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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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gen Himmel schleuderte, musste ihn ein Befehl höherer Mächte getroffen haben. Denn die Flammenfontänen kollabierten gleich darauf – und rissen Alebin mit sich zurück in die Tiefe.
    Feuer.
    Überall.
    Keine Sicht mehr, keine Luft zum Atmen. Höllentemperaturen jenseits des Vorstellbaren, Flammenwände und scharfkantiges Lavagestein. Alebin schrammte daran entlang, stürzte in den Abgrund – ungeschützt, verloren –, und was das lodernde Feuer nicht fraß, zerfetzten die Steine. Er fühlte sich, als würde er bei lebendigem Leib gehäutet. Dazu wäre es auch gekommen, hätte er nicht zufällig das Licht gestreift. Dieses sanfte Licht im flammenden Inferno, das keine Wärme abgab, sondern Hoffnung. Für einen winzigen Moment blieb der Elf daran hängen, und hätte er nicht sofort erkannt, dass das Licht ein magisches Tor war … Wäre er nicht ohne Zögern, mit den Füßen zuerst, hindurchgesprungen …
    »Hilfe! Ich verbrenne!« Alebin erwachte von seinem eigenen Geschrei. Er fuhr hoch – nass geschwitzt, desorientiert. Verzweifelt versuchte er, sich zu löschen. Doch seine Hände trafen nur die kühle Außenseite einer Wolldecke und glatte Laken.
    Schwer atmend hielt er inne, blinzelte die Flammenbilder weg und bemühte sich zu begreifen, was hinter ihnen zum Vorschein kam. Ein fremdes Zimmer. Erschütternd altmodisch eingerichtet, aber gemütlich – und recht gut isoliert, was nicht unerheblich war bei dem Regen, der von draußen gegen das Fenster prasselte. Keine Flammen weit und breit. Keine rachsüchtigen Gottheiten.
    »Es war nur ein Traum!«, flüsterte Alebin voller Erleichterung. Allerdings hielt das Gefühl an.
    Draußen vor dem Zimmer musste es eine Treppe geben. Das merkte er daran, dass jemand über knarrende Stufen auf die Tür zukam. Alebin zog die Wolldecke hoch bis unters Kinn und hielt sie mit beiden Händen fest. Sollte ihn jemand angreifen, würde er sie ihm über den Kopf werfen und flüchten.
    Derart vorbereitet sah er zu, wie sich die Türklinke senkte. Eine Frau trat ein. Zu dick und zu alt für seinen Geschmack, aber dennoch sehr attraktiv – trug sie doch ein Tablett mit dampfenden Schüsseln herein. Alebin schluckte unbewusst.
    »Guten Morgen, Herr!«, sagte die Frau und drückte mit ihrer Kehrseite die Tür ins Schloss. »Ich sehe, Ihr seid erwacht. Hattet Ihr wieder schlechte Träume, ja? Was ist Euch nur geschehen, dass es Euch bis in den Schlaf verfolgt?«
    Die kenne ich doch
, dachte Alebin verwundert.
Wo habe ich sie schon mal gesehen?
    Er versuchte sich zu erinnern, während die Frau näher kam. Das letzte Mal, dass er Menschen angetroffen hatte, war er am Steg gewesen, der über den toten Bacharm führte. Alle hatten da nach einem gewissen Harry geschrien. Warum eigentlich?
Ah, ich weiß es wieder!
    »Die Bestie!«, rief Alebin, froh über seine neu einsetzende Erinnerung.
    »Nein, ich bin die Wirtin. Ihr seid anscheinend noch immer nicht richtig wach«, sagte die Frau. Sie klang ein wenig beleidigt. Mit einem Kopfnicken forderte sie Alebin auf, sich hinzusetzen, damit sie ihr Tablett abstellen konnte.
    Alebin stützte die Hände auf, um sich hochzuziehen. Sein gebrochener Arm fiel ihm ein, und er zögerte, doch – oh Wunder! – die Knochen waren verheilt.
Nach einer einzigen Nacht? Das ging aber schnell!
    Schweißtropfen rollten ihm über die Schläfe, das sichtbare Zeichen seiner Albträume. Alebin wollte sich rasch das Gesicht abwischen. Zu diesem Zweck nahm er die Decke hoch – und schlug sie hastig wieder herunter: Er hatte nichts mehr an, nicht mal ein Fädchen. Splitternackt lag er im Bett.
    »Wo sind meine Klamotten?«, fragte er fassungslos.
    »Eure … was?«
    »Sachen. Anziehsachen. Hemd, Hose, das ganze Zeug.«
    Die Frau lachte glucksend. Geschirr klirrte aneinander, als sie das Tablett auf Alebins Schenkel stellte. Angenehme Düfte krochen dem Elfen in die Nase. Es roch nach frisch gebackenem Brot, nach Fleisch und Bohnen in Tomatentunke.
    »Eure Kleidung war nicht zu retten«, sagte die Frau. Kopfschüttelnd fügte sie hinzu: »Ich habe noch nie so zerfetzte Stoffe gesehen.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht!« Misstrauisch starrte Alebin zu ihr hoch. »Was habt Ihr mit meinen Klamotten gemacht?«
    »Verbrannt«, antwortete sie beiläufig und nahm den Deckel von einer Schüssel. Bratenstücke kamen zum Vorschein, in köstlich aussehender Sahnesauce. »Aber seid unbesorgt! Mein verstorbener Mann, Gott hab ihn selig, war ungefähr von Eurer Statur. Ich

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