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Sei dennoch unverzagt: Gespräche mit meinen Großeltern Christa und Gerhard Wolf (German Edition)

Sei dennoch unverzagt: Gespräche mit meinen Großeltern Christa und Gerhard Wolf (German Edition)

Titel: Sei dennoch unverzagt: Gespräche mit meinen Großeltern Christa und Gerhard Wolf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Simon
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Geschäftsführerin der filia.diefrauenstiftung
    28 Fred und Maxi Wander, Maxi Wander ( 1933 – 1977 ), österreichische Schriftstellerin, lebte seit 1958 in der DDR , wurde bekannt durch ihr Buch Guten Morgen, du Schöne , Berlin 1977 , starb 1977 an Krebs; Fred Wander ( 1917 – 2006 ), österreichischer Schriftsteller, war während des Zweiten Weltkrieges in den KZ s Auschwitz und Buchenwald interniert, emigrierte 1958 in die DDR und verließ sie 1983 wieder, lebte bis zu seinem Tod in Wien, die Wanders waren mit Christa und Gerhard Wolf befreundet.
    29 Es handelt sich um das Buch von Gerhard Wolf Der arme Hölderlin , Berlin 1972, 2012 .
    30 Aufrufaktion von Initiatoren aus der Bürgerbewegung im letzten Jahr der DDR . Christa Wolf brachte den Text in seine Endfassung. Er wurde am 28 . November 1989 veröffentlicht. Der Aufruf enthielt die Aufforderung, sich gegen eine Vereinnahmung durch die Bundesrepublik und für eine Eigenständigkeit der DDR einzusetzen. Mehr als eine Million Menschen unterzeichneten. Der Aufruf wurde damals als realitätsfern und elitär angegriffen.
    31 Sebastian Pflugbeil, geb. 1947 , Physiker, Mitbegründer des Neuen Forums, 1990 Minister ohne Geschäftsbereich in der letzten von der SED geführten DDR -Regierung unter Hans Modrow
    32 Egon Krenz, geb. 1937 , seit 1984 zweiter Mann nach Erich Honecker, ab Oktober 1989 für sieben Wochen als Nachfolger Honeckers Staatsratsvorsitzender der DDR
    33 Die Andere wurde vom Neuen Forum im Januar 1990 gegründet. Sie war eine überregionale Wochenzeitung und wurde im April 1991 eingestellt.

Woserin, 31 . Juli 1999
    Fast ein Jahr ist vergangen seit unserem ersten Gespräch. Beinahe wirkt es, als hätten wir uns von dessen Intensität ausruhen müssen. Es war schwierig, einen neuen Termin zu finden. Wir haben alle sehr viel zu tun. Mein erstes Berufsjahr ist vorüber, seit einem Jahr bin ich Reporterin beim Berliner Tagesspiegel . Ich schreibe lange, schnell recherchierte Geschichten über Amnesiekranke, Tagelöhner, Polizisten, die im Internet nach Kinderpornographie fahnden, über meinen ehemaligen Wehrerziehungslehrer. Und meine Großeltern sind stets sehr beschäftigt.
    Den Sommer verbringen meine Großeltern meist in ihrem Ferienhaus. Für ein Wochenende fahre ich nach Woserin in Mecklenburg. Ich will sie besuchen, und wir haben vor, uns weiter zu unterhalten. Als ich ankomme, scheint die Sonne, es ist sehr warm. Mein Großvater steht in kurzen Hosen in der Küche, er kocht Krebse vom Fischer nebenan. Abends sitzen wir lange auf der Terrasse hinter dem Haus vor einer gut gefüllten Tafel, essen, trinken Wein und reden. Es gibt Fotos von jenen Tagen, ein in Sepia getauchtes Idyll. Ein idealer Sommer. Auf einem Bild hält meine Großmutter sogar eine Zigarette zwischen ihren Fingern.
    An einem Sonnabendnachmittag gehe ich mit meinen Großeltern vor das Haus, dort liegt unter den Bäumen ein riesiger Findling, er dient als Tisch. Wir schauen in den Garten, vor uns stehen Gläser mit Saft aus selbst geernteten Äpfeln.
    JS     Wo waren wir beim letzten Mal stehengeblieben?
    CW / GW     Wissen wir nicht mehr.
    JS     Ich glaube, wir haben kurz nach dem Krieg aufgehört, als die Verbrechen der Nazis ans Licht kamen, und ihr habt beschrieben, wie ihr euch danach gefühlt habt.
    CW     Wir waren nach dem Krieg in Mecklenburg auf einem Dorf bei Schwerin gelandet, das habe ich schon erzählt. Ich ging in Schwerin in die Schule, in die zehnte Klasse. Als der 1 . Mai 1946 kam, beschloss ich mit einer Freundin, die auch Umsiedlerin war, Folgendes: Wir passen uns nicht an und marschieren nicht unter den roten Fahnen mit! Wir steckten uns Vergiss mein nicht an, liefen ein Stück des Zuges mit und schlugen uns dann in die Büsche. Wir fanden, man müsse doch ein wenig Treue beweisen. In dieser Zeit drang auch die Aufklärung der Naziverbrechen zu uns vor. Ich erinnere mich daran, wie ich in einer Zeitung einen Bericht über ein Konzentrationslager las, der so glaubwürdig war, dass ich es glaubte. Die Bücher über die KZ s kamen erst später. Wann kamen die, Gerd?
    GW     Der Begriff Auschwitz fiel in den frühen Büchern nicht. Das steigerte sich langsam, bis Auschwitz zum Symbol wurde. Das KZ Buchenwald wurde unter den Russen wieder zum Lager. Da waren zum Teil richtige Nazis drin, zum Teil auch nicht. Das ging sehr durcheinander.
    CW     Du warst in Thüringen. Buchenwald war für dich ein Begriff, für mich überhaupt nicht. Ich

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