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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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führt dich zu mir? Doch mal Lust aufs Ficken? Meine Mädels machen auch Blümchensex.«
    »Nee, lass mal«, winkte Will ab. »Ich brauche für eine halbe Stunde einen Ausgleich. Ein anderes Bild, wenn du verstehst. Draußen scheint alles normal zu sein, und hier abnorm. Glaube mir, es ist umgekehrt. Deine Mädchen wissen wenigstens, was sie wollen. Das kann man nicht von jeder Frau behaupten.«
    »Mann, du bist nicht nur erschöpft, sondern auch deprimiert.« Foke zündete sich eine Zigarre an und winkte die Mädchen vom Tresen. Sie kicherten und setzten sich auf die Couch. »Hast schon recht mit dem abnorm und normal, draußen und hier. Das liegt daran, dass meine Gäste den ganz persönlichen Wahnsinn ausleben dürfen, wohingegen sie ihn draußen verbergen müssen. Kann nicht gesund sein, sich ununterbrochen zu disziplinieren.«
    Schon fast ein Archetyp, dachte Will. Der bullige, philosophierende Pornokumpel mit Herz. Und doch so real wie der Gestank hier drinnen. Das erlebte man nur, wenn man die Nase in den Moder steckte. Das hatte sein ganz eigenes Odeur.
    »Welche Spezialitäten gibt es diese Woche?«, fragte Will.
    »Akomo Hatusha. Ein japanischer Bondagekünstler. Er wird für ein volles Haus sorgen. Wenn der Hatusha eine Frau fesselt, sieht das aus, als hätte Oma ganz künstlerisch Schweineleiter gespielt. Du kennst das? Einen Gummiring oder Strickgarn zwischen zwei Daumen und Zeigefinger und Formen bilden, indem man die Hände verrenkt. Haben wir als Kinder immer gespielt. Kennt heute kaum noch jemand. Mann, der ist ein echter Künstler. Das macht unsere Kunden so an, dass es später im Darkroom und auf den Wiesen nur so rumpelt. Dann stinkt’s nach Schweiß, das glaubst du nicht. Und nach Furz, aber das scheint eher wie ein Aphrodisiakum zu wirken.« Er gluckste.
    »Wer’s braucht ...«, grinste Will und zuckte die Achseln.
    »Ist gut so, denn meine Kleinen gehen auf eine Klassenreise. Nach Paris. Nicht wie früher ins Landschulheim. Nein, heute müssen Mama und Papa tausendfünfhundert Euro auf den Tisch legen, damit die Kurzen mal auf den Eifelturm klettern können.«
    Foke war seit zwölf Jahren verheiratet, hatte zwei hübsche Kinder und bewohnte ein Reihenhaus am Stadtrand. Obwohl er sich nie an den bizarren Spielen seiner Gäste beteiligte, war er dennoch ein Fachmann, denn sein Etablissement existierte seit fünfundzwanzig Jahren und war für die entsprechenden Berliner und Sexreisenden eine Institution, in der die Grenzen zwischen Fick und Kunst verschwammen.
    »Du Ärmster«, sagte Will.
    »Bist du immer noch solo?«
    »Ja und nein, aber lassen wir das. Ich trinke aus und verschwinde wieder. Wollte nur mal Luft schnuppern, die meinen Gefühlen entspricht.«
    »Warte mal«, sagte Foke und stellte mit einer Fernbedienung den Fernsehton lauter.
    Die attraktive Kai-Sölve Richter moderierte Heute und berichtete von den Morden an Thomas Trenkler und Lydia Brandt. Man zeigte die Bilder von zwei gesunden Menschen, dann welche vom Tatort und schließlich andere von der Pressekonferenz des LKA. Bevor Will genug aufschnappen konnte, wechselte die Berichterstattung
    »Scheiß Fernsteuerung. Braucht neue Batterien. Kann man kaum was verstehen. Mann, umgebracht wurden die?« Foke betrachtete Will, der den Blick nicht von der Mattscheibe wandte. »Ein Fall für dich?«
    Will nickte stumm.
    Hinter ihm wisperten die zwei Mädchen.
    »Wie hoch ist die Belohnung?«
    »Zu niedrig.«
    »Würdest du mir zwanzig Prozent abgeben?«
    Will sah auf. »Würdest du mir deine Steuererklärung zeigen?«
    »Arschloch!«
    »Warum fragst du?«
    »Hörst du die Mädels schwatzen? Mann, die kichern und schwatzen den ganzen Tag. Außer, sie haben zu tun, dann sind sie still, dabei sollten sie grad dann laut sein. Aber bring denen das mal bei.«
    »Warum hast du gefragt?«, hakte Will nach. Er drehte sich zu den Mädchen um, die ihn neugierig anstarrten und schließlich die Köpfe zusammensteckten.
    »Versprichst du mir, die Klappe zu halten?«, fragte Foke.
    »Wie immer.«
    »Die beiden, die sie grad gezeigt haben, sind öfters hier gewesen. Versaute Leute, sage ich dir. Haben sogar den Hartgesottenen noch was beigebracht.«
    Will verkrampfte sich.
    Kommissar Zufall war in Filmen ein beliebter Gast, im wirklichen Leben jedoch war er stets in Urlaub. Offensichtlich hatte er soeben die Koffer ins Gliccandro gestellt.
    »Nun guck nicht so«, sagte Foke und qualmte. »Scheint noch niemand zu wissen, sonst wären die Bullen schon

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