Seidenfpade
nicht.«
»Alles oder nichts?«
»Jawohl«, erwiderte er schlicht.
»Dann solltest du dankbar sein, daß nicht morgen ist. Denn ich bin erst recht kein Partner für eine Nacht.«
Shane blickte forschend in Danis haselnußbraune Augen und schüttelte traurig den Kopf.
»Ich scheine nicht der Richtige für dich zu sein«, flüsterte er.
»Vielleicht ist es auch umgekehrt, und ich passe nicht zu dir ...«
»Dani«, Shanes Stimme brach. »Mir geht es darum, dich zu schonen ...«
»Wenn ich geschont werden möchte, bist du der erste, der es erfährt.«
»Du verstehst einfach nicht. Ich habe Dinge gesehen ... Dinge getan.«
Shane holte tief und zittrig Atem.
»Und?« fragte Dani.
»Zum Teufel! Du hörst mir nicht zu! Ich bin nicht der, für den du mich hältst.«
»Der Zen-Cyborg?«
»Ich bin zu verdammt menschlich«, sagte Shane heftig, »ein Wrack, wie du es dir nicht vorstellen kannst.«
»Schon möglich! Aber ich weiß auch, daß wahre Stärke in der Genesung liegt, und nicht darin, niemals zu entgleisen.«
Shanes Lider zuckten, als hätte Dani Salz in eine offene Wunde gestreut.
Es folgte eine lange Stille, in der man nur Shanes keuchenden Atem vernahm. Mit größter Willensanstrengung entspannte er sich und sank an die Rückenlehne zurück.
Dann streckte er seine Arme aus.
»Darf ich dich denn wenigstens halten?« fragte er. »Bloß halten. Nichts weiter.«
»Das ist keine vernünftige Idee«, flüsterte Dani.
Aber noch bevor sie die Worte ausgesprochen hatte, hielt er sie bereits umfangen.
Er blickte auf Danis Lippen hinab. Sie zitterten, halb lächelnd, halb aus einem Bedürfnis heraus zu weinen.
»Es ist absolut wundervoll«, ächzte Shane. »Komm und bleib ein Weilchen bei mir. Das ist alles, was wir haben! Und wenn diese Hölle hier vorbei ist, darfst du mich nicht Wiedersehen.«
Dani sagte nichts darauf, doch die Art, wie sich ihr Körper instinktiv versteifte, sprach für sich.
»Kasatonin«, führte Shane ins Feld. »Nicht mein Gelübde.«
»Wie bitte?«
»Dieser Mann weiß, daß ich ein Spieler bin. Wenn er dich noch mal bei mir findet, ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Das kann und werde ich nicht zulassen. Also halt mich, Dani. Bitte halt mich!«
Mit einem Schluchzen schmiegte Dani sich in Shanes Arme, die Schutz und Qual zugleich für sie waren. Langsam, langsam, ließ sie den Kopf sinken, bis er wieder auf seiner Brust lag.
Und wieder atmete Dani diese Mischung aus Hitze und Mann ein, die Shane Crowe ausmachte - genoß den Unterschied zwischen ihren beiden Körpern, genoß seine Stärke.
Aber diesmal hatte sie keine Angst vor seiner Ausstrahlung. Sie suchte sie ebenso unausweichlich wie ein Fluß das Meer.
Langsam schlossen sich Danis Augen. Mit einem tiefen Seufzer überließ sie sich dieser vorübergehenden Glückseligkeit. Einen Augenblick lang fühlte sie sich auf eine Weise mit Shane verbunden, die sie nicht in Worte fassen konnte.
Irgendwie war das sogar eine Steigerung der üblichen Intimität. Es war, als ob man liebte und wiedergeliebt wurde.
»Was für ein wunderschönes Lächeln«, wisperte er.
»Und ich habe eine herrliche Entdeckung gemacht.«
»Und die wäre?«
»Bei manchen Männern kann Stärke ein Geschenk und eine Freude sein ... Männern wie dir, Shane!«
Flüchtig drückte er Dani ganz fest, zog sie noch enger an sich. Dann wurde seine Umarmung wieder sanfter.
Aber es war zu spät. Dani hatte bereits Shanes harten Beweis seines Hungers nach ihr gespürt. Sie versuchte, sich zu befreien und aufzusetzen.
Doch seine Arme schlangen sich liebevoll, aber unnachgiebig um sie. Er hauchte einen Kuß auf ihren Hals.
»Nein«, sagte Dani. »Ich will nicht diejenige sein, wegen der du dein Gelübde brichst. Du würdest mich dafür hassen.«
»In dieser Beziehung gibt es keinen Haß.«
»Dann würdest du dich eben selbst hassen!«
Shane sagte nichts. Genausowenig ließ er Dani los. Er mußte erfahren, ob die Sehnsucht sie ebenso verzehrte wie ihn.
Warum konnte ich mein Gelübde nicht einen Tag früher ablegen? fragte er sich erbittert. Bloß einen verdammten Tag früher!
Aber das hatte er nicht getan. Und jetzt gab es keine Garantie dafür, daß er den heutigen Tag überlebte, um die Verheißung von morgen zu kosten.
Ein Jammer, daß die internationale Datumsgrenze nicht durch den Peget Sund verläuft, dachte Shane.
Dann lachte er plötzlich laut auf.
Es war ein aufrichtiges Lachen, kein bitteres.
»Shane?« fragte Dani vorsichtig.
»Die
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