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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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irritierte ihn, ohne dass er genau hätte sagen können, was es war. Vielleicht war es das winzige Zittern in ihrer Stimme oder die Tatsache, dass ihr Lächeln nicht ihre Augen erreichte. Sie schien unter großer Anspannung zu stehen.
    »Dann ist es wohl das Beste, wenn ich die Papiere in die Kajüte lege. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    Sie entfernte sich ein paar Schritte, bereits im Begriff, zum Steg hinüberzugehen.
    Stirnrunzelnd hob Jan die Schultern. »Wenn Sie seine Sekretärin sind...«
    Sie nickte und stöckelte auf ihren hohen Absätzen über die Planken, bis sie die Miranda erreicht hatte.
    Jan wandte sich achselzuckend wieder seiner Arbeit zu. Außer Essensvorräten ließ sich dort nicht viel klauen, die Beilmanns hatten alle Wertsachen mitgenommen, darauf hatte er bestanden. Außerdem sah die Frau nicht aus, als hätte sie es nötig, sich an fremdem Eigentum zu vergreifen. Allein das Cabrio, das sie fuhr, war mehr wert als er in den letzten drei Jahren verdient hatte.
    Elsa erklomm die Yacht und stieg eilig hinunter in die Kajüte. Ihr wurde übel, als sie sich im Inneren des Schiffes umsah. Die Teakholzvertäfelung, die blauen Kissen auf den Bänken, die mit ein paar Handgriffen zu einem Bett umfunktioniert werden konnten, die Fotos von früheren Segeltörns, die an eine Schranktür gepinnt waren. Hier wollte er also ein ganzes Jahr mit ihr verbringen.
    Auf einem Wandbrett neben der Kombüse lag das Logbuch. Elsa schlug es auf und empfand es plötzlich als Fügung des Schicksals, dass noch kein Eintrag darin stand. Sie holte den Brief aus ihrer Handtasche, um ihn hineinzulegen. Wer auch immer das Buch zuerst aufschlug — er würde den Umschlag finden. Sie hatte ihn nicht zugeklebt, und sie hatte nicht nur für Erik, sondern auch ihren Absender darauf geschrieben. Falls seine Frau für die Logbucheinträge zuständig war, würde sie auf den Brief stoßen und hineinschauen. Dann sollte es eben so sein. Elsa hatte es endgültig satt, nur eine Randfigur in seinem Leben zu sein. Sie war nicht irgendwer, sondern die Frau, die er seit einem Jahr liebte, und sie war der Meinung, dass es höchste Zeit war für ein paar Wahrheiten.
    Im nächsten Moment hätte sie um ein Haar entsetzt aufgeschrien. Jemand kam die Leiter herunter, und erst eine schreckerfüllte Sekunde später sah sie, dass es Erik war.
    Völlig konsterniert blickte er sie an. »Elsa, was um Himmels willen...«
    Wortlos nahm sie den Brief wieder aus dem Logbuch und knallte ihn Erik vor die Brust, bevor sie sich an ihm vorbeidrückte und rasch zurück an Deck stieg.
    Erik folgte ihr hastig, doch sie war bereits wieder auf dem Steg und eilte hinüber zu ihrem Wagen.
    Vernichtet ließ Erik sich auf die Ruderbank fallen und starrte auf den Brief. Beim Anblick ihres Cabrios hatte sich vorhin in seinen Eingeweiden ein Knoten gebildet, der ihm immer noch die Luft abdrückte. Um ein Haar wäre sie Hanna über den Weg gelaufen! Ob sie es womöglich sogar darauf angelegt hatte?
    Dass es nicht dazu gekommen war, hatte er nur einem glücklichen Zufall zu verdanken. Lotta war noch nicht vom Einkaufen zurück, und Hanna hatte darauf bestanden, auf sie zu warten, um sich anständig von ihr zu verabschieden. Es konnte nur ein paar Minuten dauern, bis sie ebenfalls hier eintraf.
    Unruhig drehte er das Kuvert in seinen Händen, bevor er den Bogen herauszog und ihn auseinander faltete. Nur drei Worte standen dort: Ich liebe dich.
    Dem Brief war ein Foto beigelegt, das in mehrere Teile zerrissen und anschließend wieder zusammengeklebt worden war. Erik kannte das Bild. Sie hatten es mit dem Selbstauslöser ihrer Kamera zum Anlass ihres sechsmonatigen Zusammenseins aufgenommen. Damals hatte er wirklich geglaubt, alles unter einen Hut bringen zu können. Zwei Frauen, zwei Leben. Er musste wohl wahnsinnig gewesen sein, eine andere Erklärung fand er nicht dafür.
    Trotzdem konnte er nichts gegen den Schmerz tun, der ihn beim Anblick ihres davonbrausenden Cabrios wie aus dem Nichts ansprang und ihm den Atem nahm.

    *

    Lotta war gut aufgelegt, als sie die Halle betrat. Sie hatte in ihrer Lieblingsboutique ein rotes Kostüm gefunden, das wie angegossen passte. Glücklich über ihre Neuerwerbung, hatte sie es gleich angelassen und wünschte sich, Jan könne sie sehen. Natürlich war ihm längst aufgegangen, was er an ihr verloren hatte, doch es konnte nicht schaden, ihn hin und wieder mit der Nase darauf zu stoßen. Auch wenn die andere vielleicht zehn Jahre

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