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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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schlenderte in Richtung Oberdecktreppe. Aber er bewegte sich schneller, als es aussah. Bald schon hatte er Kasatonin ein-und überholt.
    Flanders steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und blieb direkt vor Kasatonin stehen. Demonstrativ klopfte er seine Taschen ab, fand nichts und blickte sich nach jemandem um, der ihm Feuer geben konnte.
    Kasatonin schüttelte den Kopf.
    Flanders ging weiter auf die Treppe zu und wiederholte die Pantomime vor einem anderen Passagier. Wieder kein Glück.
    Der Russe beachtete ihn nicht.
    »Die amerikanische Zollbehörde hat einen Riesenfehler gemacht, Flanders aus ihrem Dienst zu entlassen«, sagte Shane. »Er ist ein Genie.«
    »Ich kann mir vorstellen, daß Risk Limited mit ihm einiges anzufangen weiß«, äußerte Dani trocken.
    »Das hoffe ich. Er ist zu gefährlich, um ihn ohne Aufpasser rumlaufen zu lassen.«
    »Huhu, das kommt genau vom Richtigen!« Sie schüttelte den Kopf.
    Shane warf ihr einen Seitenblick zu.
    »Was soll das schon wieder heißen?« fragte er. »Ich war doch bei dir Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Und die übrige Welt muß sich eben auf was gefaßt machen.«
    »Genau das meine ich! Irgendwie seid Ihr beide wie die Leute, denen ihr auflauert. Ein klein wenig räuberisch!«
    »Wer Haie fangen will, braucht scharfe Zähne.«
    »Aber deine spirituelle Haut ist nicht so dick wie die eines Hais«, sagte Dani sanft.
    »Das macht mich zu einem Menschen.«
    »Und verletzlich!«
    »Ist dasselbe!«
    Die Motoren der Fähre röhrten derartig auf, daß es ebenso hörbar wie fühlbar war. Der plumpe weiße Riese fuhr rückwärts los und schwang dann den Bug nach Westen, auf die San-Juan-Inseln zu.
    Zum ersten Mal seit Aruba war Dani wirklich allein mit Shane. Bei der Erkenntnis stockte ihr der Atem, jedenfalls die Sekunden lang, bis es ihr wieder einfiel - sein Keuschheitsgelübde.
    Um ihren verkrampften Rücken ein wenig zu lockern, stützte Dani sich mit einem Ellenbogen auf die Lehne der Rückbank und legte ihre Beine hoch.
    Shane erhob sich von seinem Sitz und kam zu ihr.
    »Zieh deine hübschen Beine ein wenig an, ja?« bat er sie. »Ich muß Chens Laster im Auge behalten, und du hast die beste Aussicht des Hauses.«
    Wortlos rutschte Dani in die Mitte und machte Platz für Shane. Ächzend ließ er sich auf den gepolsterten Sitz nieder und streckte seine langen Beine von sich.
    »Danke«, sagte er. »Ich bin zu groß und zu alt, um mich noch so quälen zu lassen.«
    Dani lachte und rang hilflos die Hände.
    Eine Zeitlang saßen sie Seite an Seite beisammen, während Shane durch eine schmale Vorhanglücke hinauslugte.
    Dani nahm seine Wärme mit jeder Pore ihres Körpers wahr. Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen dafür, daß er sich dieser Wärme, oder seiner Nachbarin, ebenfalls bewußt war oder auch nur der Tatsache, daß sie in den nächsten Stunden draufgehen konnten.
    Shanes Mund war eher entspannt als verkniffen. Auf seinen Wangen lag ein leichter Bartschatten. Mit seinen Augen blinzelte er ein wenig, aber nur, um besser zu sehen. Ihr kam es dagegen vor, als würde er jeden Moment einschlafen.
    Möglicherweise würde das auch gleich geschehen.
    »Wie machst du das bloß?« fragte Dani gereizt.
    »Was?« entgegnete er und drehte sich zu ihr herum.
    »Du bist so entspannt«, sagte sie. »Je mehr wir uns dem Ziel nähern, desto ruhiger wirst du. Obwohl ich weiß, daß du dich nicht für kugelsicher hältst.«
    Shane warf einen Blick auf den Pickup, dann wieder auf Dani.
    »Ich habe meinen Frieden gemacht, egal was passiert«, sagte er.
    »Deshalb kann ich alles Notwendige tun, ohne mich zu verheddern.«
    »Das Gesetz der Krieger, stimmt’s?« fragte sie, und eine leichte Herausforderung lang in ihrer Stimme. »Wer seinen Tod akzeptiert, kann sein Leben meistern.«
    »In etwa ...«
    »Lebst du deshalb in Keuschheit? Um dich nicht zu verheddern?«
    Sobald ihr die Worte über die Lippen geschlüpft waren, bereute sie sie schon.
    »Egal«, winkte sie hastig ab. »Es geht mich ja nichts an.«
    »Du bist die einzige, die es etwas angeht«, gestand Shane ihr zu. »Für mich war Keuschheit einfach eine Willensübung. Zumindest fing es einfach an. Dann bist du aufgetaucht. Und auf einmal wurde alles kompliziert.«
    »Tut mir leid. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich nie ...«
    Shanes lange Finger wischten die Worte von Danis Lippen. Er versicherte ihr: »Nichts von alledem ist deine Schuld. Du bist die einzige Unschuldige auf diesem ganzen

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