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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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in ihrem Nacken und schließlich ihren Arm, den ihre Mutter wie selbstverständlich um sie legt. Als wäre sie ein kleines Kind, das Geborgenheit sucht.
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    Ausgerechnet ich soll Sina ihre Schultasche bringen. Wenn ich nicht wüsste, dass hier was faul ist, könnte man fast meinen, Laureen hätte tatsächlich Mitleid mit Sina. Ich kann’s nicht glauben, aber Hauptsache, ich habe einen Grund, jetzt bei Sina vorbeizugehen. Ich hoffe, sie ist da.
    Sina muss mächtig Eindruck hinterlassen haben. In der großen Pause wusste bereits jeder von ihrem Abgang. War aber auch Oberscheiße von Gabriele. Das hätte sie wirklich anders mit Sina austragen können. Ich meine, die Fotos in der Schule verteilen? Nur weil Sina sie fälschlicherweise für BabyG gehalten hat? War ja irgendwie naheliegend. Sie hätte nur schreiben müssen, dass Sina einen Vogel hat und sie nicht BabyG ist.
    Klar, das mit den Fotos auf Facebook ist auch nicht besser, wahrscheinlich sogar noch beschissener, und das habe ich Laureen vorhin auch mehr als deutlich gesagt. Morgen geh ich zur Berg und sag ihr, dass Gabriele die Fotos in der Schule verteilt hat, und ich hoffe, sie fliegt deswegen. Und Laureen und Bessy sind auch dran.
    Es reicht.
    Wie konnte ich mich da nur hineinziehen lassen? Die Drecksarbeit für sie machen? Wie kann man nur so blind sein? So blind und blöd und … Ist gut. Nicht schon wieder. Als ob ich es nicht schon bis zum Erbrechen durchgekaut hätte. Entweder ich zeige jetzt, dass es mir leidtut, oder ich halte die Klappe. Mit Sina zusammen hab ich gegen die beiden vielleicht eine Chance.
    Mir ist es egal, wenn ich für meinen Anteil an Riks Unfall zur Verantwortung gezogen werde. Ich wollte nie, dass er stirbt, und ich habe ihn nicht umgebracht. Und Mia auch nicht. Okay. Ich habe das Bild von ihr geschossen, aber ich habe es weder per MMS verschickt noch ins Internet gestellt. Das ist allein auf Bessys und Laureens Mist gewachsen. Natürlich habe ich genauso fiese Kommentare abgelassen, sie hatte schließlich eine Strafe verdient. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass die beiden so übers Ziel hinausschießen würden.
    Also, noch mal: Strategieplan. Ich läute, gebe Sina ihre Schulsachen und frage sie, ob ich kurz ins Internet darf. Dann deinstalliere ich das Spionageprogramm, blockiere Bessys Zugang zu Sinas Webcam und versuche, sie dazu zu bringen, sich mit mir gegen Laureen und Bessy zu verbünden.
    Welches Haus war noch mal ihres?
    Fünf Neubauten, alle gleich. Das zweite oder das dritte? Meine Finger streifen über die Klingelschilder. Da. Beckhaus.
    Ich zögere.
    Laureen und Bessy wollen eigentlich nicht, dass ich Kontakt zu Sina habe. Das wäre für sie gefährlich – falls ich meinen Mund doch nicht halte. Was bezwecken sie also? Eine neue Gemeinheit? Haben sie etwas in Sinas Tasche geschmuggelt? Hastig leere ich den Inhalt auf den Boden. Blättere durch die Hefte und Bücher. Alles clean. Dann fällt mein Blick auf Sinas Handy.
    Natürlich! Sie haben bestimmt was hochgeladen und wollen es auf mich schieben. Ich scrolle durch das Menü, die Galerie, die empfangenen Nachrichten. Nichts Verdächtiges. Eine ungelesene Nachricht. Von Ben. Soll ich sie lesen oder nicht? Lieber auf Nummer sicher gehen. Laureen ist zu allem fähig, sie würde sich sogar unter Bens Namen in Sinas Telefon einspeichern. Ich öffne die Nachricht. Super. Das schaffe ich auf jeden Fall! Ich fahr auch ganz vorsichtig. Treffe dich dort. Klingt nicht gerade verdächtig. Also gut. Auf zu Sina.
    Ich läute. Warte. Läute wieder. Schade. Sie muss bereits zu ihrem Treffpunkt mit Ben unterwegs sein. Enttäuscht wende ich mich zum Gehen. Da sehe ich ihr Rad. Stutze. Wenn Ben zu dem Treffpunkt fährt, wird sie mit Sicherheit auch das Rad nehmen.
    Ich gehe zurück, läute wieder. Und noch einmal. Bleibe mit dem Finger auf der Klingel. Sina! Mach jetzt bloß keinen Mist! Mach auf! Mach schon auf!!!
    Endlich ertönt der Summer. Ich stemme mich gegen die Tür und renne die Stufen hoch. Da sehe ich sie. Völlig fertig. Sie lehnt an der Tür, als könne sie sich aus eigener Kraft nicht auf den Beinen halten.
    »Hallo, Sina«, keuche ich. »Warum machst du nicht auf?«
    »Waas?« Ihre Augenlider hängen auf Halbmast, sie blinzelt. »Waswillsdu? Mittninnernacht?«
    Ich schlängle mich an ihr vorbei in die Wohnung. »Ist deine Mutter da?«
    »Schläft.«
    »Was ist mit dir? Hast du was genommen?«
    Sina schließt die Tür. Lehnt sich kurz dagegen, dann stößt sie sich ab

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