist Anwalt.“
„Und Ihre Mutter? Halten Sie mich bitte nicht für neugierig. Ich möchte einfach mehr über Sie wissen.“
„Da gibt es nicht viel zu berichten“, antwortete sie zurückhaltend.
„Das nehme ich Ihnen nicht ab“, widersprach er sofort. „Warum schweigen Sie sich über Ihre Mutter aus. Sie muss sehr schön gewesen sein, wenn Sie ihr ähnlich sind.“
Genevieve fühlte sich überrumpelt. Sie hatte geglaubt, unauffällig und bescheiden zu wirken, aber Bretton Trevelyan ließ sich offenbar nicht täuschen.
„Ich bin ihr ähnlich, würde mich aber durchaus nicht als schön bezeichnen“, wehrte sie ab.
„Unsinn.“ Wie sehr er sie trotz ihrer Größe überragte! „Die Schönheit erkennt sich selbst … so, wie sich die Macht selbst erkennt. Schönheit ist auch eine Macht. Jeder weiß, dass eine schöne Frau einen Mann dominieren kann.“
„Sie sind selbst ein mächtiger Herrscher“, entgegnete sie, um von sich abzulenken.
„Was Sie so nennen, ist nichts als harte Arbeit, Genevieve. Und große Verantwortung für andere. Aber wir sprachen von Ihrer Mutter …“
„Sie ist bei einem Autounfall auf dem Highway ums Leben gekommen.“
„Das tut mir aufrichtig leid.“ Sein Ton verriet echtes Mitgefühl. „Wie alt waren Sie da?“
„Zehn. Ich werde mich bis zu meinem Tod an diesen schrecklichen Tag erinnern. Dad und ich
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