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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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versunken. Es schien, als würde sie in einer ganz eigenen Welt leben.
    Ich werde nie wieder hierher zurückkehren.
     
    *
     
    Eine Unterredung ganz anderer Art fand derweil im Jesuitenkloster statt. Wieder einmal war es Abt Clement, der mit Pater Simon über die Zukunft des Ordens diskutierte. Lange hatte er überlegt. Er war alt und wusste nicht, ob er die Früchte seiner List würde ernten können. Also wollte er die Dinge etwas beschleunigen. Da seine größten Trümpfe, Akio und dessen Kunstfertigkeit und Wissen, jetzt in den Händen des Königs lagen, gab es nur eine Möglichkeit, diese wieder an sich zu reißen. Der Monarch musste sterben. Nur dann konnte die Kirche wieder in die politische Struktur bei Hofe eingreifen. Unglücklicherweise erfreute sich Louis bester Gesundheit.
    Damit Pater Simon zum Geheimnisträger wurde, musste Clement ihn zu seinem Beichtvater ernennen und unter diesem Vorwand hatte er ihn heute zu sich gerufen. Wie erwartet, war der Pater zunächst empört gewesen. Aber im Laufe des Gespräches verstand es der Klostervorsteher, seinem Ordensbruder die Idee mehr und mehr schmackhaft zu machen.
    „Wollt Ihr Euch wirklich auf einen jungen Burschen verlassen, der am Hofe des Königs möglicherweise alles andere im Kopf hat als das Wohl unseres Ordens? In all den Wochen hat er uns nicht einmal eine Nachricht geschickt. Wer weiß, ob er überhaupt noch an Euren Vorschlag denkt, Bruder Simon.“
    Da musste der Pater seinem Abt recht geben. Aber dieser war noch nicht fertig mit seiner Überzeugungsarbeit. „Ihr habt uns mit diesem Akio einen Goldschatz aus China mitgebracht und durch Jarin haben wir diesen an einen prunksüchtigen König verloren. Unser Orden könnte das Monopol auf den Handel mit Seidenfarben in ganz Europa erhalten. Lange genug haben wir Jesuiten als Vermittler und Wegbereiter für die Herrschenden dieser Welt gute Dienste geleistet. Jetzt hätten wir eine Möglichkeit, unsere Brüder in allen unseren Klöstern unabhängig von den weltlichen Mächten zu machen!“
    Und dabei selbst Gold zu sche f feln, dac h te Pater Simon besch ä mt und e r m a hnt e : „Man kann nicht zwei Herren die n en, V ate r , Gott und dem M a m m on!“ Dann fiel i h m siedend heiß ein, dass er ja Mitschuld an dies e m Dil e mma trug und nicht ohne Eigenn u tz gehan d elt hatte.
    Besse r , er schwieg!
    Der Abt ging über diesen Bib e lspruch hinweg. Er war Feuer und Flamme von seiner eige n en Idee. „Bedenkt doch: Akio brauc h t nur sein W issen we i terzuge b en und unsere ei g enen Le u te anz u lernen! “ , schwärmte er weit e r . I m Geiste sah er ber e its einen florie r enden Handel vor sich. Sein Orden würde nicht nur der re i chste, nein, auch der m i t d e m mei s ten Zu l auf an j ungen Männern sein. Novizen, um die jedes Kloster rang. Ach, wenn er selbst doch nur zehn Jahre j ünger wäre und dies a l les erle b en dürfte! W ie ungerecht war doch d i ese W e lt! E in tie f er Seufzer entrang sich seinen Lip p en.
    „ G e m a ch, gemach “ , beruhigte ihn nun Pater Simon. „ W ie ste l lt Ihr Euch das überhaupt vo r , so mir nic h ts, dir nic h ts ei n en König zu bese i tigen? W ir Ordensbrüder sind b e i Hofe nic h t gern gesehen und außerd e m wird der Monarch gut bewac h t. Selbst vor sein e m Schla f z i m m e r stehen rund um die Uhr vier Sche r gen zur Bewachung . “
    Aber auch darauf kannte Cl e m e nt bere i ts ei n e Antwort:
    „ W ie k o m m t Ihr darauf, dass wir selbst dies tun m üssen? Natür l ich wird k e in Bewa f fneter in die Nähe des Königs k o m m e n, der n i cht zu seiner Garde gehört. W ir werden ei n en der Dienstbo t en bestechen, i h m ein Gift ins Essen zu misc h en. In der Nähe von Sedan lebt ei n e kräuterkundige Frau. Ich habe ihre Dienste bere i ts ei n m a l in Anspruch gen o m m e n. Sie ist versc h w i egen wie ein Grab. Geht dorthin und verlangt e ine Arznei für einen Herzkranken. Sie wird Euch das Pulver einer best i mmten Pflan z e geben. Es braucht nur eine Überdosis davon! Danach reist nach Paris, u m Jarin und Akio zu besuchen und dem Hof die neuen Seiden b allen zu lie f ern. Dagegen wird auch der König kei n e Einwände haben. V ersucht herauszu f inden, welc h er der Diener zu ei n em V errat fä h ig wäre und dann sc h m i edet das Eisen, solange es heiß ist.“
    Pater Simon erb l ass t e. Eine solche Niede r trac h t hä t te er dem Prior ni e m a ls zugetraut! Dann aber sagte er sich, dass a lles z u m W ohl des

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