Sei lieb und büße - Thriller
redet, wirkt er viel netter. Viel zugänglicher. Vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen, dass sie noch einmal in Frederiks Zimmer muss.
»Apropos Musik: Bist du morgen zu Hause?«
»Warum?«
Gerade noch rechtzeitig bemerkt Sina Bens gespitzte Ohren. Doch keine so gute Idee. Laureen hat sie extra gebeten, aufzupassen, was sie sagt. Fieberhaft denkt sie nach. »In der Gossip-Hülle war keine … äh … CD.«
»Hast du nicht drei CDs mitgenommen?«
»In der von Sunrise Avenue auch nicht.« Sie blinzelt, versucht, Max ein Zeichen zu geben, damit er versteht, dass sie wegen Ben nicht reden kann.
»Was soll das? Sind wir hier bei Verstehen Sie Spaß oder so was?« Als suchte er nach einer versteckten Kamera, dreht Max den Kopf in alle Richtungen, bevor er sich zu Sina beugt und leise sagt: »Wir wissen beide ganz genau, dass Frederik keine leeren CD-Hüllen besitzt.«
Sina blinzelt wieder. Übertrieben. »Wenn ich es doch sage.«
»Nur weil du das sagst, sagt mir das gar nichts, außer dass du Unsinn redest. Frederik hat exakt dreihundertachtundsiebzig CDs und ich garantiere dir, nein, ich verwette meinen Hut, wenn wir eine nach der anderen aus dem Regal nehmen würden, wäre nicht eine davon leer.« Er blickt sie irritiert an. »Hast du was am Auge?«
»Wir müssen!«, ruft Ben und springt auf. Wiederholt drückt er den Stoppknopf, obwohl der Bus bereits in die Haltebucht einfährt. Sie steigen aus.
Taktik ändern. »Da war keine CD drin, weil –«
Max legt seinen Finger auf ihren Mund. »Sina, bevor du weiterredest: Ich kenne Frederik seit sieben Jahren und habe mir von seinen dreihundertachtundsiebzig CDs mindestens dreihundert ausgeliehen. Und keine – ich wiederhole – keine Hülle ist leer gewesen. Du dagegen hast drei Stück mitgenommen, davon sollen zwei leer sein … Rein statistisch ist das eine Nullnummer.«
»Bist du dir sicher mit den CDs?«, fragt Ben Sina. »Vielleicht sind sie in deiner Tasche aufgegangen und die CDs sind rausgefallen. Hast du mal nachgeschaut?«
»Ja, ich bin mir sicher.« Sina zieht Frederiks Notiz aus ihrer Hosentasche. Jetzt würden nur noch nackte Tatsachen helfen. »Das war darin. Anstelle der CD.«
Max überfliegt den Zettel. Sein Gesichtsausdruck verändert sich. Die Brauen schießen hoch, schnellen dann nach unten und treffen sich über der Nasenwurzel. »Das war in der CD-Hülle?«
»In der Gossip-CD, ja.«
»Wie passend. Das ist nichts als Gossip. Gerüchte«, fügt er an Ben gerichtet hinzu. »Alte noch dazu. Das mit Mia ist ein Jahr her. Und der Zettel ist wahrscheinlich genauso alt.«
»Und wenn nicht? Was, wenn Rik in Gefahr ist?«
»Wieso sollte er? Was steht denn schon auf dem Zettel? Letztlich nichts, was irgendjemanden auch nur einen Schritt weiterbringen könnte.«
»Ich sehe das anders«, sagt Sina spitz. »Ich mache mir Sorgen um Rik, auch wenn ich ihn nicht seit sieben Jahren kenne. Wenn ihm etwas passiert, möchte ich nicht in deiner Haut stecken.«
»Und was willst du jetzt mit diesem albernen Psychomobbingverschnitt erreichen?«, fragt Max trocken.
Ben pikst ihr ungeduldig in die Seite. »Was –«
Doch Sina winkt ab. »Das ist nur, was ich denke. Ich möchte mit einer Freundin nach weiteren Notizen suchen. Warum hilfst du uns nicht einfach?«
Stöhnend zieht Max sich den Hut ins Gesicht. »Wenn dein Glück davon abhängt, kannst du morgen Abend vorbeikommen, aber lass mich da raus.«
»He!« Ben stampft mit dem Bein auf. »Über was redet ihr die ganze Zeit? Was ist mit Rik?«
»Nichts«, antworten Sina und Max wie aus einem Mund
Als Sina die Tür zur Reinigung aufstößt, kündigt das helle Glockenspiel ihr Kommen an. Sina wartet an der Theke und sucht die in durchsichtige Plastikhüllen verpackten Kleidungsstücke auf dem Drehständer nach ihrer Jacke ab.
»Nicht da«, murmelt sie enttäuscht, als die Besitzerin durch einen Vorhang in den Verkaufsraum tritt.
»Guten Tag. Sie wünschen?«
Ohne große Hoffnung zieht Sina den Abholzettel aus ihrer Tasche und reicht ihn ihr.
»Ah. Die Jacke.« Die Frau betätigt einen Knopf, woraufhin der Ständer sich ruckelnd in Bewegung setzt. Nach etwa zwei Metern drückt sie wieder auf den Knopf und das Kleiderkarussell bleibt stehen. Sina erkennt ihre Jacke sofort. Die Frau nimmt sie herunter und legt sie auf den Tresen.
»Wenn man genau hinsieht, kann man eine leichte Verfärbung erkennen. Besser ging es nicht.«
Als könne sie nicht glauben, dass ihre Jacke
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