Sei mein Stern
ganz danach aus. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen vom Gesicht und blickte ihn erwartungsvoll an. „Natürlich. Ich denke, das bin ich dir schuldig.“
„Wie seid ihr mir auf die Spur gekommen? Eure Computersysteme verfügen nicht über das Know-how, meine Aktivitäten zu identifizieren.“
Sie nickte. „Das ist richtig. Es war reiner Zufall. Es läuft gerade ein Testprogramm in Zusammenarbeit mit einer Genfer Firma. Mit einem brandneuen Satelliten, der auf Hackerangriffe ausgelegt ist. Unser Zentralrechner sendet ein Signal, sobald jemand versucht ihn zu infiltrieren. Dieses Signal wird umgewandelt und an den Satelliten übertragen, der dann den auslösenden Computer ortet. Frag mich nicht nach den genauen technischen Details, die gehen über mein Fachwissen hinaus. Die Krux ist, dass die Reichweite dieser Umwandlungssoftware ziemlich begrenzt ist. Doch der Satellit schwebte wohl zufällig in der Nähe von München, als du dich eingehackt hast. So konnte er das Hotel lokalisieren.“
„Interessant. Wie heißt die Genfer Firma?“
Sie zögerte kurz.
„Hab keine Angst, von mir wird keine Menschenseele erfahren, woher ich den Namen habe.“
„Eutec Enterprises.“
„Danke. Gibt es allen Ernstes eine Akte über Rafael? Ein cleverer Schachzug übrigens. Du wusstest genau, dass ich der Versuchung nicht würde widerstehen können, sie zu eliminieren.“
Beschämt senkte sie den Blick. „Vermutlich seit gestern, mit der einzigen Information, dass sein Bruder ein flüchtiger Computerhacker ist.“
Er ließ frustriert den Kopf gegen den Baum fallen. Verflucht, Rafael hatte voll ins Schwarze getroffen! Allein Simons Dummheit war es zu verdanken, dass sich sein Bruder mitsamt Familie nun in Teufels Küche befand. Hätte er nicht dieses unbändige Bedürfnis gehegt, sich alle Computer des Universums untertan zu machen, wären sie nie ins Visier der Geheimdienste geraten. Nun lag es in seiner Pflicht, das wieder in Ordnung zu bringen. Egal wie!
„Gut, nun habe ich nur noch zwei Fragen.“
Erwartungsvoll hob sie den Kopf und schaute ihn mit ihren tränennassen Augen an.
„Warum zur Hölle bist du hergekommen? Du hättest den BSC doch nur darüber informieren müssen, wo sie mich dingfest machen können. Oder schnappt die Falle zu, wenn ich versuche, das Areal zu verlassen?“
„Himmel, nein!“, stieß sie entrüstet aus. „Simon, ich könnte dich kein zweites Mal ans Messer liefern. Ich komme mir so schon verachtenswert genug vor. Außerdem habe ich letzte Nacht entschieden, dass ich aussteigen werde. Das aufregende Leben der Geheimagentin ist Geschichte.“
Voller Ironie zog er eine Augenbraue hoch. „Nicht schlecht. Beabsichtigst du erneut als Autorin durchzustarten? Deine Bücher konnten immerhin ziemliche Erfolge vorweisen.“
Verblüfft riss sie die Augen auf. „Du weißt davon? Woher?“
Er grinste spitzbübisch. „Ich bin ein Hacker, schon vergessen?“
„Oh!“ Ihrem erstaunten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie diesen Umstand tatsächlich außer Acht gelassen.
Simon musterte sie nachdenklich. „Aber eins interessiert mich. Warum willst du ausgerechnet jetzt dem BSC den Rücken kehren?“
Sie seufzte verhalten. „Ich kann das einfach nicht länger. Ich glaube, ich habe Tims Tod endlich überwunden. Es gibt absolut keinen Grund, weiterhin auf Menschenjagd zu gehen.“
Er nickte leicht. „Wie verfährt der BSC eigentlich mit Personen, die sich hinter seinem Rücken mit gemeingefährlichen, flüchtigen Staatsfeinden verbünden?“
Sie stieß hörbar die Luft aus. „Was meinst du wohl? Carsten würde mir zuerst das Fell über die Ohren ziehen und mich anschließend wegen Landesverrats einbuchten lassen.“
„Das heißt, du riskierst gerade Kopf und Kragen. Warum?“
„Simon, du hast von zwei Fragen gesprochen, das sind wesentlich mehr.“
Er lächelte leicht. „Stimmt, irgendwie bin ich von meinem ursprünglichen Konzept abgekommen. Aber bitte antworte mir. Es ist mir wichtig.“ Bei den letzten Worten glich seine Stimme einem heiseren Wispern.
Sie fixierte ihre Hände. „Ich weiß auch nicht. Einfach ein Gefühl, eine Intuition. Ich konnte von Anfang an nicht glauben, dass du ein durchgeknallter Extremist bist. Außerdem frisst mich mein schlechtes Gewissen beinahe auf.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Immerhin bist du meinetwegen in ein Flugzeug gestiegen.“
Simon schnappte unauffällig nach Luft. Sie legte hier gerade einen Seelenstriptease hin,
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