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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anblick machte Lust darauf, es ihr auszuziehen. Bei dieser Wespentaille und den prallen, gerade erblühenden Brüsten, die so keck aus dem Ausschnitt lugten, würde sich das lohnen, fand Alebin. Ganz sicher.
    Er unterbrach seine Musterung, als ihn plötzlich das Gefühl überkam, beobachtet zu werden. Abrupt drehte er sich nach den Dörflern um. Eine Frau starrte ihn an. Vielleicht die Mutter des Mädchens? Der Elf zwinkerte ihr so anzüglich zu, dass sie hastig wegsah.
Gucken kannst du, Tantchen. Aber mehr ist bei mir nicht drin, ehrlich. Da hättest du viele Jahre früher kommen und weniger Gewicht mitbringen müssen!
    Er wandte sich an die Kleine. »Hallo, schönes Kind!«
    Sie blickte zu Boden. »Es tut mir leid, Herr. Mein Vater bittet Euch zu gehen.«
    »Ist nicht dein Ernst!« Alebins Grinsen erlosch.
    »Bitte! Er wird sonst ärgerlich.«
    Echt? Ich bin es schon, und frag mich nicht, wie!
»Hast du einen Namen?«
    Sie lachte hell. »Natürlich, Herr. Ich heiße Millicent.«
    »Aah! Der passende Name für ein schönes Mädchen«, lobte Alebin mit honigsüßer Stimme.
Ich will ins Bett, verdammt! Ich schlafe gleich ein!
»Millicent, das klingt nach Rosenduft und tausend Blüten.«
    Sie kicherte, hob verschämt die Finger an den Mund. «Ihr seid sehr gütig, Herr!«
    »Hmm, ja. Millie? Ich darf dich doch Millie nennen, oder?«
    »Meine Freunde nennen mich so, Herr.«
    »Gut. Also, Millie: Ich bin kein Tourist und auch nicht vom Film. Du kannst also aufhören, so gestelzt zu reden.«
    »Ich … ich weiß nicht, was Ihr meint!«
    »Nicht? Dann vergiss es.« Alebin spürte, wie seine Knie zitterten. Immer wieder knickten sie unter dem geschundenen Körper ein, den sie einfach nicht mehr tragen konnten. Alebin hätte weinen mögen vor Müdigkeit.
Reiß dich zusammen, Mann! Wie peinlich soll das werden?
    »Hör mal, Millie. Ich bin verletzt und erschöpft, und ich brauche unbedingt ein sicheres Lager für die Nacht.«
    »Aber …«
    »Ja, ich weiß. Dein Vater will mich ins Moor jagen.« Er sah sie an, hielt sie fest mit seinem Blick voller Elfenzauber. Seine Stimme wurde weich und sanft, schmeichelte den Widerstand des Mädchens weg. »Aber
du
willst das nicht, oder, Millie?«
    »Nein, Herr«, flüsterte sie. Aus großen braunen Augen sah sie zu ihm auf.
    »Und deshalb sagst du mir jetzt, wie ich an einen Schlafplatz gelange, ohne dass dein Vater es sieht.«
    Die Scheune!
, dachte der Elf, weil Millicent nicht gleich antwortete.
Bring mich da hin! Los, das wird dir doch wohl einfallen!
    Tat es aber nicht. Alebin traf fast der Schlag, als er stattdessen hörte: »Ihr müsst nur den Weg ein Stück zurückgehen, Herr. Da gibt es eine Abzweigung, die führt zur …«
    »Zur Zinnmine. Old Joe. Ja, ich weiß!« sagte er ungeduldig.
Das darf doch nicht wahr sein! Die will mich partout nicht ins Dorf lassen. Allmählich frage ich mich, was diese Leute zu verbergen haben
.
    Gesprächsfetzen wehten zu ihm herüber. Von Verspätung war die Rede und vom Sonnenuntergang. Immer wieder tauchte der Name
Harry
in dem sorgenvollen Gemurmel auf.
    »Wer ist Harry?«, fragte Alebin.
    Die Dörfler übertönten Millicents Antwort. »Da! Da ist er! Harry!«, riefen sie.
    Ein Mann kam übers Moor, kaum mehr als eine Silhouette vor dem verblassenden Abendrot. Dennoch merkte Alebin, dass es ein alter Mensch war – an seinen Bewegungen, diesem müden Dahinschlurfen und der kraftlosen Art, wie er seinen wartenden Gefährten zuwinkte. Er zog einen Bollerwagen hinter sich her, beladen mit Päckchen und Paketen.
    Alebin runzelte die Stirn. »Ist das euer Postbote?«
    »Nein, Herr«, antwortete Millicent beiläufig. Sie reckte ihren Hals, um den Mann im Auge zu behalten. »Harry hat die Einkäufe erledigt.«
    »So.« Der Elf vertrat ihr die Sicht, machte eine einladende Geste. »Komm doch über den Steg! Hier auf meiner Seite kannst du ihn besser sehen.«
    »Ich darf das nicht, Herr. Nach Sonnenuntergang geht niemand von uns über die Grenze.«
    »Der Steg ist eine
Grenze?
«
    »Ich meinte den Dorfrand.« Millicent zeigte flüchtig den toten Bacharm entlang, ohne den Blick von Harry zu nehmen. Quer durchs Moor kam er auf Whispering Willows zu, über die Wildwiesen, zwischen Sträuchern und Felsen. Das Rumpeln seines Bollerwagens wehte mit dem Abendwind voraus.
    Alebin wurde misstrauisch.
Grenze
, dieses Wort ließ ihn grundsätzlich aufhorchen. Der rothaarige Elf mochte alles Mögliche sein, aber ein Narr war er nicht – und nur Narren passierten

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