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Seidenfächer

Titel: Seidenfächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L See
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ein wenig eigenes Geld hatte, und Schmuck – Ohrringe, Ringe, Ketten -, alles aus Silber und Jade. Dazu schenkten sie meinen Eltern noch dreißig Bündel Klebreis – das reichte, um die Familienangehörigen und Freunde, die in der folgenden Zeit zu Besuch kommen würden, zu versorgen – sowie eine Schweinehälfte, die Baba aufschnitt und meine Brüder dann an die Leute in Puwei verteilten, um sie wissen zu lassen, dass die einen Monat dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten offiziell begonnen hatten. Was Baba aber am meisten überraschte und freute – und was zeigte, dass sich die harte Arbeit meiner Familie, mich auf meine besondere Zukunft vorzubereiten, ausgezahlt hatte -, war die Ankunft eines neuen Wasserbüffels. Dieses Geschenk machte meinen Vater zu einem der drei wohlhabendsten Männer in unserem Dorf.
    Schneerose kam während des gesamten Monats des Sitzens und Singens im oberen Gemach zu uns. In diesen letzten vier Wochen, in denen ich meine Mitgift fertig stellte, half sie mir in vielerlei Hinsicht, und wir kamen einander noch näher. Wir hatten beide alberne Vorstellungen von der Ehe, aber Schneerose und ich waren der festen Überzeugung, nichts könne je an das Wohlgefühl heranreichen, das wir empfanden, wenn wir
uns im Arm hielten – unsere warmen Körper, unsere weiche Haut, der feine Geruch. Nichts würde jemals etwas an unserer Liebe ändern, und wir glaubten, in der Zukunft würden wir nur noch mehr miteinander teilen.
    Für uns war das Sitzen und Singen im oberen Gemach der Beginn einer noch engeren Verbindung zwischen uns. Nach zehn gemeinsamen Jahren würde unsere Beziehung nun zu neuen und weit tieferen Ebenen voranschreiten. In zwei, drei Jahren, wenn ich einmal dauerhaft bei meinem Mann und Schneerose bei ihrem Mann in Jintian wohnte, würden wir einander oft besuchen. Sicherlich würden unsere Ehemänner – die beide wohlhabend und respektiert waren – uns Sänften für diesen Zweck mieten.
    Da ich keine Schwurschwestern hatte, die mir während dieser Festivitäten Gesellschaft leisteten, kamen meine Mutter, meine Tante, meine Schwägerin, Ältere Schwester, die – wieder schwanger – nach Hause gekommen war, und ein paar unverheiratete Mädchen aus Puwei, um mein Glück zu feiern. Auch Frau Wang schaute ab und an vorbei. Manchmal erzählten wir uns unsere Lieblingsgeschichten, oder eine von uns wählte einen Zwiegesang aus, in den wir alle einfielen. Manchmal sangen wir auch von unserem eigenen Leben. Meine Mutter – die zufrieden mit ihrem Schicksal war – erzählte »Die Geschichten vom Blumenmädchen«, während Tante, die noch in Trauer war, uns alle mit einem kummervollen Klagegesang zum Weinen brachte.
    Als ich eines Nachmittags den Gürtel für mein Hochzeitsgewand bestickte, kam Ehrenwerte Frau Wang, um uns mit der »Geschichte der Ehefrau Wang« zu unterhalten. Sie zog sich einen Hocker neben Schneerose, die ganz vertieft war, denn sie schrieb gerade mein Dritter-Tag-Hochzeitsbuch und suchte nach den richtigen Wörtern, um mich meinen Schwiegereltern zu beschreiben. Die beiden unterhielten sich leise miteinander.
Hin und wieder hörte ich Schneeroses Stimme »Ja, liebste Tante« oder »Nein, liebste Tante« sagen. Schneerose war stets freundlich zu der Heiratsvermittlerin gewesen. Ich hatte versucht, ihr nachzueifern – jedoch nur mit mäßigem Erfolg.
    Als Ehrenwerte Frau Wang merkte, dass wir alle schon gespannt warteten, rutschte sie mit dem Po auf dem Hocker herum, um es sich bequem zu machen, und begann mit der Geschichte. »Es war einmal eine fromme Frau mit geringen Zukunftsaussichten.« Frau Wang war in den letzten Jahren recht pummelig geworden, so dass sie sich langsamer und bedächtiger bewegte und erzählte. »Ihre Familie verheiratete sie an einen Metzger – die schlechteste Partie für eine Frau, die eine überzeugte Anhängerin Buddhas ist. So fromm sie auch war, so war sie doch an erster Stelle Ehefrau und gebar Söhne und Töchter. Doch Frau Wang aß weder Fisch noch Fleisch. Sie sagte jeden Tag stundenlang Sutren auf, insbesondere das Diamantensutra. Wenn sie gerade nichts aufsagte, bat sie ihren Mann, keine Tiere mehr zu schlachten. Sie warnte ihn vor dem schlechten Karma, das ihn im nächsten Leben umgeben würde, wenn er seinen Beruf weiter ausübte.«
    Die Kupplerin legte Schneerose die Hand wie tröstend auf den Oberschenkel. Mich hätte die Hand dieser alten Frau gestört, aber Schneerose schob sie nicht weg.
    »Doch Ehemann Wang antwortete ihr –

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