Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
Vom Netzwerk:
Lachen und einzelne Gesprächsfetzen schallten herauf ins Zimmer.
    »Ich hoffe, es gefällt Ihnen.« Jan hatte die Reisetasche vor einem der offenen Fenster abgestellt und wandte sich zu ihnen um.
    »Sehr hübsch.« Erik stellte eine weitere Tasche auf einem Stuhl ab. »Was meinst du, Hanna?«
    Hanna nickte kurz und wandte sich dann Jan zu. »Ich weiß nur nicht, ob es richtig war, so in die Geburtstagsfeier Ihrer Frau...«
    »Meiner Ex-Frau«, unterbrach Jan sie. Er stand am Fenster, die Hände in den Hosentaschen.
    Hanna zuckte die Achseln. »Tja... Ich hatte den Eindruck, dass sie vielleicht ein bisschen... irritiert war.«
    »Das hatte nichts mit Ihnen zu tun.« Jan schaute leicht betreten drein. Sein Blick hatte sich verdüstert. »Dabei ging’s nur um mich.« Er nahm die Hände aus den Taschen und kam näher. »Sie kann mir einfach nicht verzeihen, dass ich...« Er unterbrach sich und suchte nach Worten, während er verlegen an seinem blauen Pulli zupfte. »Dass ich mal einen Fehler gemacht habe«, beendete er brummig den Satz. Dann lachte er, und mit einem Mal waren seine Augen wieder so strahlend hell wie der Sommerhimmel draußen. »Und jetzt kommen Sie mit, gleich wird sie das Büfett eröffnen, und das ist Legende hier in der Gegend!« Mit einem aufmunternden Grinsen empfahl er sich.
    Erik hängte seine Windjacke über eine Stuhllehne und wandte sich Hanna zu. »Kommst du?«
    »Gleich.« Hannas Blicke irrten zum offenen Fenster. Gerade eben hatte sie eine Stimme gehört, die ihr bekannt vorgekommen war.
    »Geh nur schon vor, ich mache mich noch ein bisschen frisch.«
    Sie wartete, bis Erik draußen war, dann eilte sie zum Fenster und schaute hinaus. Es war tatsächlich Pelle, den sie gehört hatte. Er stürmte auf Lotta zu. »Tante Lotta! Alles Gute zum Geburtstag!« In den Händen hielt er ein bunt aussehendes Ding, von dem Hanna auf die Entfernung nicht sagen konnte, was es darstellte.
    »He, so was habe ich mir immer gewünscht!« Lotta beugte sich zu dem Kleinen hinab und küsste ihn. »Vielen Dank, Pelle!«
    Im selben Moment tauchte er auf. Hanna hielt den Atem an. Sie musste ihn nur ansehen und begriff in derselben Sekunde, dass niemand anderer als dieser Mann jenes eigentümliche Gefühl drohender Veränderungen in ihr ausgelöst hatte. Ihr Herz schlug plötzlich zum Zerspringen. Es war, als stünde sie ihm wieder dicht gegenüber, so wie in dem kleinen Boot. Das dunkle Haar, das ihm ständig widerspenstig in die Stirn fiel. Sein offenes Lachen, die Wärme seiner Hand. Sie konnte sich plötzlich in allen Details an sein Gesicht erinnern, obwohl er in diesem Augenblick mindestens dreißig Meter weit weg war. Seine Augen waren so braun wie geschmolzene Schokolade, und wenn er in die Sonne schaute, tanzten zahllose goldene Pünktchen darin. Seine Zähne waren sehr weiß, was vielleicht daran lag, dass sein Teint etwas dunkler war als bei den meisten Menschen in diesen Breiten. Am Kinn hatte er eine winzige Narbe, und wenn er lachte, zeigte sich neben seinem rechten Mundwinkel ein kleines Grübchen.
    Wie hatte sie all das auch nur eine einzige Sekunde vergessen können? Völlig gebannt schaute sie ihn an. Er bewegte sich mit einer natürlichen, geschmeidigen Elastizität, die ihr schon vorher an ihm aufgefallen war.
    In den Händen trug er einen türkisblauen Terrakottatopf mit voll erblühten gelben Rosen, den er Lotta artig überreichte, bevor er ihr gratulierte.
    » Mhm , die riechen gut!«, sagte Lotta.
    Zwischen den Bäumen tauchte eine dunkelhaarige junge Frau auf, groß und grazil in ihrem roten Rock und der weißen Bluse.
    »Du hast die Schleife im Boot liegen lassen, Niclas!« Ihr helles Lachen tönte durch den Garten, während sie breites, rot glänzendes Geschenkband um den Blumentopf wand. Sie neigte sich zu Lotta und umarmte sie. »Alles Gute zum Geburtstag, Mama!« Anschließend trat sie zu Niclas und küsste ihn. »Wenn du mich nicht hättest!« Strahlend hakte sie sich bei ihm ein, und gemeinsam schlenderten sie alle zum Büfett.
    Hanna starrte ihnen hinterher. Natürlich war er verheiratet. Wieso auch nicht. Die Gründe dafür lagen auf der Hand. Erstens hatte er ein Kind. Und zweitens würde ein so ungewöhnlich attraktiver Mann wie er wohl kaum allein leben.
    Hanna wich vom Fenster zurück. »Was hast du denn erwartet«, murmelte sie. Hitze war in ihre Wangen gestiegen, und eilig ging sie hinüber zum Schminktischchen. Sie musterte sich in dem runden, mit Schnitzwerk verzierten

Weitere Kostenlose Bücher