Sei gut zu dir, wir brauchen dich
leichter.
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|48| 2. Setzen Sie sich selbst unter Druck?
»Sie hatten den Hang, nach Perfektion zu streben. Sie beobachteten ihre Sprache, ihr Verhalten und ihr Benehmen. Sie gammelten
nie. Aber keiner von ihnen schien glücklich zu sein. Stattdessen waren sie oft ängstlich, zwanghaft oder einfach unglücklich.«
Diese Sätze stammen von Arnold A. Lazarus, einem der einflussreichsten Psychologen in Amerika und sind das Ergebnis von Studien
über Menschen in der Leistungsgesellschaft, die einige Jahrzehnte zurückliegen. Nach Lazarus folgt daraus nur eines: Um ein
zufriedenes, erfülltes Leben führen zu können, müssen wir unsere Perfektionsansprüche zurückschrauben. Seither ruft der mit
vielen Preisen und Ehrungen bedachte Lazarus dazu auf, dass wir unsere Zwanghaftigkeit ablegen sollen.
Allerdings scheinen seine Appelle bisher wenig genutzt zu haben. Aktuelle Untersuchungen lassen sogar darauf schließen, dass
wir noch sehr viel verbissener geworden sind. Denn einerseits sind die Anforderungen gewachsen, als Frau oder Mann in dieser
Gesellschaft zu bestehen und erfolgreich zu sein. Und andererseits sind in der Folge die Ansprüche und Erwartungen gestiegen,
die jeder an sich selbst stellt. Das Resultat davon: Ob Manager in Sandwichposition, Frauen, die versuchen, Beruf, Haushalt
und Kinder unter einen Hut zu bringen oder frischgebackene Studenten – ob Leistungen, Planungen oder materielle Dinge – fast
jeder setzt sich heute unter Druck. Aller Wahrscheinlichkeit nach gilt das auch für Sie. Deshalb sollten Sie sich zu Beginn
selbst fragen: |49|
Wo setze ich mich unter Druck?
(zum Beispiel Aussehen, Beruf, Statussymbole)
Wie setze ich mich unter Druck?
(zum Beispiel Diät, Überstunden, Schulden)
Warum setze ich mich unter Druck?
(zum Beispiel den Freundinnen imponieren, sich selbst etwas beweisen, die Nachbarn beeindrucken)
Vielleicht beschleicht Sie manchmal aber auch die Angst, den Anforderungen und Erwartungen der anderen – der Firma, der Familie,
des Freundeskreises – irgendwann nicht mehr zu genügen. Zugleich bürden Sie sich neue Arbeiten und Aufgaben auf, nicht weil
es wirklich sein müsste, sondern weil Sie denken »Ich muss das tun«. Vielleicht setzen Sie sich selbst unter Stress, unbedingt
etwas bis zu einem bestimmten Termin geschafft zu haben oder den gleichen Status zu erreichen wie die Damen und Herren aus
der Vorstandsetage oder dem angesehenen Golfclub. Vielleicht haben Sie sich auch schon öfter gesagt: »Jetzt ist Schluss. Ich
mache mich nicht mehr verrückt, um den Erwartungen meiner betuchten Freunde zu entsprechen, um meinem Chef zu zeigen, dass
ich arbeiten kann wie ein Pferd oder meiner Familie zu beweisen, dass ich alles schaffen kann. Vielleicht haben Sie sich gesagt:
Von heute an gehe ich lockerer damit um, höre auf, mir selbst Druck zu machen und lasse mich auch von den anderen nicht mehr
jagen.« Aber dann haben Sie sich tags darauf wieder in der Druckfalle verfangen.
Ich kenne die guten Vorsätze und das Rückfälligwerden gut. Und ich kann auch sehr gut nachempfinden, dass man den Bedürfnissen
und Wünschen der Menschen um sich herum gerne entsprechen möchte, sich selbst dabei nicht schont und Pläne macht, die manchmal
etwas zu ehrgeizig sind.
Doch eben deshalb müssen Sie auf sich selbst aufpassen. Denn wer sich permanent unter Druck setzt, läuft Gefahr, sich von
den |50| eigenen Bedürfnissen und Wünschen immer weiter zu entfernen. Das hat zur Folge, dass die Akkus irgendwann leer sind, die Substanz
angegriffen wird, Erschöpfungszustände folgen und Frustration sowie Depression droht.
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Take-Care-Prinzip: So nehmen Sie den Druck heraus
Fragen wir uns also auch hier, wie wir uns liebevoller behandeln können. Welche Präventivmaßnahmen gibt es, Druck abzubauen
oder ihn gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wir sollten zu probaten Pflegemitteln für einen wohlwollenden Umgang mit uns
selbst finden. Vieles, was wir vorher als Zwang wahrnahmen, erweist sich dann als hausgemacht, und die Lebenslustkurve schnellt
wieder nach oben. Die folgenden Maßnahmen helfen Ihnen dabei.
Schrauben Sie Ihre Ansprüche herunter
»Schützt mich vor dem, was ich begehre.«
Jenny Holzer, Künstlerin
Wissen Sie noch, wie Sie sich fühlten, als Ihr Einkommen noch mager war und Sie mehr Zeit hatten? Lebten Sie damals ohne Zwänge,
weil Sie sich weniger Gedanken machten? Oder hatten Sie
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