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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihn nicht. Hastig packte er das Mädchen, glitt an ihm vorbei und hielt es wie einen Schild vor sich.
    Die Bestie flog heran, erreichte die Stelle, an der eben noch Alebin gestanden hatte, und lief weiter, ohne den Elfen zu beachten, der sich mit schlotternden Knien hinter Millicent duckte. Er atmete auf: Was immer es mit der Dorfgrenze auf sich hatte, sie schien zu halten!
Glück gehabt!
    Harry hatte weniger Glück. Er war nur noch ein paar Schritte vom toten Bacharm entfernt, als die Bestie auf ihn zustob. Wäre er weitergerannt, vielleicht gesprungen … Aber er tat es nicht. Stattdessen sah er zu ihr hin, riss schützend den Arm hoch.
    Stolperte.
    Sie sah königlich aus in ihrer ganzen Grässlichkeit, als sie sich nach Katzenart krümmte und vom Boden abstieß – Pranken vorgestreckt, Krallen ausgefahren. Die Kraft der Löwen, das kantige Erscheinungsbild der Panther, die Geschmeidigkeit der Geparden; dies alles vereinte sie in sich und war doch nichts von alledem. Noch im Sprung öffnete die Bestie ein leuchtend rotes Maul. Unzählige Reißzähne stellten sich auf, lang und scharf. Harry kreischte wie von Sinnen.
    Sie schlug ihn nicht zum Fressen, nicht aus dumpfer Mordlust. Da war ein abgrundtiefer Hass in der Art, wie das schreckliche Wesen über sein Opfer herfiel. Alebin konnte ihn beinahe körperlich spüren.
    Eine gefühlte Ewigkeit verging, ehe die furchtbaren Schreie endlich aufhörten. Alebin hatte die Augen zugemacht – der Anblick war selbst für ihn nicht leicht zu ertragen. Als er sie jetzt wieder öffnete, ließ er hastig das Mädchen los. Millicents Vater kam angerannt. Wollte der Mann ihn schlagen? Er stöhnte resignierend.
Das werde ich wohl hinnehmen müssen. Ich kann nicht mehr!
    Doch der Dörfler griff nicht an. Er nahm nur seine weinende Tochter in die Arme und warf Alebin über ihr blondes Haar einen Finsterblick zu.
    »Idiot!«, sagte er.
    Das war alles, was der Elf noch hörte. Ohnmächtig sank er zu Boden.

7 Ein böses Erwachen
    Es war früher Morgen im Bodmin Moor. Soeben ging die Sonne auf, auch wenn man es nicht sah, weil sich das englische Wetter inzwischen auf gute alte Traditionen besonnen hatte. Herbstregen strömte aus grau verhangenem Himmel, schwärzte die Schieferdächer von Whispering Willows und weinte an allen Fenstern herunter. Das unablässige Pladdern klang wie Koboldfinger, die gegen die Scheiben klopften. Hinter einer von ihnen lag Alebin, bis zur Nase in eine gemütliche, warme Wolldecke gemummelt. Die Sprungfedern der alten Bettstatt quietschten, wenn er sich bewegte – was selten geschah, denn Alebin schlief.
    Nicht mehr ganz so fest wie anfangs; da hatte er reglos auf der Matratze gelegen, nahezu komatös. Auch die Phase des unruhigen Herumwerfens war vorbei mit ihrem Zähneknirschen und Gemurmel. Nun stand er kurz vor dem Aufwachen, gefangen im letzten einer langen Reihe von Träumen.
    Alebin sah sich wieder im kampfumtobten Asgard. Er kam nicht an Nadja heran, obwohl ihm keinerlei Skrupel den Weg blockierten. Aber da war ja noch seine treue Elfenhündin. Cara stöberte für ihr Herrchen etwas auf, was schrecklicher war als alle bekannten Waffen zusammen: den Fenriswolf.
    Alebin wusste, was er tat, als er dieses Monster befreite. Die Götter hatten es in magische Fesseln gelegt, denn Fenrir sollte gefangen bleiben, bis die Welt unterging. Also für immer. So lautete der göttliche Wille. Die ihn aussprachen, konnten allerdings nicht ahnen, dass irgendwann ein Elfen namens Alebin nach Asgard kommen würde, um besagten Weltuntergang tatsächlich einzuläuten. Ragnarök. Das Ende allen Seins. Nie zuvor waren ihm Menschen und Elfen so nahe gekommen wie an jenem Tag.
    Fenrir tötete Tausende auf seinem Vernichtungszug durch Odins Reich. Unaufhaltsam schritt der riesige Wolf dahin, durch ein Meer aus Blut, denn es starben zugleich noch einmal Tausende ringsum, hingemetzelt auf den Schlachtfeldern des Elfenkriegs. Am Vorabend der Götterdämmerung. Nur ein Wunder konnte die Apokalypse noch aufhalten, also … gar nichts.
    Doch dann ging etwas schief!
    Alebins Traum verriet dem Elfen, dass sich Nadjas Eltern eingemischt hatten. Hand in Hand gingen die Innamorati Fabio und Julia Oreso auf den Vulkan zu, dessen Ausbruch das Ende aller Zeit bedeutete und unmittelbar bevorstand. Sie gingen freiwillig in den Tod, damit ihr kleiner Enkel Talamh in eine blühende Welt geboren wurde statt in ein stilles schwarzes Nichts.
    Als der Vulkan explodierte und riesige Magmasäulen

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