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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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kämpfe mich die Straße hoch. Ich habe vergessen, wie steil sie ist. Die letzten Male bin ich mit Laureen und Bessy im Auto gefahren. Heute ist es mir allerdings lieber, separat herzukommen. Wir werden streiten. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Laureen erträgt es nicht, wenn man ihr widerspricht. Bessy schon eher. Sie schnauzt einen zwar an, doch wenn man hartnäckig bleibt, gibt sie manchmal sogar nach. Nicht jedoch Laureen. Sie tut vielleicht so, bleibt vordergründig freundlich, in Wahrheit aber trägt sie es dir ewig nach und nutzt jede Gelegenheit, dir eins auszuwischen – noch lange, nachdem du selbst vergessen hast, worum es eigentlich ging.
    Hier ist es passiert. In dieser Kurve. Hier hat er gelegen. Ich trete härter in die Pedale, will weg von diesem Ort. Ich habe das Gefühl, ich werde beobachtet. Von Rik. Er ist überall. Er ist der Teer, über den ich fahre, er steckt in jeder Ritze, in jedem Kieselstein. Er lauert hinter den Bäumen, hängt in der Luft. Die Blätter rascheln im leichten Wind. Unschuldig und einschmeichelnd wie eine sanfte Melodie, aber es ist seine Stimme, die durch sie spricht, mich ruft.
    »Tabea! Tabea! Hier bin ich. Sieh doch, ich bin hier. Hier! Sieh genau hin. So hast du mich liegen lassen.« Ich sehe ihn auf der Straße liegen. Verkrümmt und reglos. Ich weiß, dieses Bild wird mich ab jetzt immer verfolgen. Der schmale Streifen Blut in dem bleichen Gesicht. Es sollte eine Warnung sein, nur eine Warnung. »Du hättest Hilfe holen können. Du hättest die anderen aufhalten können.«
    Wie denn? Er hätte wissen müssen, dass er sich nicht mit Cruella anlegen kann. Niemand kann das! Er hat sie aufgespürt. Er weiß, wozu sie fähig ist.
    Riks Mutter. Wie es ihr jetzt gehen mag? Ihr einziger Sohn. Tot. Wie glücklich sie war, als er die Augen aufgeschlagen hat. Ich weiß nicht, wie eine Mutter sich fühlt, wenn sie ihr Kind verliert. Es muss schrecklich sein. Das habe ich nicht gewollt. Das hätte nicht passieren dürfen. Auch wenn Rik eine Abreibung verdient hat. Nicht so.
    »Rik hat große Stücke auf dich gehalten.« Warum hat sie das gesagt? Wenn es wahr wäre, warum hat er mir das nie gezeigt? Warum hat er immer so getan, als wäre ich nur Clemens’ dumme kleine Schwester? »Er hat von deinem Talent richtiggehend geschwärmt. Er hat gesagt, du hättest das Zeug, in der Bundesliga zu spielen.« Das ist nicht wahr! Das hat sie nur gesagt, um irgendwas zu sagen. Im Training hat er sich um alle anderen mehr gekümmert als um mich. Bei mir ist er nie stehen geblieben, mir hat er nie gezeigt, wie ich den Ball richtig werfen soll. Bei Céline, Isme, Gabriele, Mia. Bei allen. Nur nicht bei mir. Dabei hab ich mir am meisten gewünscht, dass er mich beachtet. Anlächelt. Berührt. »Es hat ihn sehr betrübt, als du aufgehört hast.« Gelogen!
    Endlich erreiche ich die Hügelkuppe. Ich muss unbedingt mehr Sport treiben. Ich schwitze und keuche, als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir. Vor einem Jahr bin ich die Strecke zum Kremelwald problemlos hochgefahren. In viel kürzerer Zeit. Ohne zu schwitzen.
    Ich lehne das Rad an die verkrüppelte Buche und verzichte darauf, es abzusperren. Wer weiß, wie Bessy und Laureen reagieren, wenn ich sage, was ich zu sagen habe.
    Zu unserem Treffpunkt ist es nicht weit, nur ein paar Minuten. Es ist ein geheimer Pfad, versteckt von dichtem Gebüsch und Bäumen. Ich muss die Äste niederdrücken, damit sie mir nicht das Gesicht zerkratzen. Dann stehe ich auf der kleinen Lichtung. Das erste Mal seit fast einem Jahr. Die morsche Bank ist noch immer da – allerdings ist ein Fuß zusammengebrochen.
    Ich sammle drei große Steine und quetsche sie unter die fußlose Seite. Dann teste ich die Stabilität und setze mich auf die Bank.
    Sieben Uhr. Laureen und Bessy müssten jeden Augenblick kommen. Im Gebüsch knackt es. Leise Stimmen. Gekicher.
    »Ah, schau an, unsere Sportlerin!«, frotzelt Laureen, als sie auf der Lichtung erscheint. »Willst du endlich doch abnehmen?«
    »Die Bewegung tut mir gut.«
    »Du klingst wie meine Mutter.« Aus dem Unterholz schält sich jetzt auch Bessys große Statur heraus. »Was machen wir hier? Du hast uns wohl kaum herbestellt, damit wir deine sportliche Leistung bewundern.«
    »Korrekt.« Ich spüre, wie mein Herzschlag sich beschleunigt. Muss Bessy immer gleich in Angriffsposition gehen? »Ich muss mit euch reden.«
    »Und das geht nicht bei einer von uns zu Hause?«
    »Neutraler Boden und keine

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