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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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sie es auch schlechter treffen können.
    Unter den Bäumen waren Tische aufgebaut, zwischen denen zwei Mädchen mit weißen Häubchen und karierten Schürzen geschäftig hin und her liefen und ein Büfett aufbauten. Beaufsichtigt wurden sie dabei von einer hoch gewachsenen, festlich gekleideten blonden Frau.
    »Sehr schön«, sagte sie zufrieden zu einem der Mädchen. »Fehlen nur noch das Brot und die Suppe. Aber die kommt erst auf den Tisch, wenn die Gäste da sind.« Dem anderen Mädchen, das sich auf dem Weg ins Haus befand, rief sie nach: »Hat sich meine Tochter eigentlich gemeldet? Sie sollte doch schon längst hier sein!«
    Hanna und Erik hielten sich ein wenig im Hintergrund, während Jan unbeirrt auf die Frau zuschritt und ihr die Hand auf die Schulter legte. »Die Unpünktlichkeit hat sie von dir.«
    Die Frau fuhr herum. Jan achtete nicht auf ihren leicht erbosten Gesichtsausdruck, sondern küsste sie herzhaft auf den Mund. »Die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag, meine liebe Lotta Olsson. Mögest du weiterhin so schön bleiben wie bisher!«
    Hanna war spontan einer Meinung mit Jan. Diese Frau war schön, wenn auch vielleicht nicht unbedingt im landläufigen Sinne, dafür war ihr Gesicht eine Spur zu herb. Doch ihre Züge bestachen durch einen lebhaften Ausdruck, der von Humor, Güte und einer gehörigen Portion Lebenserfahrung zeugte. Hanna wusste sofort, dass diese Lotta Olsson eine ganz besondere Frau sein musste.
    Im Moment schien sie allerdings nicht allzu gut aufgelegt zu sein. Sie funkelte den unerwarteten Besucher an. »Was machst du denn hier?«
    »Was ich immer an diesem Tag mache«, entgegnete Jan in gespieltem Gleichmut. »Oder denkst du, ich würde einmal deinen Geburtstag vergessen? Außerdem bringe ich dir zwei Hotelgäste.« Er schnappte sich ein Fleischbällchen von einer der Platten, dann deutete er auf Hanna und Erik, die in ein paar Metern Entfernung stehen geblieben waren. »Ihr Boot hat einen Schaden, sie brauchen für ein paar Tage ein Dach über dem Kopf.«
    Lotta nahm ihm das Fleischbällchen weg und betrachtete ihn mürrisch. »Wieso sagst du das nicht gleich?«
    Sie ging zu Hanna und Erik und begrüßte sie strahlend. » Hej ! Ich bin Lotta Olsson. Willkommen im Hotel Solros . Sie haben Glück. Das schönste Zimmer ist noch frei.«
    Hanna fühlte sich trotz der freundlichen Begrüßung ein wenig unbehaglich. »Sie haben Geburtstag, ja? Meinen herzlichen Glückwunsch.« Hilfe suchend blickte sie sich zu Erik um, doch er betrachtete nur interessiert das Büfett. Wahrscheinlich war er genau so hungrig wie sie. Am liebsten hätte sie sich augenblicklich auf diese gebratenen Hackfleischbällchen 6 gestürzt. Der Anblick und vor allem der Duft ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Wir haben nicht gewusst, dass wir hier in Ihre Feier platzen«, meinte sie entschuldigend, während sie sich bemühte, nicht so gierig zum Büfett zu schielen. »Wir können uns auch gern woanders umschauen.«
    »Ach was, Sie bleiben hier«, widersprach Lotta. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer. Und wenn Sie Lust haben, machen Sie mir die Freude und essen mit uns. Ich sage immer, je mehr Gäste, desto schöner ist die Feier.«
    »Das kann ich doch machen«, mischte Jan sich ein. »Du bleibst hier und wartest auf deine Gäste, und ich zeige Hanna und Erik das Zimmer.«
    Er nahm Hanna kurzerhand eine Tasche ab und ging voraus zum Haus. Lotta blickte ihm mit unergründlicher Miene nach. Jan schaute über die Schulter zurück und zwinkerte ihr frech zu. Lotta drehte sich weg und tat so, als hätte sie etwas am Büfett zu richten.
    Hanna verfolgte es mit einigem Befremden. Zwischen den beiden schienen Funken zu stieben, von denen wohl ein nicht geringer Teil von unterdrücktem Zorn herrührte. Zumindest, soweit es Lotta betraf. Was Jan anging, hatte Hanna ganz andere Gefühle wahrgenommen. Als er sich vorhin für einen Moment unbeobachtet geglaubt hatte, war ein Ausdruck unverhohlener Sehnsucht in seine Augen getreten. Es sah danach aus, als ob er wesentlich mehr für diese Frau empfand als schlichte Zuneigung.

    *

    Niclas prallte verblüfft zurück, als Siv zur Haustür hereingefegt kam. Er hatte sich gerade in der Küche eine Kleinigkeit zu essen herrichten wollen und ließ fast das Brotmesser fallen, als er ihrer ansichtig wurde. Siv sah umwerfend sexy aus in ihrem roten, schwingenden Seidenrock und der weißen Spitzenbluse. Ihr dunkles Haar fiel offen über ihren Rücken und

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