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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Stafette«, schlug Liu vor. »Ist wahrscheinlich ohnehin die beste Lösung. Einfacher zu kontrollieren. Das streben Sie doch an - Kontrolle?«
    Diese Stafette wollte Kasatonin erklärt haben. »Ich kenne den Begriff, aber nicht in Verbindung mit Schmuggel.«
    »Wie Sie schon sagten, ist dies eine äußerst durchlässige
    Grenze«, begann Liu. »Der Tong überquert sie häufig, gewöhnlich jedoch von der kanadischen Seite aus.«
    »Wie?« fragte Kasatonin.
    »Wir bringen das Heroin in eine kleine kanadische Stadt auf Vancouver Island und weiter via Fähre durch die San-Juan-Inseln.«
    Katja runzelte die Stirn. »Was ist mit Zollinspektionen?«
    »Die gibt es nur auf den direkten internationalen Routen«, erläuterte Liu. »Aber der Fährverkehr zwischen den Inseln wird nicht kontrolliert.«
    »Wirklich?« entgegnete Katja. »Das erscheint mir selbst für amerikanische Begriffe erstaunlich.«
    Liu lächelte und sog, wie so oft, Luft durch die Zähne.
    »Die Inseln sind ein wahres Labyrinth an Fährlinien und Fahrplänen«, erinnerte er. »Es ist möglich, daß jemand eine Sendung nach, sagen wir, San Juan Island, bringt und dort dem Stafettenempfänger überbringt.«
    Kasatonin sah, worauf Liu hinauswollte. Er nickte ungeduldig, aber Liu ließ sich nicht beirren.
    »Jemand von kanadischer Seite kommt auf einer Inlandsfähre an, übernimmt die Stafette und kehrt nach Victoria zurück. Von dort aus braucht ein Wasserflugzeug nur ein paar Minuten bis Vancouver. Und natürlich gibt es keine Zollinspektionen zwischen den kanadischen Inseln und dem kanadischen Festland.«
    »Warum San Juan Island?« fragte Kasatonin und blickte auf die Landkarte. »Da ist doch eine Stadt - Friday Harbor.«
    Liu blickte irritiert auf. »Na und?«
    »Warum nicht eine der anderen Inseln, auf der sich weniger Leute, also weniger Zeugen, aufhalten?«
    »Weil, mein Freund«, belehrte Liu ihn, »es in Friday Harbor einen sicheren Aufbewahrungsort für heiße Ware gibt.«
    »Wo?« fragte Katja.
    »In einem Restaurant namens >China Girk« Liu schnitt eine Grimasse. »Ich hasse den Namen, aber er gefällt den Touristen.«
    »Dieses China Girl«, erkundigte Kasatonin sich, »gehört es dem Himmel-und-Erde-Tong?«
    Liu grinste ihn mit seinem Fette-Katze-Grinsen an, doch gegenwärtig sah er eher aus wie eine Kanalratte als wie ein Kater.
    »Es ist so sicher wie ein Banktresor«, schwor der Chinese.
    Katja blickte Kasatonin an und wartete auf seine Entscheidung.
    Eine Zeitlang war es still im Lagerhaus, während Kasatonin Lius Plan von allen Seiten begutachtete. Dann nickte er kurz.
    »Die Seide muß bis morgen früh um zehn in Vancouver sein«, sagte Katja. »Geht das mit Ihrer Stafette?«
    »Aber natürlich, Zarin«, bekam sie zur Antwort.
    Lius Lächeln erweckte in Katja den Wunsch, ihn wegen der Benutzung ihres Spitznamens zur Rechenschaft zu ziehen.
    »Dann leiten Sie es in die Wege«, sagte sie ebenfalls lächelnd; doch im Geiste plante sie bereits, wie sie sich an diesem arroganten Schlitzauge rächen würde. Der Gedanke erfüllte sie mit einer prickelnden Vorfreude.
    Aber zuerst, mahnte sie sich, muß Liu seinen Anteil an meiner Strategie erfüllen!

28
    In dem verfallenen Lagerhausdistrikt, der früher einmal Seattles Chinatown beherbergt hatte, gab es überall Schutthaufen. Doch trotz der vielen Lücken in den Gebäudereihen besaß die Gegend noch immer ein unübersehbar kantonesisches Flair, das in den alten, übriggebliebenen Ruinen zum Ausdruck kam.
    Dani versuchte seit zwanzig Minuten, sich vorzustellen, wie es hier wohl früher einmal ausgesehen hatte. Diese geistige Übung sollte ihr helfen, mit dem Mischmasch aus Langeweile und Nervosität fertig zu werden, das sie beherrschte.
    Es gab keinen Zweifel daran, daß Überwachungsarbeit eine ziemlich monotone Angelegenheit war. Bisher hatte sie nichts anderes getan, als herumzusitzen und eine Szenerie anzustarren, auf der sich rein gar nichts abspielte.
    »Ist Überwachen immer so, äh, aufregend?« fragte Dani sarkastisch.
    Shane nickte zerstreut.
    »Dann wird der Adrenalinquotient bei dieser Arbeit aber ziemlich unterfordert.«
    »Es ist nur dann langweilig, wenn man sich einen Kilometer vom Beobachtungsobjekt entfernt aufbaut«, brummte Flanders in seinen nicht vorhandenen Bart.
    »Was?« fragte Dani.
    Flanders hob den Kopf und unterbrach einen Moment lang seine Beschäftigung, nämlich das Reinigen und Polieren einer großen Pistole.
    »Wenn man näher rangeht« - vielsagend blickte er

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