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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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jünger und um einiges schlanker gewesen war als sie selbst — Lotta wusste, dass sie gut aussah und dass Jan sie immer noch begehrte, und zwar mehr als je zuvor.
    Eines der Mädchen hatte frische Blumen in einer Vase dekoriert und reichte sie Lotta im Vorbeigehen. »Der Strauß ist für Sie abgegeben worden.«
    Lotta bedankte sich und ging beschwingt weiter zur Empfangstheke, wo sie die Vase abstellte und das Kärtchen herausfischte, um einen Blick darauf zu werfen. Er konnte es einfach nicht lassen.
    Als das Telefon läutete, hob sie lächelnd ab und meldete sich. Aus den Augenwinkeln sah sie Hanna die Treppe herunterkommen und nickte ihr freundlich zu.
    » Hej , Niclas«, sagte Lotta erfreut.
    »Ist Hanna Beilmann da?«, fragte er sofort. Seine Stimme klang gehetzt.
    »Hanna Bellmann?« Lotta zögerte, als sie Hannas entgeisterten Gesichtsausdruck sagte. »Moment...«
    Hanna winkte hastig gestikulierend ab, und Lotta setzte in bedauerndem Tonfall hinzu: »Nein, Niclas, tut mir Leid, sie ist nicht mehr im Hotel.«
    Ein Klicken in der Leitung zeigte an, dass er aufgelegt hatte.
    Lotta schaute Hanna fragend an, doch die war offenbar nicht gewillt, Erklärungen abzugeben. Stattdessen deutete sie auf die Blumen. »Schöner Strauß.«
    » Mhm . Das konnte er schon immer. Er hat mir immer unglaublich schöne Blumen geschenkt.«
    »Ihr Mann«, sagte Hanna mit besonderer Betonung.
    Beinahe trotzig nickte Lotta. »Ja, mein Mann.« Gleich darauf schwächte sie ihren Satz ab. »Sozusagen.« Sie lächelte schief. »Macht der Gewohnheit, wissen Sie.«
    Sie nahm die Vase und stellte sie auf dem Sideboard hinter der Empfangstheke ab. »Möchten Sie die Rechnung?«
    »Ja, bitte.«
    »Schade, dass Sie schon abreisen.«
    Hanna nickte mit abgewandtem Gesicht. »Es war sehr schön bei Ihnen. Ein Glück, dass wir Ihren Mann getroffen haben.« Unvermittelt setzte sie hinzu: »Sind Sie eigentlich schon lange geschieden?«
    Lotta schaute kurz von dem Rechnungsformular auf. »Wir sind nicht geschieden. Nur getrennt.«
    »Deswegen.« Hanna nickte nachdenklich. »Sie wirken gar nicht wie ein geschiedenes Paar.«
    »Aber faktisch sind wir es. Ist uns nur zu teuer, diese ganze Sache mit den Anwälten und so.«
    »Manche machen den letzten Schritt ja nur nicht, weil sie sich doch nicht sicher sind«, sagte Hanna. Langsam fügte sie hinzu: »Und schenken weiter Blumen...«
    Lotta hob den Kopf, einen bitteren Ausdruck im Gesicht. »Wann ist man schon sicher im Leben?« Sie hielt inne, dann setzte sie achselzuckend hinzu: »Immerhin waren wir fast dreißig Jahre lang glücklich.«
    »Und dann hat er einen Fehler gemacht.«
    Lotta antwortete nicht.
    »Den Sie ihm nicht verzeihen können«, fügte Hanna hinzu.
    Lotta wollte offenbar nichts dazu sagen. Sie riss das fertig ausgefüllte Rechnungsformular ab und legte es auf den Tresen. »Zahlen Sie bar oder mit Karte?«
    »Bar.« Hanna zählte die passende Summe ab. »Danke für alles.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Lotta. Aufrichtige Sympathie klang aus ihrer Stimme, als sie Hanna zum Abschied die Hand gab. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, und kommen Sie gesund wieder!«
    Hanna erwiderte ihr Lächeln, bevor sie ihre Tasche nahm und zur Tür ging. Dort blieb sie stehen. Einen letzten Versuch war es wert.
    »Sie sind doch immer noch wütend auf ihn. Glauben Sie wirklich, dass wären Sie, wenn Sie keine Gefühle mehr für ihn hätten?« Sie schaute Lotta eindringlich an, doch deren Miene blieb unbewegt. Hanna erkannte die Botschaft. Sie sollte endlich aufhören, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen. Mit gesenktem Kopf eilte sie nach draußen, wo zu ihrer Verblüffung Pelle auf sie zugerannt kam.
    »Hanna!«, rief er.
    » Hej , Pelle.«
    Er hielt ihr den Drachen hin, in dessen Naht ein riesiges Loch klaffte. »Er fliegt nicht mehr«, sagte er niedergeschlagen.
    »Das ist nicht so schlimm. Du brauchst nur etwas Kleber und...«
    »Kannst du das nicht machen?«, fiel er ihr ins Wort.
    »Ich bin auf dem Weg zu unserem Schiff, Pelle. Wir reisen gleich ab.« Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Seine Blicke verstörten sie so, dass sie es kaum ertragen konnte. Vielleicht lag es daran, dass er seinem Vater zu ähnlich sah.
    »Mach’s gut, Pelle.« Hastig schulterte sie ihre Tasche und ging weiter.
    »Wieso bleibst du nicht hier?«, rief er ihr anklagend nach.
    Sie brachte es nicht fertig, ihn einfach so stehen zu lassen. Schweren Herzens drehte sie sich um und ging wieder zu ihm zurück.
    »Du

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