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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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Lachen. Anscheinend hatte er begriffen, dass seine gehässige Darbietung nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen war.
    Janas Augen pendelten hastig zwischen den beiden Männern hin und her, und sie fühlte sich in die Schlüsselszene von High Noon hineinversetzt, wo sich die zwei Revolverhelden mit Todesverachtung gegenüberstanden. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie die testosterongesteuerte Darbietung.
    Wer würde den Wettkampf gewinnen?
    Der angetrunkene Bayer oder der große dunkelhaarige Mann, der gerade ein kleines Wunder vollbracht hatte?
    Da griff der Bayer ganz unverhofft nach seinem Bier und leerte sich schwungvoll die schäumende Flüssigkeit über den Kopf. Platschend regnete das Getränk um ihn herum zu Boden. Doch er schien in einer anderen Welt zu schweben, denn er verzog keine Miene, als ihm der Gerstensaft in den Kragen floss und seine Haare in eine klebrige Mütze verwandelte. Seine Nachbarn hingegen sprangen angewidert auf und wischten sich die Tropfen von den Klamotten.
    Unauffällig packte die junge Mutter derweil ihr friedlich schlummerndes Baby und suchte auf leisen Sohlen das Weite. Und auch Simon schien keine Menschenseele weiteres Augenmerk zu schenken, da alle den biergetränkten Bayern mit perplexen Blicken bedachten, der bei einer völlig aus dem Konzept geratenen Bedienung gerade die nächste Maß in Auftrag gab.
    „Haben Sie Kinder?“, war das Erste, was Jana nach sekundenlanger Sprachlosigkeit hervorbrachte.
    „Nein. Aber eigentlich könnten wir uns doch duzen, oder?“, versetzte Simon trocken.
     
    Der Informationsgehalt der Konversation verharrte im Lauf des Abends auf diesem Niveau. Jana erfuhr nichts, was den Schleier ein wenig lüftete, hatte aber nach zwei Stunden eine detaillierte Vorgabe, was in der Pressemeldung über Valeries Hotel zur Sprache gebracht werden sollte. Völlig zielorientiert hatte Simon sie dorthin geführt, ihr nicht eine Sekunde lang die Möglichkeit gegeben, den Kernpunkt der Unterredung zu beherrschen. An diesem Abend hatte sie in puncto Gesprächsführung ihren Meister gefunden.
    Und dann verdunkelte sich von einer Minute auf die nächste der Himmel. Schleunigst traten sie die Flucht an, als hoch über ihnen ein heftiges Donnergrollen zu vernehmen war. Die Luft um sie herum vibrierte, während sich grelle Blitze ihren Weg über das dunkle Firmament bahnten. Das nahende Gewitter hatte die Atmosphäre um ein paar weitere Grad erhitzt und die Luftfeuchtigkeit schien Jana gnadenlos zu erdrücken. Mit einem Seitenblick auf die nachtschwarzen Wolkenberge, die sich mit rasanter Geschwindigkeit näherten, stürzte sie auf das nächstbeste Taxi zu.
    Allerdings tendierte Simon zu einem weiteren Spaziergang.
    Zähneknirschend schloss sie sich ihm an. Eine kräftige Sturmböe peitschte ihnen Blätter und Staub ins Gesicht, und von jetzt auf nachher setzte ein Platzregen ein, der sich gewaschen hatte. Mit Müh und Not schafften sie es, unter der Abdeckung einer Bushaltestelle Schutz zu suchen, bevor sie sich in wandelnde Feuchtbiotope verwandelten.
    Hektisch fischte Jana ihr Handy aus der Handtasche. „Ehe wir uns bei diesem Wetter noch einen Wolf laufen, rufe ich uns lieber doch ein Taxi.“
    „Ja, tu das. Fahr zurück. Ich gehe zu Fuß.“
    Verdattert ließ sie das Handy sinken. „Aber, Simon, du wirst nass bis auf die Knochen.“
    „Ja und? Davon geht die Welt nicht unter. Bei der Hitze tut ein kalter Guss eher gut.“
    Mit gerunzelter Stirn fixierte sie die Straße. Die Regentropfen prasselten wie kleine Geschosse auf den Boden und ließen den aufgeheizten Asphalt dampfen. Riesige Pfützen bildeten sich und verwandelten die Gehwege im Handumdrehen in Seen.
    Und da wollte dieser Mann hindurch?
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Simon, wo drückt dich der Schuh. Geht es dir ums Geld? Ich werde das Taxi selbstverständlich bezahlen.“
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Herrje, nein! Ich habe ein angeborenes Magenproblem. Ein Gendefekt, der sich nicht beheben lässt. Ich kann mehr schlecht als recht Auto fahren, Zug oder Flugzeug geht gar nicht. Bei allem was sich rasant fortbewegt, wird mir speiübel.“ Er zuckte mit den Schultern. „Daher lieber durchgeweicht als grün im Gesicht.“
    „Aber du fährst doch selbst Auto?“
    „Ja, aber da kann ich die Geschwindigkeit bestimmen.“
    „Dann sagen wir das dem Taxifahrer doch.“
    Er winkte ab. „Hab ich schon versucht, das klappt nicht. Nach wenigen Metern ist das bei den meisten in Vergessenheit

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