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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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Regen zu jagen, schien ihm imponiert zu haben, und dennoch hörte sie bei jeder seiner knappen Aussagen ein gesundes Misstrauen heraus.
    Laut seiner Akte wurde er nächsten Monat dreißig. Doch er wirkte oft nachdenklich, was ihn reifer anmuten ließ. Nur war sie bisher nicht dahintergekommen, was in solchen Momenten in seinem Kopf herumspukte. Mehrfach hatte sie ihn im Umgang mit Hotelgästen oder Angestellten beäugt, und sie musste sich eingestehen, dass seine Art ihr mächtig imponierte. Zu ausnahmslos jedem unterhielt er einen guten Draht und ließ nie und nimmer heraushängen, dass er mit den Hotelbesitzern verwandt war.
    Und die Tatsache, dass er nicht einmal ansatzweise den Eindruck eines brutalen Terroristen oder durchgeknallten Hackers erweckte, brachte sie beinahe um den Verstand. Immer wieder zermarterte sie sich das Hirn darüber, ob er wirklich die gesuchte Zielperson war. Herrje, Carsten würde sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, sollte sie erneut einen Auftrag vergeigen.
    Carsten war acht Jahre älter als sie und hatte den Grundstein für seine steile Karriere bei der Antiterroreinheit GSG 9 gelegt, wo er mit links all seine Kollegen in den Schatten gestellt hatte. Was ihm letztendlich den Job beim BSC eingebracht hatte.
    Er kam aus wohlhabendem Hause, hatte aber schon in jungen Jahren einen Hass auf Gott und die Welt entwickelt. Er brauchte Macht wie andere die Luft zum Atmen und war ein notorischer Einzelgänger. Zwar gab es viele Menschen, die vor ihm katzbuckelten, Freunde jedoch besaß er keine. Was damit zusammenhing, dass er ausschließlich sich selbst vertraute. Ausgestattet mit dem Gedächtnis eines Elefanten, war es nicht ratsam, ihn zum Feinde zu haben. Und er ruhte in der Regel erst, wenn er seine Widersacher mit Pauken und Trompeten dem Erdboden gleichgemacht hatte.
    Sie war sechsundzwanzig gewesen, als sich ihre Wege zum ersten Male gekreuzt hatten, und von diesem Moment an war sie von dem stattlichen, willensstarken Mann fasziniert gewesen. Denn im Gegensatz zu ihren früheren Freunden war er kein grüner Junge mehr. Er verfügte über umfangreiche Erfahrungen mit Frauen - was sie unumwunden genossen hatte. Obendrein lag ihr zu dieser Zeit auch seine Art, hasserfüllt wie sie war. Skrupellos führte sie Carstens Befehle aus, konnte sie so doch ihren ureigenen Rachefeldzug gegen alle Terrorzellen dieser Welt führen.
    Im Laufe der Jahre jedoch hatte sie erkannt, dass diese persönliche Nemesis ihren Schmerz nicht linderte. Und der Stempel des Hasses war verblichen.
    Und genau das hatte die Probleme mit Carsten auf den Plan gerufen. Im Bett hatten sie sich weiterhin hervorragend verstanden, aber beruflich und menschlich lagen sie nicht mehr auf einer Linie. Mehrfach hatte sie Schwäche an den Tag gelegt, bei Personen, die aus ihrer Sicht der Dinge die brutale Behandlung des BSC nicht verdienten. Und immer hatte Carsten ein Auge zugedrückt, bis zu dem Tag, an dem dieser widerliche Revoluzzer hatte Reißaus nehmen können.
    Sie seufzte leise, rappelte sich hoch und wanderte nach draußen. Entschlossen klopfte sie an Simons Zimmertür.
    Binnen Sekunden flog diese auf, und Simon stand mit vom Duschen feuchten Haaren, Jeans, unter denen ein paar nackte Füße herauslinsten, und einem eng sitzenden weißen T-Shirt vor ihr. Und war einfach zum Heulen schön. Ihr Blick huschte über seine breiten Schultern und die knallharte Brustmuskulatur. Sie schluckte und hatte ihr Anliegen kurzfristig vergessen.
    Allmächtiger! Nie im Leben war das der Körper eines Informatikers. Der Typ passte einfach in keine Schublade. Sie sah in seine blauen Augen, die heller strahlten als der Sommerhimmel, und ihre Knie wurden butterweich. Hilfe suchend klammerte sie sich am Türrahmen fest. Was hatte dieser Kerl nur an sich, dass er ihr dermaßen unter die Haut ging?
    „Gefällt dir, was du siehst?“, unterbrach er schließlich die Stille. Ein amüsiertes Zucken spielte um seine Mundwinkel.
    O Gott, ja!, hätte sie am liebsten gebrüllt. Stattdessen trat sie sich im Geiste in den Hintern und kramte in den Tiefen ihres Gehirns nach Worten. „Mhm, irgendwie schon“, nuschelte sie schließlich und zuckte betont gleichmütig mit den Schultern. „Frisch geduschte Männer haben einfach etwas“, versuchte sie ihr teenagermäßiges Gehabe zu relativieren. „Eigentlich wollte ich dir eine Neuigkeit …“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als hinter Simon eine lautstark nach Bier brüllende Minibar

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