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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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gerade erst angefangen. Da müssen Sie morgen die Kolleginnen von der Frühschicht fragen, die sind schon weg.«
    Schon weg?
    »Wie viel Uhr ist es denn?«, fragt Sina.
    »Zwanzig nach eins.«
    Alarmiert springt Sina auf. Verdammt! Tabea! Sie sind verabredet, zwischen zwölf und eins. Ihr erstes Treffen. Und sie kommt zu spät. Hoffentlich ist Tabea nicht beleidigt. Was ist nur los mit ihr und ihren Dates?
    Sie berührt Frederiks Hand.
    »Ich komme morgen wieder. Wünsch mir Glück.«
    12
    »Oh Mann, was für ein Schrott. Danke für deine Hilfe.« Tabea zieht das letzte Blatt aus dem Drucker und reicht es Sina. »Ohne dich hätte ich das nie so gut hingekriegt.«
    »Warum hast du dir das Thema überhaupt ausgesucht?« Froh über Tabeas Lob, das den Ärger über ihre Verspätung wieder wettmacht, packt Sina die Blätter in eine Klarsichtfolie und verstaut sie in ihrer Schultasche.
    »Laureen hat es ausgesucht. Sie dachte, Sturm und Drang klingt interessant. Das Wort Dichter hat sie wohl übersehen«, meint Tabea grinsend. »Das kann bei Laureen schon mal vorkommen. Jetzt macht sie mit Bessy ein Referat über Lyrik der Postmoderne. Ich bezweifle, dass sie dabei mehr Spaß hat, wenn sie erst mal spannt, was sich hinter dem Wort Lyrik eigentlich versteckt …«
    Sina lacht. Sie kann sich Laureen lebhaft vorstellen. Ihr barbiehaftes Gesicht, wie sie die fein säuberlich gezupften Augenbrauen hochzieht und das Wort Lyrik in mehr Silben zerpflückt, als es zu bieten hat.
    Die Tür geht auf und Tabeas Mutter steckt ihren Kopf herein. »Eiskaffee?« Dann steht sie mit einem kleinen Silbertablett im Zimmer. Wie eine ältere Zwillingsausgabe ihrer Tochter verharrt sie unschlüssig auf der Stelle; der dunkle Bob frisch geföhnt, die Augen haselnussbraun, der volle Mund kirschrot.
    Sina eilt ihr entgegen und nimmt ihr das Tablett ab. »Vielen Dank.«
    »Schön, dass du uns mal besuchst. Ben hat schon viel von dir erzählt.« Tabeas Mutter nickt ihr freundlich zu und verlässt das Zimmer. Sina stellt den Eiskaffee auf dem Schreibtisch ab.
    »Ist deine Mutter immer so nett?«
    Tabea zuckt mit den Schultern. »Ich glaube, sie ist froh, dass mal jemand anders kommt als Laureen oder Bessy.«
    »Warum?«
    »Sie denkt, die beiden beeinflussen mich zu sehr.« Tabea breitet ihre Arme aus, als wolle sie Sina ihr Zimmer präsentieren. Der überquellende Schrank, der separate Ständer mit Kleidern unter durchsichtigen Plastikhüllen, das bis auf den letzten Millimeter gefüllte Schuhregal. »Seit ich mit Laureen und Bessy abhänge, hat sich das Volumen meines Kleiderbesitzes verdoppelt.«
    Sina geht zu dem Ständer. »Darf ich?«
    »Bitte. Fühl dich wie zu Hause.«
    Sina nimmt einen lila-grünen Kiltmini herunter. »So einen wollte ich unbedingt haben, aber meine Mutter sagt, Karo steht mir nicht.«
    »Unsinn. Der ist wie für dich gemacht. Probier ihn an.«
    Sina sieht von dem Mini zu Tabea und wieder zurück. »Echt?«
    »Klar. Er ist mir zu klein. Ich hab ihn nur nicht weggeworfen, weil er von Move ist. Meine Mutter hat es fertiggebracht, ihn zu schrumpfen. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie mit dem Wollprogramm alles waschen kann, auch wenn »Dry Clean Only« drinsteht.« Tabea dreht die Augen zur Decke.
    »Immerhin kauft sie dir coole Klamotten.«
    »Du bist gut! Die meisten kaufe ich mir selbst. Secondhand. In der Sandgasse, die haben superbillige Designerfummel dort.«
    Sie geht zu Sina, nimmt ihr den Mini ab, hält ihn an ihre Hüfte, nickt kennerhaft und drückt ihn ihr dann in die Hand. »Geschenkt.«
    Den Kilt an sich gepresst, wippt Sina vor und zurück. Von Move. Wie ihre Lederjacke. Sie kann den Rock unmöglich als Geschenk annehmen, er muss ein Vermögen gekostet haben. Ihn abzulehnen sähe aber aus, als sei sie sich zu fein, von Tabea ein bereits getragenes Kleidungsstück anzunehmen. Aber das ist sie nicht. Im Gegenteil, es wäre ein erstes Band. Eine erste Gemeinsamkeit. Sie würde den Rock gerne tragen.
    »Das Eis schmilzt.« Tabea löffelt im Schneidersitz Sahne aus ihrem Glas.
    »Und du bist dir ganz sicher?«
    » Ich werde mich sicher nicht mehr hineinquetschen können.«
    »Dann … danke.« Sina drapiert den Rock vorsichtig über die Stuhllehne und nimmt ihren Eiskaffee. »In Berlin bin ich auch oft zu einem Secondhandladen. Der hatte richtig abgefahrenes Zeug.«
    »Vermisst du Berlin?«
    »Klar. Vor allem meine Freunde. Ich habe den Eindruck, dass ich hier nirgendwo dazupasse.«
    »Willkommen im Klub …«

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