Sei gut zu dir, wir brauchen dich
befreites Strahlen huscht
über das Kindergesicht. Auch wenn Sie der Trotzphase längst entwachsen sind – nehmen Sie das Weinen in Ihr Verwöhnprogramm
ruhig mit auf. Denn es baut bekanntermaßen Stress- und Druckgefühle ab. Meine weiblichen Leser wissen, was ich meine, wenn
ich sage: Man kann das Weinen sogar richtiggehend zelebrieren. Daher sollten auch Sie, liebe Männer, es mal probieren. Wer
nicht mehr zu weinen vermag, kann es wieder lernen. Es gibt zum Heulen schöne Filme im Kino anzuschauen. Wer lieber nicht
in der Öffentlichkeit Tränen zeigt, kann sich diese Filme natürlich auch ausleihen und das Weinen zu Hause probieren.
|61| Einen Spleen pflegen
Die nächste Anti-Druck-Maßnahme, die ich Ihnen empfehlen möchte, basiert auf den Erkenntnissen eines englischen Arztes: Es
ist gesund, exzentrisch zu sein. Lassen Sie daher Ihren Marotten freien Lauf – pflegen Sie einen Spleen. Und falls Sie noch
keinen haben, schaffen Sie sich rasch einen an. Dr. David Weeks hat in einer Langzeitstudie herausgefunden: Wer spleenig ist,
wird alt. Exzentriker leben länger. Sie haben ein besseres Immunsystem und sind lebenslustiger, weil sie der Druckfalle entkommen.
Denn durch das Kultivieren eines Spleens können Sie sich ein Stück weit von der Realität distanzieren und so dem Alltagsdruck
entkommen. Sie nehmen sozusagen eine ironische Distanz zu Ihrem Leben ein.
Nutzen Sie diese Möglichkeit, und fügen Sie Ihrem Alltagsleben einen Schuss Exzentrik hinzu. Lösen Sie den Status des vernünftigen
Erwachsenen zwischenzeitlich auf und polieren Sie Ihre Ticks. Dabei ist es egal, wie diese aussehen – die Hauptsache ist,
es hilft, sich zu lockern. Ich kenne Menschen, deren Spleen darin besteht, allabendlich Schlagerschnulzen zu schmettern, andere,
die am liebsten in der Nacht spazieren gehen, nur in der Badewanne gut schlafen oder mit ihren Stofftieren sprechen. Ich hörte
von einem Juristen, der ein Riesenareal mit Sonnenblumen bepflanzen ließ, um sich täglich dort aufzuhalten und auf »freundlichere
Gedanken« zu kommen. Und meine eigenen Spleens sind die, an manchen Tagen nur schöne Straßen zu durchfahren, obwohl es jedes
Mal ein Umweg ist, oder vor bestimmten beruflichen Terminen die Rolling Stones zu hören.
Ganz gleich, was Sie als Ihre Lieblingsmacke bezeichnen würden – pflegen Sie sie und scheren Sie sich dabei nicht um Konventionen.
Verlieren Sie keine Zeit damit, danach zu fragen, ob es Sie vor den anderen gut aussehen lässt oder nicht, ob man Sie dafür
bewundert oder belacht. Gestatten Sie sich in Ihrem Alltag immer Zeiten, in denen Sie sich vom Druck mithilfe eines gepflegten
Spleens entlasten.
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|62| Finden Sie ein gesundes Maß
Zugegeben, Maßhalten klingt zunächst etwas altmodisch und nach Verzicht. Dabei geht es genau um das Gegenteil – um den Gewinn
von Gesundheit und Lebenskraft. Unsere Zeit hat nämlich die Maßlosigkeit zur Maxime erhoben. Und wir unterwerfen uns diesem
Gebot, indem wir unser körperliches Kräftevolumen oft überschätzen und Alarmsignale überhören. Wir verlangen uns zuweilen
Sprints ab, die wir, realistisch betrachtet, nicht schaffen können. Machen Sie Schluss mit diesem Automatismus, der an den
Kräften zehrt, er ist schädlich für Körper und Seele. Stellen Sie auf ein verträgliches Maß um.
Maßhalten beim Sport
Fit sein schützt vor Krankheiten, gibt uns ein gutes Körpergefühl und macht attraktiv. Das Problem ist nur: Die meisten tun
des Guten zu viel. Vor allem Männer gehen bei sportlichen Aktivitäten nach dem gleichen Leistungsprinzip vor wie im Job. Und
das hat nicht selten böse Folgen – Orthopäden wissen ein Lied davon zu singen. Viele haben gar kein Gefühl dafür, wann es
genug ist. Frei nach dem Nietzsche-Spruch »Was mich nicht umbringt, macht mich nur noch härter« neigen sie dazu, sich zu überfordern.
Denn immer noch glauben viele an das Märchen »Es muss wehtun, damit es was bringt«. Dabei kann man heute in allen Fitness-Ratgebern
nachlesen, dass regelmäßige sportliche Belastung effektiver ist als seltene Gewaltakte. Lernen Sie mehr auf den inneren Sensor
zu hören. Üben Sie beim Sport, mit Ihren Energien hauszuhalten, und gehen Sie es weniger aggressiv an. Verfahren Sie nach
dem Prinzip: Ich muss nicht gewinnen und niemandem etwas beweisen. Sie sollten Ihre Aktivitäten Ihrer körperlichen Konstitution
anpassen. Als Faustregel gilt: Zwei- bis
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