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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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jetzt mal.« Mit einem aufmunternden Lächeln gibt er der Braunhaarigen das Heft zurück.
    Sina tritt dichter an den Tisch und bleibt dann stehen. Sie räuspert sich.
    »Willst du zu mir?«, fragt Max verwundert.
    Sina nickt. In ihrem Gehirn tost ein Orkan.
    Max schiebt seinen Hut aus der Stirn. »Was kann ich für dich tun?«
    »Tabea hat gestern ihren Ohrring verloren«, flutscht es aus ihr heraus.
    »Und?«
    »Sie denkt, er könnte in Riks Zimmer sein.«
    »Wie sieht er denn aus? Ich kann später danach suchen.«
    Sina schüttelt den Kopf. »Tabea möchte gern selbst suchen, sie ist schon ganz verrückt. Die Ohrringe gehören ihrer Mutter und die weiß nicht, dass Tabea sie sich ausgeliehen hat.«
    »Vertraut sie mir nicht?«
    »Doch, natürlich, aber sie will unbedingt selbst suchen, weil der Ohrring ganz klein ist.« Sina zeigt mit Daumen und Zeigefinger einen winzigen Spalt an. »Sie hat Angst, dass ihn jemand anders übersehen könnte.«
    »Wie sieht er denn aus?«, wiederholt Max. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dass deine Freundin Ohrringe getragen hat.«
    Sinas Handflächen sind klatschnass, ihr Gehirn läuft auf Hochtouren. »Ich hab ja gesagt, dass sie ganz klein sind. Sehr unauffällig.«
    »Klein und rund? Klein mit Stein? Klein aus Silber?«
    Eines der Mädchen flüstert der Braunhaarigen etwas ins Ohr, woraufhin sie beide grinsen.
    »Klein mit … Stein«, stammelt Sina und wünscht sich zum hundertsten Mal, dass sie nie nach Kranbach gezogen wären.
    »Na gut. Wenn ich hier fertig bin, können wir entweder zusammen zu mir gehen oder uns kurz vor vier bei mir treffen.«
    Sina rechnet. Um fünf beginnt das Training. Es müsste zu schaffen sein, zur Not könnte sie Tabea allein in der Wohnung weitersuchen lassen. »Danke.«
    »Bis später«, sagt Max und seine Mundwinkel zucken, als amüsiere er sich über sie, die Schwindlerin, deren Lügen so leicht zu durchschauen sind.
    Brüsk dreht sie sich um, zwingt sich, langsam zu gehen, obwohl sie so schnell wie möglich Abstand zwischen Max und sich bringen will. Sie kann hören, wie die Mädchen an Max’ Tisch sich hinter ihrem Rücken über sie amüsieren, hört Wortfetzen wie »Verehrerin«, »süß«, »schüchtern«, unterbrochen von Kichern und Lachen. Sina spürt die Röte heiß in ihr Gesicht steigen. Endlich ist sie bei Laureen, Bessy und Tabea angelangt.
    »Um kurz vor vier bei ihm«, sagt sie an Tabea gewandt.
    »Lässig. Was hast du gesagt?«
    Alle drei schauen sie gespannt an.
    »Du hast einen Ohrring verloren. Einen sehr kleinen, unauffälligen mit einem Stein. Er gehört deiner Mutter und sie weiß nicht, dass du dir die Ohrringe ausgeliehen hast.«
    Tabea schenkt ihr ein strahlendes Lächeln. »Ich hab gewusst, dass dir was einfallen wird. Komm, setz dich her, du hast dir gerade ein Eis verdient!«
    Der Geschmack nach Cookies & Cream klebt noch auf Sinas Zunge, als die automatischen Schiebetüren des Krankenhauses vor ihr auseinandergleiten. Nur zu gern wäre sie länger bei Tabea, Laureen und Bessy in der Eisdiele geblieben, aber Frederik wegen ihrer neuen Freundinnen zu vernachlässigen, wäre schäbig gewesen. Wie sehr ihr das gefehlt hat. Mit Freunden in einem Café sitzen und die anderen Gäste beobachten. Endlich nicht mehr allein. Endlich angekommen. Sie winkt der Schwester an der Anmeldung fröhlich zu und geht beschwingt die wenigen Meter zum Aufzug. Bei dem Gedanken an Tabeas und Bessys Erzählungen von ihrer Zeit in der Schulmannschaft muss sie schmunzeln. Wie genial Bessy Céline und Gabriele nachahmen kann. Wenn die beiden sie später im Training ärgern, muss sie nur an Bessys Parodie denken. Sina kichert, bemerkt den strengen Blick einer älteren Frau, die neben ihr auf den Aufzug wartet, und bemüht sich vergeblich, ernst zu bleiben. Die Frau schüttelt missbilligend den Kopf und Sina denkt an Bessy, wie sie aufgesprungen ist – die Arme in die Hüften gestemmt, den Kopf in den Nacken geworfen – und Céline imitiert hat.
    Der Aufzug kommt. Im ersten Stock steigt die Frau aus und Sina prustet los, prustet bis in den vierten Stock und verlässt glucksend und mit tränenden Augen die sterile Kabine. An der Tür zu Frederiks Zimmer atmet sie tief durch, muss jedoch abermals kichern. Trotzdem öffnet sie die Tür, stutzt und verschluckt sich so unglücklich an ihrem eigenen Lachen, dass sie husten muss.
    »Was willst du hier?«, ächzt sie zwischen zwei Hustenanfällen.
    Wie versteinert sitzt Céline an Frederiks Seite.

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