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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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als könnte sie die Worte dadurch relativieren, ihnen die Gemeinheit nehmen. Dann hält sie es nicht mehr aus. Die Atmosphäre im Raum scheint vergiftet, sie ringt nach Atem, erträgt die Schwüle nicht mehr. Keuchend schnappt Sina sich ihre Schultasche und ohne sich noch einmal umzudrehen oder sich von Frederik zu verabschieden, verlässt sie fluchtartig das Zimmer.
    31
    Schon nach dem ersten Läuten erklingt der Summton. Sina stemmt sich gegen das verstärkte Buntglas und hält Tabea die Tür auf. Gemeinsam steigen sie die Specksteinstufen in den zweiten Stock hoch, wo Max sie bereits erwartet.
    »Ah, das Detektivteam.« Er streckt Tabea seine Hand hin. »Ich bin Max. Falls wir uns schon mal gesehen haben sollten, entschuldige ich mich, aber mein Namensgedächtnis ist leider so schütter wie das Haupt meines Großvaters.«
    »Tabea«, antwortet Tabea und schüttelt seine Hand. »Wir haben uns bei Riks erstem Bundesligaspiel getroffen. Allerdings hatte ich da meine Haare noch anders.«
    Max mustert sie mit aufmerksamem Blick. »Stimmt. Dein Bruder war auch dabei. Unglaublich, was so eine Frisur ausmacht. Steht dir.«
    »Danke«, sagt Tabea »Bist du mit von der Partie?«
    Max schüttelt bedauernd den Kopf. »Leider muss ich in einer halben Stunde zur Probe. Aber wenn ich gewusst hätte, welch bezaubernde Begleitung Sina mitbringt …«
    Tabea wechselt einen Blick mit Sina, als wolle sie sagen: Wie ist der denn drauf?, und Sina ertappt sich dabei, wie sie Max gegen den stummen Angriff verteidigen will.
    »Danke, dass wir kommen durften«, sagt sie stattdessen und schiebt Tabea vor sich her zu Frederiks Zimmer.
    »Ach du Scheiße«, ächzt Tabea, als sie Frederiks Zimmer betreten. »Hast du gesehen, wie viele CDs Rik hat?«
    »Dreihundertachtundsiebzig«, sagt Sina und stellt sich vor das Regal. »Eine räumt, die andere schaut?«
    »Ich würde eher vorschlagen, wir teilen uns auf. Du die CDs, ich die Bücher und den Schreibtisch.«
    »Gut.« Sina zieht ein paar CDs heraus, kontrolliert sie und stellt sie zurück ins Regal. Mechanisch verrichtet sie die stupide Aufgabe, schweigend und in Gedanken versunken. Als sie an den Zettel in ihrer Tasche denkt, macht sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit. Wer könnte den Drohbrief geschrieben haben? Er ist an sie gerichtet. Namentlich. Offensichtlich versucht jemand, sie fertigzumachen. Und es funktioniert. Auch wenn manches in dem Brief gelogen ist. Zum Beispiel, dass Rik Gossip nicht mag. Andere Punkte hingegen sind definitiv wahr. Sie kennt Rik kaum, sie mischt sich in Dinge ein, die sie nichts angehen, sie gibt sich als seine Freundin aus, obwohl sie –
    »Sina! Halloooo!«
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Nein, ich habe jetzt dreimal gefragt, was du von Max hältst. Ich finde, der ist echt schräg. Hast du das gehört? ›Bezaubernde Begleitung‹!« Tabea kichert. »Und der Anzug …«
    »Max ist in Ordnung. Der redet immer so.«
    »Immer?«, fragt Tabea befremdet. »Wie gut kennst du ihn denn?«
    »Eigentlich gar nicht. Ich bin ihm ein paarmal über den Weg gelaufen.« Sina nimmt den nächsten Schwung CDs aus dem Regal.
    »Mich würde interessieren, wie lange Rik und Max schon befreundet sind.«
    »Seit sieben Jahren.«
    »Dafür, dass du ihn kaum kennst, weißt du ganz schön viel über ihn.«
    »Nicht wirklich.«
    Tabea beäugt sie prüfend. »Ist irgendwas?«
    Sina spürt, wie Hitze in ihr aufsteigt. Sie möchte Tabea den Brief nicht zeigen. Sie möchte den Brief niemandem zeigen. Sie möchte so tun, als existierte er gar nicht, als hätte es ihn nie gegeben, obwohl sie weiß, dass sie die Worte nicht mehr aus ihrem Gedächtnis löschen kann.
    »Nein, nichts. Wieso?«
    Tabeas Blick wird intensiver. »Du bist so still.«
    »Ich möchte das hier schnell hinter mich bringen.«
    »Glaub mir, unter einem spaßigen Abend stelle ich mir auch was anderes vor, aber deshalb können wir uns doch wenigstens unterhalten.«
    »Ich war in Gedanken, entschuldige.« Sina schenkt Tabea ein zerknirschtes Lächeln. »Ich finde es toll, dass du mir hilfst. Trotzdem frage ich mich, ob wir ein Recht dazu haben, in Riks Sachen zu schnüffeln. Ich meine, es sind seine Sachen … Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an.«
    »Spinnst du jetzt?« Verständnislos schüttelt Tabea den Kopf. »Wir machen das hier für Rik. Du machst dir Sorgen um ihn. Erinnerst du dich?«
    Sina nickt stumm.
    »Also ist es richtig, was wir machen.« Abermals schüttelt Tabea den Kopf. »Manchmal wundere ich

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