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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bei Mama sogar im Tresor eingeschlossen.
    »Du wirst mir noch mal dankbar sein«, meint Mama immer, wenn ich sie danach frage und ihn gerne zurückhätte. Keine Chance. »Stell dir vor, du verlierst deinen Schlüsselbund mal und kommst zu Hause nicht rein!«, sagt sie. Da gäbe es erstens den Schlüsseldienst, und zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Schlüsselbund mit etwa 1,5 Kilo Kampfgewicht und der Größe einer Honigmelone verliere, gleich null. Aber egal – Mama geht’s um die Macht – und die hat sie dadurch.
    Allerdings war Mama noch nie ohne Ankündigung in meiner Wohnung. Obwohl – sagen wir es mal so: Ich weiß auf jeden Fall nichts davon. Manchmal fragen mich Leute, warum ich nicht mal ein richtig ernstes Wort mit ihr rede, sie auf den Pott setze. Mama geht ja auch auf Sendung manchmal nicht so richtig nett mit mir um, das kriegen die Zuschauer ja auch mit. Aber ich kann das nicht.
    Ich kann doch meine Mutter nicht einfach so zusammenfalten. Sie ist und bleibt doch meine Mutter. Das ist wie bei einem Hund. Der kriegt zwar manchmal eine von Herrchen oder Frauchen gescheuert – und steht trotzdem treu an seiner oder ihrer Seite. So ist das eben auch bei Mama und mir. Oder um es mal anders auszudrücken: Ich mache doch meine Mutter nicht schlecht, nur weil sie manchmal nicht nett zu mir ist!
    Nur die Sache mit den Männern früher, das nehme ich Mama ein bisschen übel. Die hat die Kerle ja immer sofort mit nach Hause gebracht. Kaum kennengelernt, sind die mit Sack und Pack bei uns eingezogen. Das war für uns Kinder echt furchtbar. Und dann haben die sich auch noch aufgespielt, wollten Herr im Haus sein, meinten, uns auf einmal Vorschriften machen zu müssen. Na, da hast du ja als Kind besonders Bock drauf.
    Also in dieser Beziehung habe ich mir ganz fest vorgenommen, dass ich da komplett anders sein will als meine Mutter. Ich hatte bisher in meinem ganzen Leben noch keinen One-Night-Stand.
    Und bevor ein Mann bei mir einen Fuß über die Schwelle meiner Wohnung setzen darf, gehen Wochen ins Land. Mindestens. Nur dass das nochmal klar gesagt ist!
    Kindheitstrauma Tagebuch
    Meine Mutter kann gut Wut zeigen, aber wenig Liebe, das ist ein Wesenszug von ihr. Nicht dass sie Liebe nicht empfinden kann, aber mit dem Vermitteln hat sie ein Riesenproblem. Naja …
    In den letzten beiden Jahren ist bei mir so viel passiert, dass ich manchmal echt Angst habe, dass ich mir das alles gar nicht merken kann, wer und was mir da jeden Tag begegnet, und wie dramatisch sich mein Leben verändert. Eigentlich müsste ich Tagebuch da rüber führen. Aber – jetzt nicht lachen – das traue ich mich nicht – wegen Mama. Die ist ja so neugierig, eine richtige Zimmer-Schnüfflerin. Wenn die heute zu mir in die Wohnung kommt, schwupps, zieht die schon an den Schubladen rum: Was haben wir denn hier, was ist das denn?
    Früher, als ich noch bei ihr wohnte, hat sie sogar von ihren Typen gelegentlich meine Kinderzimmertür aufbrechen lassen. Nee, wirklich, ich müsste von oben bis unten mit dem Klammersack gepudert sein, wenn ich Tagebuch schreiben würde. Ich glaube, dass ich bis heute traumatisiert bin, weil sie bei mir im Zimmer mal einen Brief an einen Klassenkameraden gefunden hat. Ich war acht Jahre alt. Das ist doch das Alter, in dem man sich kleine Zettelchen im Unterricht schreibt und die dann durch die Reihen schickt – also damals jedenfalls, als es noch keine Handys und damit auch keine SMS gab. Und – wen wundert’s? – Mama stellt sich mit dem Brief in ihre Kneipe und liest ihn den Gästen laut vor. Gar nicht lustig! Sie fand’s aber irre komisch. Irgendwie haben wir so gar nicht denselben Humor.
    Andererseits war Mamas Café eigentlich die beste Schule fürs Leben – und fürs Fernsehen. Wenn man mir eines glauben kann: In der Gastronomie wie beim TV laufen saumäßig viele Deppen rum.
    Ich habe ja schon früh mein Geld als Kellnerin bei Mama verdient, sechzig Euro pro Abend. Und ich habe mir immer gesagt, dienstags arbeite ich umsonst, also für die Miete. Vier Dienstage im Monat, das waren zweihundertvierzig Euro, so viel Miete habe ich seinerzeit für mein Kinderzimmer bei Mama bezahlt.
    Wir haben immer korrekt abgerechnet, da ist Mama eisern. Sie sagt immer: Von zehn Bedienungen in der Gastronomie klauen neuneinhalb. Das ist auch nicht gerade freundlich. Und falls es stimmt, war ich die halbe, die auf zehn fehlt!
    Katzenfreunde
    Inzwischen habe ich ja nun mein eigenes Café – das

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