Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
ausgelacht.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Wäre Alebin ein Vorschlaghammer auf den Fuß geknallt, es hätte sich nicht schlimmer angefühlt, nicht weniger fatal.
    »Au! Au! Au!« Schreiend hopste der Elf auf einem Bein, den platt gehämmerten Zeh mit beiden Händen umklammert. Das Pochen und Reißen nahm sein ganzes Denken in Beschlag und ließ ihn sogar den Armbruch vergessen.
    Der Winzling nickte ihm zu. »Außen klein, innen Stein. Jetzt glaubst du mir, oder?«
    »Ich dreh dir den Hals um!«, brüllte Alebin gepeinigt.
    »Aber … ich habe Frau und Kinder!«
    »Na und? Dafür kann ich nichts.« Fast wäre Alebin gestürzt, als er beim Losgehen zwangsläufig den maladen Fuß aufsetzte. »Autsch! Mann, das ist ja nicht zum Aushalten!«
    »Na ja, wir müssen schon ordentlich draufhauen«, sagte der Knirps unsicher. »Jedenfalls bei der Nachrichtenübermittlung. Aber das mit Cornwall hast du falsch verstanden. Nicht
einer
von uns beliefert die Grafschaft, sondern ein ganzes Netzwerk. Hier gibt es jede Menge Höhlen und Stollen, unterirdische Fluchtwege aus der Schmugglerzeit, und natürlich die Minen. Zinn, Kupfer, Gold … das hat man hier früher alles abgebaut. So ist mit der Zeit eine Unterwelt entstanden, in der wir ganz gezielt und punktgenau Informationen weiterleiten können.« Der Kleine breitete die Hände aus. »Und jetzt gehört sie uns!«
    »Wie schön! Dann solltest du schnell in sie zurückkehren.«
    »Was glaubst du, wohin ich gerade unterwegs bin?«
    Endlich! Ich bin ihn los!
Alebin atmete auf vor Erleichterung. Er lächelte sogar, und das war ein Fehler.
    Das Männchen erwiderte sein Lächeln. »Aber wenn du möchtest, zeige ich dir mal, wie das mit der Nachrichtenübermittlung funktioniert.«
    »Oh nein! Nein!« Alebin schüttelte den Kopf, wich zurück. »Nicht nötig, wirklich. Mach dir keine Mühe!«
    Hau einfach ab!
    »Das ist keine Mühe. Geht ganz schnell, pass auf.« Mit erhobener Faust kam das Männchen angerannt.
    Alebins Augen weiteten sich. Wollte der Zwerg ihn etwa schon wieder schlagen? Hastig stellte er die Füße aufeinander, um wenigstens ein paar seiner Zehen zu schützen, bereitete sich auf neuerlichen Schmerz vor und verfluchte die Tatsache, dass er keine Waffen zur Hand hatte.
    Doch die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig. Das Männlein zielte nicht auf Alebins Füße, sondern auf einen Stein, der halb vergraben im Boden steckte. Es visierte ihn an und schlug zu. Zweimal kurz, einmal lang.
    »Das war mein Name«, erklärte es stolz.
    Alebin runzelte die Stirn. »So heißt du? Pock, Pock, Pock?«
    Einen Moment sah das Männchen überrascht zu ihm auf. Dann brach es in schallendes Gelächter aus.
    »Pock, Pock, Pock!«, rief es jauchzend und wischte sich die Lachkörner aus den Augen, dass es nur so knirschte. »Hihihi, was bist du komisch!«
    Alebin setzte sein düsterstes Gesicht auf – und er konnte
enorm
düster dreinblicken. Doch bei seinem ungeliebten Begleiter wirkte das nur bedingt. Das Männlein grinste wie ein Honigwichtel, während es den Sachverhalt erklärte.
    »Mein Name ist Rocky Zwölf«, sagte der Wicht zu dem Elfen. »Zwölf von siebenhunderteinunddreißig. Das klopft sich kurz-kurz-lang. Ro-cky-Zwölf. Alles klar?«
    Alebin sah irgendwie angeätzt aus. »Es gibt
siebenhunderteinunddreißig
von deiner Sorte?«
    »Nein, das ist meine Familie. Wir Langstreckenmeldesteinlinge sind insgesamt … Ja, ich weiß gar nicht. Wie viele sind wir denn?«
    »Egal.« Alebin winkte ab. »Du musst mich ohnehin entschuldigen, ich hab’s ein bisschen eilig.« Er zeigte nach vorn. »Das ist doch der Weg nach Whispering Willows, oder?«
    »Ja, schon. Aber keine Sorge, vorher geht noch ein Seitenweg ab. Da will ich übrigens auch hin.« Rocky schwang sich auf sein Huhn. »Er führt runter zum
Old Joe
, einer stillgelegten Zinnmine.«
    »Darin wohnst du?«, vermutete Alebin.
    »Exakt! Und wenn Aurelia nicht so getrödelt hätte, wäre ich längst angekommen.« Rocky stutzte. »Sag mal, was ist mit deinem Schatten?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Na ja, er haut gerade ab.«
    Ruckartig sah Alebin zu Boden. Die Sonne sank, und selbst das kleinste Hindernis besaß ein dunkles Abbild. Nur sein eigener Schatten war nicht am Platz, hatte die Gunst der Stunde genutzt, um sich heimlich davonzustehlen. Alebin konnte gerade noch einen Fuß auf den letzten Fitzel stellen, bevor das Nichtlicht komplett unter den Büschen verschwand. Schön, es gehörte ihm eigentlich nicht –

Weitere Kostenlose Bücher