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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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waren wieder in Gedanken.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. „Irgendetwas beschäftigt Sie.“
    „Vielleicht ist es die Wirkung des Hauses“, meinte sie ausweichend.
    „Dann müssen Sie …“ Bretton unterbrach sich, denn eine zierliche Japanerin mit pechschwarzem Haar, das von Silberfäden durchzogen war, kam auf sie zu. Ihre vornehme Haltung machte es schwer zu entscheiden, ob sie ein Gast oder eine Hausangestellte war. Sie trug einen weiten olivgrünen Hosenanzug aus matter Seide. Auch ihr Alter war schwer zu bestimmen. Wahrscheinlich lag es irgendwo zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig. Das kunstvolle Blumenarrangement war zweifellos ihr Werk.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie nicht gleich begrüßt habe“, sagte sie zu Genevieve und verbeugte sich lächelnd. „Es gab in der Küche einen kleinen Unfall. Eins der Mädchen hat sich in den Finger geschnitten.“
    „Hoffentlich nicht allzu schlimm“, sagte Bretton, während er ihr eine Hand leicht auf die Schulter legte.
    „Nein, es hat nur stark geblutet. Solche Zwischenfälle gehören zur Tagesordnung.“
    Bretton wandte sich an Genevieve. „Ich möchte Ihnen Mrs Cahill vorstellen … unsere Wirtschafterin. Sie versorgt das Haus mit der Präzision eines Uhrwerks. Nori, das ist Genevieve Grenville, die Miss Hester bei ihrem Buch helfen wird.“
    Nori reichte Genevieve die Hand. „Sehr erfreut, Miss Grenville.“
    „Bitte nennen Sie mich Gena.“
    „Und ich heiße Nori.“ Djangalas Wirtschafterin hielt sich nicht lange mit Formalitäten auf. „Mein Mann Steven ist Mr Brettons Aufseher. Darf ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen? Es wird Ihnen bestimmt gefallen. Jeff hat das Gepäck schon nach oben gebracht.“
    „Ich übergebe Sie jetzt Noris bewährten Händen“, meinte Bretton und wandte sich zum Gehen.
    „Sie wollen doch nicht schon wieder fort?“, fragte die ältere Frau.
    „Ich muss“, antwortete er kurz angebunden. „Wir sehen uns beim Essen, Genevieve.“
    Entlang der Galerie hingen zahlreiche Ölbilder, die, wie Genevieve mit geübtem Auge erkannte, alle ziemlich wertvoll waren. In regelmäßigen Abständen waren antike Stühle und Konsolen mit Bronzeskulpturen aufgestellt.
    „Sie bekommen ein Zimmer mit Blick auf den vorderen Garten“, meinte Nori in ihrer gleichbleibend freundlichen Art. „Viele Räume des Hauses sind kürzlich neu eingerichtet worden. Mr Bretton wünschte eine Veränderung. Sogar ein berühmter Gartenarchitekt wurde engagiert. Alles sollte anders werden.“
    „Das Ergebnis ist beeindruckend“, antwortete Genevieve voller aufrichtiger Bewunderung. „Allein der Garten mit den vielen einheimischen Pflanzen … und den Lavendelstauden! Dazu die hohen, dekorativen Gräser, die Agaven, die Wüstenpflanzen und vor allem die kunstvoll gruppierten Steine auf dem geharkten Kies …“
    „Der Architekt hat sich auch von der japanischen Gartenkunst inspirieren lassen“, bemerkte Nori nicht ohne Stolz. Sie hatte keinen australischen, sondern einen britischen Akzent. „Mr Bretton wollte von allem das Beste. Sein Vater hatte die Anlagen sehr vernachlässigt. Er konnte nicht …“
    Nori verstummte unvermittelt, aber Genevieve ahnte, was sie hatte sagen wollen. Die Pflege war Mrs Trevelyans Aufgabe gewesen.
    „Hoffentlich werden Sie sich hier wohlfühlen.“ Die Wirtschafterin öffnete eine Tür und trat beiseite, um Genevieve den Vortritt zu geben.
    Genevieve zögerte auf der Schwelle. Wechselnde Bilder in rascher Folge erschienen vor ihrem geistigen Auge. Sie erlebte wieder einen dieser hellsichtigen Momente, die ihr die innere Ruhe raubten und das Atmen schwer machten. Wenn Wände sprechen könnten, dachte sie. In diesem Zimmer hatte auch Catherine gewohnt, da gab es für sie keinen Zweifel. Überhaupt kam es ihr so vor, als hätte Catherine sie von Anfang an begleitet und hierher geführt.
    „Stört Sie etwas?“, fragte Nori besorgt.
    Genevieve schüttelte den Kopf. „Nicht das Geringste. Ein so prachtvolles Zimmer hätte ich nie erwartet. Schließlich komme ich nicht als Gast.“
    „Sie sollen aber so behandelt werden, und der Raum passt zu Ihnen.“
    „Ich werde mich hier sehr wohlfühlen.“ Genevieve betrachtete das aus honiggelbem Holz geschnitzte Himmelbett. Am Fußende stand eine messingbeschlagene antike Truhe, die vielleicht einmal die Mitgift einer wohlhabenden Braut enthalten hatte. Es gab zwei Nachttische mit stilvollen Lampen, einen Sekretär mit dazu passendem Stuhl und eine weich

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