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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eichen-Duell.«
    Bandorchus Hofstaat atmete bei diesen Worten scharf ein.
    Auch die Königin schnappte nach Luft. »Hast du den Verstand verloren?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Nein, aber du hörst dich so an! Das Eichen-Duell. Weißt du, warum es so selten gefordert wird?«
    David nickte. »Wegen seiner Konsequenzen.«
    »Tzzz –
Konsequenzen!
Du wirst dein Leben aushauchen, wenn du verlierst!«
    »Aber nein. Die Bedingungen kann man vorher festlegen«, sagte David unbekümmert.
    Doch sein Lächeln erlosch, als sich Bandorchu ihm ein letztes Mal zuwandte und sich von ihren Thronstufen herabbeugte. »Du junger Tor«, sagte sie leise, und ihre Augen funkelten dabei in tödlichem Licht. »Das habe ich gerade getan!«
    Das Eichen-Duell. Ein Kampf, der den Herrschenden vorbehalten war und weitreichende Folgen hatte. Wenn zwei Elfenhäuser in den Krieg zogen und es sich abzeichnete, dass die Schlacht nicht zu gewinnen war, konnte ein Anführer das Eichen-Duell fordern, um weitere hohe Verluste zu vermeiden. Sein Gegner musste diese Forderung akzeptieren. Sie wurde aber nur selten gestellt, denn der Verlierer bezahlte mit seinem Reich, seiner Krone oder dem Leben. Oder allem zusammen.
    Austragungsort war der Namensgeber des Duells. Um den Eichenstamm wurde ein magischer Kreis gezogen, der nicht breiter war als ihre Krone. Er löste sich erst wieder auf, wenn das Duell entschieden und der Sieger offiziell benannt war.
    »Jedem Gegner wird eine Hälfte des Kreises zugesprochen, und in ihr kann er sich frei bewegen«, erklärte David, als er mit Nadja durch die unterirdischen Gänge der Tara-Burg ging. Bandorchu hatte ihm gestattet, dort nach Adjutanten zu suchen. »Ein Unparteiischer inspiziert vor dem Kampf den Baum, um Manipulationen auszuschließen.« Er grinste. »Es könnte ja jemand auf die Idee kommen, ein paar Äste anzusägen.«
    Nadja fand das nicht komisch. Mit düsterer Miene zog sie neben David her, blickte stur geradeaus. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider.
    »Der Unparteiische teilt also das Astwerk in Stufen ein, das geht von A bis D oder E. Auf diesen Stufen erhalten die Äste Nummern.« Er stoppte. »Halt, warte! Da ist wieder einer!«
    David huschte auf Zehenspitzen in eine dunkle Ecke, aus der ein Rascheln zu hören war. Im nächsten Moment quiekte etwas auf, dann kehrte der Elf mit triumphierendem Lächeln zurück. Ein kleines Männchen zappelte in seiner Hand. »Gib mir mal den Karton«, bat er Nadja.
    Wortlos reichte sie ihm den Behälter, ohne auch nur in Davids Richtung zu sehen. Der verstaute seinen Fang und ging weiter. Dabei erzählte er: »Jeder Gegner erhält ein Rindenstück in Form eines Vogels. Es wird aus dem Stamm der Eiche geschnitten und in seine Einzelteile zerbrochen – Flügel, Beine, Kopf und Körper. Dann …« David klopfte auf den Kartondeckel, und ein vielstimmiges Quieken erscholl. »… kommen die Kellerwichtel zum Einsatz. Sechs Springer und sechs Schützen. Die Springer werden vom Boden aus nach oben dirigiert. Jeder trägt ein Stück des Vogels, und wenn er es bis zur Baumspitze schafft, haftet es dort von allein an. Allerdings muss die Reihenfolge stimmen, also erst die Füße, dann der Körper …«
    Nadja fuhr herum. »Sag mal, hast du sie noch alle? Du setzt dein Leben aufs Spiel für diesen … diesen … Kinderkram?«
    »Nein, für dich.« erwiderte David. »Für dich und unseren Sohn. Im Übrigen ist es kein Kinderkram. Das Eichen-Duell wurde ersonnen, um ganze Heerscharen vor dem Verbluten zu retten. Besser, der König stirbt als sein komplettes Volk.«
    »Aber du bist kein König, und …«
    »Ich bin der Erbprinz.«
    »Und ich brauche dich!« Nadja rang die Hände. »David, bitte! Wir haben uns schon aus anderen Situationen befreit, das gelingt uns hier sicher auch! Sag diesen Mist ab! Ich will nicht, dass du stirbst!«
    »Werde ich nicht.« Er schüttelte den Kopf, grinste. »Und wenn, kannst du mich ja aus Annuyn zurückholen wie Rian. Du hast doch schon Erfahrung darin.«
    »Wahnsinnig witzig«, sagte Nadja. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, sich sehr weit weg zu wünschen – fort aus diesem Albtraum, in dem nichts so war, wie es sein sollte. Das Baby, das in ihren Armen liegen sollte, war spurlos verschwunden. Der Mann, den sie liebte, hatte ihr gerade mit typisch elfischer Leichtigkeit erklärt, dass er sich opfern wollte. Und es war niemand mehr da, mit dem sie wenigstens über alles sprechen konnte.
    Vater!
, dachte sie unglücklich.
    Nadja fand

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