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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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„Was ist denn mit Ihnen passiert? Wo kommen die roten Striemen her?“ Sanft strich er mit dem Daumen über die Überbleibsel des heftigen Schäferstündchens vom Nachmittag und trat mit dieser Berührung ein tückisches Prickeln in ihrem Körper los.
    Hastig entzog sie ihm ihre Hand und brachte sie unter dem Tisch in Sicherheit. „Ach, das ist nur … Nun, ein kleiner Kratzer“, rang sie um Worte, bemüht die Fassung wiederzuerlangen.
    Simon betrachtete sie misstrauisch. „Mir war bisher nicht bewusst, dass man sich beim Schreiben von Artikeln solche Verletzungen zufügen kann.“
    „Nein, nein. Es war eine Kette. Also genau genommen ein Armreif“, improvisierte sie flink. „Er war anscheinend zu eng.“
    „Sagten sie nicht, Sie tragen keinen Schmuck?“
    Himmel! Ein Mann, der zuhörte! „Stimmt, das tue ich normalerweise auch nicht. Und jetzt wissen Sie auch, warum. Weil ich mich regelmäßig damit stranguliere. Aber erzählen Sie mir doch noch etwas über sich“, unternahm sie den Versuch, das Gespräch wieder an sich zu reißen. „Ich weiß bisher so wenig von Ihnen.“
    Er schmunzelte. „Was wollen Sie denn wissen?“
    Und urplötzlich geriet ihr Job ins Hintertreffen, und sie hatte die silberne Platte vor Augen, auf die sie in Simons Rucksack gestoßen war. „Gibt es eine Frau in Ihrem Leben? Hier oder in den Staaten?“, machte sich ihr Mund selbstständig.
    Simon grinste nun über beide Backen, und sofort kam Jana sich albern vor.
    „Weder noch“, antwortete er letztendlich. „Und Sie? Sind Sie mit jemandem zusammen?“
    Lügner!, schoss es ihr durch den Kopf. Warum trug er sonst die Videoaufnahme einer Frau mit sich herum? „Nein, ich habe mich vor einiger Zeit getrennt, und seitdem gab es niemanden mehr.“
    Er nickte mit unergründlichem Gesichtsausdruck und drehte den Spieß um. „Gut, Jana, jetzt haben Sie mich aber doch neugierig gemacht. Was sind das für Reportagen, die Sie normalerweise veröffentlichen? Und warum konnten Sie bisher keine Erfolge als Journalistin verbuchen? Sie machen auf mich nicht den Eindruck, als wären Sie auf den Kopf gefallen.“
    Jana schluckte und war gerade im Begriff, ihm die nächste Lügengeschichte aufzutischen, als am Nebentisch ein Kleinkind anfing zu brüllen, als hätte man es bei lebendigem Leibe aufgespießt. Ihre Köpfe zuckten unisono herum.
    Die Mutter, ein blutjunges Mädchen in einem billigen weißen Kleid, blickte entschuldigend auf und lief knallrot an, als Gäste am Nachbartisch lautstark nörgelnd an der sirenenartigen Ruhestörung Anstoß nahmen. Sie wiegte das Kind hin und her, küsste es, herzte es, doch vergebens – das Gebrüll ebbte nicht ab.
    Als dann auch noch eine entnervte Bedienung der jungen Frau nahelegte, das Baby nach Hause zu schaffen, sprang Simon auf. Er eilte zum Nachbartisch und ging neben der hilflosen Mutter in die Hocke, die seinen unerwarteten Aktionismus genauso verdutzt zur Kenntnis nahm wie Jana. Zuerst strich er dem Kleinkind über das vom Brüllen rot angelaufene Köpfchen und kitzelte es am Kinn, bis er seine volle Aufmerksamkeit genoss, dann schaute er ihm fest in die Augen.
    In diesem Moment geschah etwas Seltsames.
    Die Gesichtszüge des Babys entspannten sich, es hörte auf zu plärren, grunzte zweimal glücklich und schlummerte selig ein, als hätte es das die ganze Zeit über vorgehabt.
    Erlösende Ruhe legte sich über den Biergarten.
    Die junge Mutter glotzte Simon mit großen Augen an, konnte ihr Glück kaum fassen und war sich wohl nicht sicher, wie sie ihm Dank zollen sollte. So tätschelte sie planlos an seinem Oberarm herum, bis Simon sich mit ein paar abschließenden Worten lächelnd von ihr verabschiedete. Mit völlig unbeteiligter Miene rutschte er wieder auf den Stuhl gegenüber von Jana, die ihn genauso ungläubig in Augenschein nahm.
    „Na, da hat uns der junge Mann aber mal beeindruckend demonstriert, wer die Hosen anhat“, durchbrach plötzlich eine männliche Stimme die Stille.
    Die Köpfe aller Gäste zuckten herum, und die Wangen der Mutter nahmen auf der Stelle erneut die Farbe von Radieschen an. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, fing der untersetzte Kerl in Lederhose, der am Nebentisch mit zwei weiteren Männern hockte, theatralisch an zu applaudieren. Wohlwollend nickte er in Simons Richtung.
    Der aber bedachte den großmäuligen Bayern lediglich mit einem vernichtenden Blick. Und auf einen Schlag schien die Zeit stillzustehen. Dem Typ in Lederhose verging prompt das

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