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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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her aus streckte und den köstli chen Bis sen aufnahm, in den Mund herein holte, wo sämtli che Geschmacks knos pen ausgehungert Alarm schlugen. Iris konnte kaum herunterschlucken, da nahte die nächste Gabel – ein anderer Duft, ein anderer Geschmack.
    Tomaten? Nein, Kapern. Iris liebte diese kleinen salzigen Biester. Und während sie noch darauf herumkaute, berührte etwas zartes, duftiges, Fluffiges ihre Lippen, die sie sofort gehorsam öffnete. Brot. Iris biss herzhaft hinein, riss ein Stück davon ab, das sich in ihrem Mund harmonisch mit den Kapern vermengte. »Mmmmh. Was müssen Blinde für Genussmenschen sein«, bemerkte sie noch mit vollem Mund. Sie schluckte und öffnete erwartungsvoll den Mund, die rosige Zunge ein klein wenig gespitzt. Was war das? Alans Zungenspitze begegnete der von Iris, strich damit behutsam an ihren äußeren Geschmacks knos pen entlang und platzierte dann überra schend einen ganzen Scampi auf der Mitte ihrer Zunge. Vorsichtig zog Iris ihre Zunge mit dem kostbaren Gut ein, begleitet von Alans Zunge, die sie daran hinderte, den Scampi zu zerbeißen und zu verspei sen.
    Wie gemein, dachte Iris und musste lachen. Auf diese Art nahmen Alan und sie das gesamte Mahl ein. Bei der Creme Caramel – Iris’ absolutem Lieblings-Dessert – war es dann vorbei mit den guten Manieren. Die verschmierte Alan nämlich ganz ungeniert auf ihren Körpern. Kichernd wie die Kinder leckten sie die klebrig-süße Speise voneinander ab. Der letzte Schluck Rotwein war geleert, da fielen sie wieder erschöpft in die Kissen zurück – ihre klebrigen, nassen, nach Liebe duftenden Körper fest ineinander verschlungen, als würden sie jeden Augenblick ganz mitein ander verschmel zen.
    Friedlich schlief Alan ein, ihr zugewandt, eine Hand auf ihrem Bauch abgel egt. Aber Iris fühlte sich hellwach. Als hätte ihr jemand Klammern an den Augenlidern befestigt, um sie aufzuhalten.
Clockwork Orange.
Und ihr Hirn wäre eine Waschmaschine, in die man zu viel Waschmittel gefüllt hatte – blub-ber blubber blubber. Nicht
ein
arti kulierter Gedanke, nur Wort-fet zen, Bil der, sich wi derspre chende Gefühls-Flashs saus ten in ihrem Schädel umher wie Sternschnuppen im Weltall. Iris hatte den Eindruck, nur noch aus Nervenbahnen zu bestehen, alles Übrige hatte sich aufgelöst. Sie war eine von diesen haut-lo sen Lei chen des Kör per welten-Profes sors. Und plötz lich erfasste sie der sichere Instinkt: Ich muss hier weg.
    Behutsam, als nähme sie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen auf, hob Iris Alans Hand von ihrer angespannten Bauchdecke.
    Wenn er jetzt aufwacht, bleibe ich da, beschloss sie. Alan atmete einmal tief ein, was Iris dazu veranlasste, den eigenen Atem anzuhalten. Unvermittelt ließ sie seine Hand los.
    Er drehte sich mit einem kleinen Seufzer auf den Rücken und schlief tief und fest weiter.
    Iris hatte in den letzten Stunden so viel Routine darin gewonnen, sich im Dunkeln zurechtzufinden, dass es ihr leicht fiel, ihre überall verstreuten Kleidungsstücke zu ertasten und anzuziehen, ohne Licht zu machen. Klar, sie hätte ihre Sachen aufsammeln und im erleuchteten Bad anziehen können, aber Iris brachte es nicht fertig, diesen für sie nun heilig gewordenen Raum zu verlassen. Noch nicht.
    Ihr Herz pochte, nein, ihr ganzer Körper pochte im Takt, den ihr Blut anschlug, um durch ihre Adern zu wandern. Sie spürte es heiß durch ihre angeschwollenen Adern fließen, sie hörte es rauschen, so laut wie ein Wasserfall, lauter inzwischen als Alans regelmäßiger Atem. Sein Atem, der nun das letzte Bindeglied zwischen ihnen war.
    Wo ist bloß mein Rock?
    Iris ließ sich auf einen Sessel fallen, betrachtete versonnen Alans muskulöse Silhouette auf den weißen Laken, während sie in Gedan ken die Abfolge zu rekonstruie ren versuchte, in der ihre Kleidungsstücke von ihrem Körper getrennt worden waren. Das Mondl icht gab Alan steinerne Konturen. Er war nun eine Statue, der Iris einen Platz in ihrer Wohnung gab. In ihrem Schlafzimmer, auf dem Boden gegenüber von ihrem Bett, da, wo sie ihn jedes Mal vor dem Lichtausmachen sehen konnte.
    Dieser Pakt hatte Iris’ Leben so reich gemacht, so bunt, hatte es belebt mit blühenden Gärten, üppigen Palästen, erlesensten Köstlichkeiten. Und der Pakt nahm ihr alles. Das Sinnvollste, Sinnigste, Sinnlichste, das ihr je widerfahren war: Alan Parker, Jurist mit Erstwohnsitz in Washington D. C., Zweitwohnsitz drei Blocks von ihr entfernt. Nun kannte sie Alan wirklich. Und

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