Seidenfpade
werden.«
»Die Harmony bedankt sich bei Ihnen!« Katja deutete einen Knicks an.
»Das ist nur ein kleiner Ausdruck meiner Dankbarkeit für das Geschenk meines Enkelsohnes«, erwiderte Liu.
Er ging um die Statue herum zu ihrer Rückseite und griff in den offenen Hals. Mit einem wirkungsvollen Armschwung holte er ein Paket heraus, das die Größe eines übergroßen Footballs besaß. Mit einem Taschenmesser schlitzte er die äußere Hülle des Pakets auf.
Während er es aus dem Polstermaterial wickelte, kam allmählich ein Glaszylinder zum Vorschein. Er wies etwa einen halben Meter Länge auf und besaß einen Durchmesser von zirka zehn Zentimetern. Verschlossen war er mit einem einfachen Korken und einer zusätzlichen Silikonschicht, damit der harte Korken ja nicht feucht wurde. In dem winzigen Loch, durch das man die Luft aus dem Rohr abgesaugt hatte, steckte ein einfaches Ebenholzstäbchen.
»Die Seide«, sagte Liu schlicht, »sicher und unversehrt! Und so schön wie an dem Tag, an dem sie aus dem Kloster in Lhasa gestohlen wurde.« Katja prüfte das Glas sorgfältig. Es gab weder Sprünge noch Absplitterungen. Doch was noch wichtiger war, kein Kondenswasser hatte sich im Innern gebildet. Auch wenn das Siegel ziemlich grob und einfach aussah, schien es funktioniert zu haben.
»Sie werden bemerken, daß das Glas im Innern nicht beschlagen ist«, sagte Liu triumphierend.
»Da haben Sie Glück gehabt«, brummte Kasatonin. »Lassen Sie mich sehen.«
Der Glaszylinder wirkte absolut zerbrechlich in den groben Pranken des Russen. Er rollte das Rohr hin und her und besah es sich von allen Seiten im Schein der Lampe.
Nur eine kleine Ecke des blauen Stoffs blitzte zwischen der schützenden Umhüllung aus weißer Seide hervor. Uralte Goldfäden funkelten in der zarten Bläue.
Mit einem Schulterzucken hielt er Katja den Behälter hin.
»Es ist noch alles wie vorher«, sagte er, »... ein ausgebleichter Stoffetzen. Das Gold darin bringt nicht einmal einen Rubel ein. Ich putze mir die Schuhe mit besseren Lappen.«
Liu lächelte breit, beinahe großzügig. Er hatte befürchtet, daß Kasatonin wegen der Seide Schwierigkeiten machen würde.
Mit beiden Händen nahm Katja das Glasrohr von Kasatonin entgegen. Sie starrte die Seide mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht an. »Es sieht nicht so aus, als hätte sich all die Mühe gelohnt«, bemerkte ihr Liebhaber. »Aber ich bin ja nur ein einfacher Soldat, kein General.«
»Was wir Mr. Koyama schenken, ist Geschichte, nicht Reichtum«, verkündete Katja. »Ich glaube, er wird sehr zufrieden sein.«
»Dann kommt er also?« fragte Liu scharf.
»Aber natürlich tut er das«, sagte sie. »Warum sollte er nicht...?«
»Die japanische Yakuza ist nicht gerade für ihre Kooperationsbereitschaft bekannt«, gab Liu zu bedenken.
»Der Präsident braucht uns mehr als wir ihn«, behauptete Kasatonin.
Liu blickte zweifelnd drein.
»Nun, beide Seiten brauchen einander gleich dringend«, bereinigte Katja die Atmosphäre. »Wir sind ebenbürtige Konkurrenten, ob nun als Freunde oder Feinde - bleibt ihm überlassen. Ich vertraue darauf, daß er die für ihn wünschenswertere Entscheidung trifft.«
»Natürlich wird er das«, winkte Liu ungeduldig ab. »Aber wie wollen Sie Koyamas Visumproblem lösen?«
Katjas Blick suchte wieder das Stückchen blauer Seide, während sie den kalten Glaszylinder in den Händen drehte.
»Kein Regierungsentscheid ist endgültig«, sagte sie. »Es gibt immer eine übergeordnete Stelle, die den vorherigen Beschluß aufheben kann ... gegen ein entsprechendes Entgelt.«
Lius Lider senkten sich, bis seine Augen nur noch schwarzglühende Schlitze waren.
»Aha«, murmelte er. »Dann wird also ein amerikanischer Immigrationsbeamter bald ein hübsches kleines Ferienhaus in Florida erwerben.«
»Dieses Mal nicht«, korrigierte Katja. »Wir haben ja bereits eine Immigrationsbeamtin unter unserer Kontrolle - die Dame, die Ihre Einbürgerungspapiere Unterzeichnete.« »Das war in Ottawa«, sagte Liu. »Sie ist Kanadierin. Was kann sie Koyama schon nutzen?«
Die Zarin lächelte.
»Wie weit ist Seattle von Kanada entfernt?« fragte sie. »Von der Stadt Vancouver?«
»Hundertzwanzig Meilen«, antwortete Liu, »aber ...«
»Die Vorbereitungen wurden getroffen, während wir hier unsere Zeit verschwendet haben«, unterbrach Kasatonin.
Katja warf ihrem Geliebten einen warnenden Blick zu.
»Wir verlegen unser Treffen ins Vierjahreszeiten in Vancouver«, sagte
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