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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Himmel. Es ist mal wieder bewölkt. Wie immer in letzter Zeit. Mond und Sterne machen sich rar.
    „Hey“, macht es hinter ihr. Sie dreht sich um, es ist Mascha, sie hat ebenfalls einen Kaffeebecher in der Hand. „Grosse Geister denken gleich“, sagt sie. Alys grinst. „Sieht ganz so aus.“
    „Was hältst du vom ‚’Unter Wasser’’?“ Das „Unter Wasser’’ ist eine Bar, die beide mögen. „Klingt gut. Wir sind früh, sollten also noch einen Platz finden.“
    Im gleichen Moment leuchtet das grüne Männchen an der Ampel auf. Die beiden überqueren die Strasse. Maschas Absätze klappern über den Gehsteig, es klingt fröhlich. Alys wirft einen bewundernden Blick auf die Schuhe. Das sind keine Schuhe, vielmehr ein Kunstwerk , altrosa Pumps mit einer roten Sohle. Da Mascha praktisch gleich gross ist wie sie damit, müssen die Absätze locker 13, 14 Zentimeter hoch sein. „Sind das die Louboutins, die du dir zu Weihnachten kaufen wolltest?“
    Mascha nickt. „Sind sie nicht grossartig?“
    „Sie sind der Wahnsinn“, hält Alys fest. „Aber darfst du sie schon tragen, es ist doch gar nicht Weihnachten?“
    Mascha stupst sie in die Seite. „Als du dir letztes Jahr dieses tolle neue Typographie-Programm gekauft hast, da hast du auch nicht bis zu einem bestimmten Datum gewartet, bevor du es benutzt hast, oder?“
    Alys schmunzelt. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. „Wie war es eigentlich heute Nachmittag?“, will Mascha in beiläufigem Ton wissen. „Gut. Wir haben die Entwürfe angesehen und diskutiert. Hat ganz schön lange gedauert. Er ist anspruchsvoll und sehr direkt, wenn ihm etwas nicht gefällt. Aber wir hatten eine gute Diskussion, im Grossen und Ganzen hat es ihm gefallen.“
    „Schön“, sagt Mascha, aber Alys hört ihrem Ton an, dass es ihr eigentlich um etwas anderes geht. Etwas, das gleich zur Sprache kommen wird. Nach fast 14 Jahren Freundschaft kennt sie Mascha gut genug.
    „Ich wusste gar nicht, dass Eliot vorbeikommen wollte ...“
    „Ich doch auch nicht. Das war spontan.“
    „Er ist nicht der typische Kunde, im Gegenteil. Er fährt mit dir auf eine Autobahnraststätte Kaffee trinken, zur Inspiration; fragt dich, welche Blumen er seiner Freundin kaufen soll; taucht unangekündigt bei dir zuhause auf ...“
    „Keine Ahnung, vielleicht ist das ein Künstler-Ding ...“
    Mascha hält Alys mit ihrem Blick fest. „Er geht ziemlich vertraut mit dir um ...“ Alys hebt eine Augenbraue. „Worauf willst du hinaus, M?“ Mascha wickelt sich eine blonde Locke um den Finger, wie immer, wenn sie überlegt, wie sie etwas formulieren soll. „Ich will darauf hinaus, dass ich finde, du solltest vorsichtig sein ...“
    „Du findest, er kommt mir zu nahe?“, fragt Alys.
    „Das musst du beurteilen. Es ist das erste Mal, dass ich euch zusammen gesehen habe, seit du den Auftrag hast, ich weiss nicht, wie ihr sonst miteinander umgeht.“
    „Und das kommt von der Frau, die mir gesagt hat, ich solle mit ihm ins Bett gehen!“ Mascha schüttelt leicht den Kopf. „Du weisst doch, wie ich bin. Das war ein Spruch. Aber viele Frauen da draussen würden nicht zögern, Kunde hin oder her. Sie würden die Gelegenheit nutzen.“
    „Ich glaube nicht, dass die Gelegenheit besteht, für mich oder jemand anderen. Eliot ist verlobt.“
    „Alys, manchmal habe ich das Gefühl, du entstammst einem Disney-Film! Wie gut kennst du Eliot wirklich? Ein Mann wie er und treu? Komm schon. Die Chance dafür ist vernichtend klein.“
    Alys wirft den leeren Kaffeebecher in einen Abfallkübel. „Ich habe keinen Grund, nicht das Beste von ihm anzunehmen. Irina ist eine tolle Frau, das sagst du selbst, und du solltest seine Stimme hören, wenn er von ihr spricht ...“
    „Ich sage nicht, dass er sie nicht liebt, aber du hast gehört, wie sie sich gestritten haben. Das klingt nicht danach, als würde der Himmel voller Geigen hängen bei ihnen, auf jeden Fall nicht immer.“
    „Jeder streitet mal ...“
    „Ja, und das ist ihr Problem, nicht unseres. Es geht mir nicht um die Beziehung der beiden. Ich kenne deinen moralischen Massstab, vergebene Männer sind tabu. Aber ich habe heute diesen Ausdruck auf deinem Gesicht gesehen, diese Berührung hat etwas mit dir gemacht ... Darum finde ich, solltest du vorsichtig sein. Um deiner selbst willen.“
    Alys zündet sich eine Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug. „Ich werde mich nicht ihn verlieben, Mascha. So masochistisch bin ich nicht veranlagt.“ Ihre Stimme klingt fest.

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