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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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Garküchen ihre Nase und ihren Gaumen so angenehm kitzelten.
    Antonio war Koch und als solcher auf seiner Reise durch Europa eher an den Schmeckens- als an den Sehenswürdigkeiten interessiert. Obwohl nur begrenzt aufnahmefähig für seine Ausführungen, die ihren Aktiv-Wortschatz bis zum Anschlag strapazierten, genoss Patrizia seine Bemühungen, ihr diese Käsespezialität oder jenen seltenen Edelfisch näherzubringen. So fand sie auch nichts Verwerfliches daran, brav den Mund zu öffnen, wann immer er ihr begeistert eine Kostprobe anbot. Vorangetrieben von der blanken Genusslust, hatten sie, ohne es zu merken, den ganzen Markt erforscht.
    »Sicher hast du heute Abend schon etwas vor, Patrizia. Sonst hätte ich dich gefragt, ob du mir noch ein bisschen Gesellschaft leisten willst.«
    »Nein«, antwortete Patrizia wahrheitsgemäß, die sich wegen ihres bevorstehenden Junggesellinnenabschieds vorgenommen hatte, bis dahin leiser zu treten. Sie wollte auf keinen Fall als Schnapsleiche vor den Traualtar treten. Am »schönsten Tag ihres Lebens« sahen die meisten Frauen so was von beschissen aus, dass man die Hochzeitsfotos eher als Erpresserfotos gebrauchen könnte, als sie auf den Kaminsims zu stellen.
    Aber wieso war sie eigentlich so kreuzehrlich zu diesem immer noch Fremden?
    »Fantastisch. Mach mir die Freude und sei heute mein Gast.«
    Das war keine Frage. Wie konnte sie jetzt noch
nein
sagen?
    Patrizia blieb stehen, unterzog Antonio stirnrunzelnd einer kritischen Betrachtung, während ihr Hirn in Windeseile eine Pro-und-contra-Liste erstellte.
    Contra:
    Du bist verlobt.
    Es gehört sich nicht, mit einem Fremden mitzugehen.
    Der Typ ist ein Knaller.
    Pro:
    Bald bist du verheiratet.
    Du hast Zeit.
    Olaf ist nicht in der Stadt.
    Du bist erwachsen und kannst jederzeit gehen.
    Der Typ ist ein Knaller.
    Ist doch alles ganz harmlos.
    Sein Strahlen hatte so gar nichts Harmloses, dann nahm er auch noch ihre Hand, bevor sie sich äußern konnte, und sagte nur:
    »Komm.«
    Mehr war gar nicht nötig, und Patrizia nickte, wenn auch anfangs noch unsicher. Ein tapferes Lächeln, die Pro-Liste überwog eindeutig, und dann strahlte auch sie und sagte etwas hölzern: »Gerne leiste ich dir Gesellschaft, Antonio.«
    Es war das alte Spiel von Eroberung, Widerstand und Hingabe, und Antonio beherrschte es so gekonnt, wie sie es bisher nur in Romanen gelesen und taggeträumt hatte.
    »Patrizia, sag mal, wo können wir uns ausruhen? Eine kleine Siesta machen?«
    Alle Städte, durch die sich ein Fluss zieht, die von Kanälen durchpflügt sind oder an einem Meereshafen liegen, haben eine besondere Atmosphäre, aber Patrizia fand, dass der Anblick der Isar zu dieser Jahreszeit durch nichts zu übertreffen war. Sah man von einer der zahlreichen mächtigen Steinbrücken zu, wie sich die Trauerweiden schwer bis auf die Wasseroberfläche neigten, mit ihren zarten Zweigspitzen sanft über die kühlen Fluten strichen, wie Bäume in den saftigsten GrünSchattierungen so dicht gedrängt das Ufer säumten, vergaß man die Stadt dahinter und wähnte sich in einer romantischen Landschaft auf dem Lande, wie sie auf Gemälden in der Neuen Pinakothek dargestellt waren.
    Antonio mit in ihre Wohnung zu nehmen, war jenseits ihrer Vorstellungskraft.
    Sie stellten den Mercedes an einem durch das üppige Dickicht versteckten Parkplatz vor der Uferpromenade ab. Antonio fischte eine verfilzte Wolldecke – vermutlich
Nonnas
Erbstück – von der Hutablage und klemmte sie sich unter den Arm. Italiener scheinen Versorgungsängste zu kriegen, wenn nicht mindestens eine Cafebar in Sichtweite ist, denn während Patrizia immer noch pappsatt war, sah sich Antonio ver-anlasst, Proviant einzupacken, bevor sie losspazierten.
    »Führe mich, Patrizia«, sagte Antonio spitzbübisch lächelnd. Doch Patrizia empfand, dass es sich genau umgekehrt verhielt. Sie war ein orientierungsloser Fremdenführer, der von einem ortsunkundigen Touristen nicht nur durch ihr eigenes Revier, sondern – wie sie fand – gehörig an der Nase herumgeführt wurde.
    Warum fühlte sie sich nur so wohl dabei?
    Wie selbstverständlich fasste Antonio nach ihrer Hand, und Patrizia zog sie ebenso instinktiv zurück.
    Was, wenn uns jemand begegnet?, dachte sie. Diese Stadt war ein Dorf; auf jeden Fall bei schönem Wetter, da tummelten sich doch alle draußen, Tag und Nacht.
    Antonio ließ es dabei bewenden, tröstete sich aber mit dem Anblick ihrer schwingenden Hüften, als der Trampelpfad so schmal

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