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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte er sie auch nicht auffangen in ihrem zwar altmodischen, aber hübschen dunkelblauen Kleid, das sich so eng an den appetitlichen Körper schmiegte.
    »Tut mir leid, schönes Kind!« Alebin log mit treuherzigem Blick. »Ich bin extra laut den Weg entlanggegangen, aber du warst wohl abgelenkt.«
    »Ich habe gebetet, Mister O’Gill«, sagte Millicent. Sie wagte ein scheues Lächeln, das aber gleich wieder erlosch, weil Alebin zurückprallte.
    »Woher kennst du meinen Namen?«, fragte er erstaunt.
    »Na ja.« Sie zog die Schultern hoch, sah verlegen zur Seite. »Mistress Braxton hat meinem Vater gesagt, dass Ihr so heißt, und ich … hab’s gehört.«
    »Mistress Braxton, natürlich.« Alebin fand sein Grinsen wieder. »Ihr habt also eine Zeitung im Dorf.«
    »Eine Zeitung, Herr? Ich verstehe nicht, was Ihr meint.« Nun sah sie wirklich verlegen aus, kam sich wahrscheinlich dumm vor.
    Alebin nutzte die Gunst des Augenblicks und ergriff ihre Hand. »Aber das macht doch nichts, Millie!« Sacht tätschelte er die weiche, zarte Haut.
Ja, das fühlt sich gut an!
»Was hältst du davon, wenn du mich ein bisschen herumführst und mir das Dorf zeigst, hm?«
Die Scheune! Die Scheune!
    »Das erlaubt mein Vater nicht, Mister O’Gill.«
    Mist! Ich hab’s übertrieben! Einen Schritt zurück!
    »Darby. Nenn mich Darby, du brauchst bei mir nicht so förmlich zu sein. Darby und Millie, das klingt doch gut, oder?«
    »Das erlaubt mein Vater …«
    »Auch nicht. Ich weiß.« Alebin seufzte innerlich. Er streifte die umliegenden Gräber mit angesäuertem Blick und fragte sich, wie viele Jungfrauen in ihnen ruhen mochten. Einen Moment lang suchte er ernsthaft nach der Inschrift
Auch sie starb mit neunundneunzig Jahren, ohne je die Freuden des Lebens gekostet zu haben
, dann besann er sich aber und wandte sich wichtigeren Dingen zu.
    Er zeigte auf den frischen Grabhügel. »Mochtest du ihn gern, deinen Onkel?«
    »Ja, sehr.«
    Alebin nickte. »Ich hoffe, er ist sanft im Schlaf gestorben.«
    »Was?« Millicent sah aus, als fühlte sie sich veralbert. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Wieso fragt Ihr so was? Ihr habt doch selbst gesehen, wie Onkel Harry starb!«
    Alebin runzelte die Stirn. »Moment mal! Ist das …« Er zeigte auf das Grab. »Ist das
der
Harry, den die Bestie getötet hat?«
    Millicent nickte schluchzend und griff nach einem Taschentuch.
    Alebin starrte perplex auf den Hügel mit seiner regennassen Erde und den verwelkenden Blumen. Am Vorabend hatte es nicht geregnet! Und wieso zerfielen die Blüten schon? Und überhaupt … Er sah auf, völliges Unverständnis im Gesicht. »Wann habt ihr den Mann begraben?«
    »Gestern Morgen, Mister O’Gill.«
    »Ja, aber …« Alebin war wie vor den Kopf geschlagen. Anfangs begriff er es nicht. Dann dämmerte ihm eine Erkenntnis, und er wandte sich ahnungsvoll an das schluchzende Mädchen. »Wann war der Überfall, Millie?«
    »Vorgestern, Herr«, antwortete sie unglücklich.
    Alebin ließ sie stehen, wanderte davon, ganz in Gedanken. Also
deshalb
waren seine Wunden schon so weit verheilt. Er hatte zwei Nächte und einen Tag geschlafen!

8 »Springer auf C4!«
    Talamh ist hier nie angekommen! Die Worte der Dunklen Königin hallten in Nadja nach wie ein endloses Echo. Es raubte ihr alle Kraft, allen Mut und gab ihr das Gefühl, dass nichts mehr in ihr war außer einer großen Leere. Zum ersten Mal fand sie sich am Ende ihres Weges wieder und wusste nicht weiter. Es war zu viel.
    Sie stand an einem Fenster des Thronsaals, blickte hinaus auf die grüne Weite von Tara. Stille Tränen rannen über ihr Gesicht.
    Hinter sich hörte sie Davids laute Stimme. Er war außer sich vor Zorn, so hatte ihn Nadja noch nicht erlebt. Ihn bekümmerten weder die Hofetikette noch der erforderliche Respekt vor einer mächtigen und gefährlichen Königin wie Bandorchu. Er forderte seine und Nadjas sofortige Freilassung, damit sie sich umgehend auf die Suche nach ihrem Kind machen konnten.
    Bandorchu dachte natürlich nicht im Geringsten daran, Talamhs junge Eltern gehen zu lassen, und sie machte unverblümt deutlich, dass es Dummheit wäre, zwei so wertvolle Geiseln, die sie gerade erst erhalten hatte, wieder aufzugeben. Welchen Sinn hätte ihre Strategie sonst gehabt, die beiden in ihre Fänge zu bekommen? Wenigstens gab die Dunkle Königin zu, Cor und den Kau mit der Entführung des Babys beauftragt zu haben. Und sie war reichlich erzürnt darüber, dass die Entführung zwar geglückt war, die

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