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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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nach.
    Dhamsa schien die Frage zunächst gar nicht mitbekommen zu haben. Dann sagte er leise etwas auf tibetisch.
    »Ich hätte mir nie vorstellen können, daß Buddhas Robe aus Tibet je verschwinden könnte«, dolmetschte Shane den Lama, »außer, sie wird von den Chinesen erbeutet. Sie ist so delikat und empfindlich. Manchmal glaubte ich, daß dieser Stoff einem christlichen Heiligenschein gleicht - wie etwas Überirdisches.«
    »Wir müssen aber von dieser Welt sein«, konterte Pakit entschlossen, »oder untergehen. Soviel habe ich im Westen gelernt.«
    Dhamsa sprach einfach weiter.
    Shane dolmetschte simultan, was in Dani das komische Gefühl hervorrief, den Lama tatsächlich zu verstehen.
    »Um deine Frage zu beantworten: Die chinesischen Behörden sind derzeit ganz besonders wachsam. Individuen, Gruppen, Straßen oder Flugzeuge, alles und jeder wird durchsucht.«
    »Es gibt noch andere Wege, die aus Tibet herausführen, Eure Heiligkeit«, deutete Cassandra an.
    »Nun, man kann sich ja Flügel wachsen lassen wie die Geier, die auf der Suche nach Aas am Himmel kreisen«, spottete Pakit.
    »Ich habe mehr an Fluchtrouten gedacht, die so schwierig sind, daß die chinesischen Behörden sie gar nicht in Betracht ziehen«, sagte Shane.
    Dhamsa zog ein nachdenkliches Gesicht. Er sagte rasch etwas zu Pakit.
    »Einer unserer Brüder hielt sich kürzlich in einem Kloster im Osten Tibets auf«, übersetzte Pakit. »Er berichtete, daß man eine Schar Wanderer ins Tanglhagebirge gehen sah.«
    »Wann?« fragte Shane scharf.
    »Ein paar Tage nach dem Diebstahl«, gab Pakit Auskunft.
    Dani spürte die Spannung, die Shane erfüllte, wie elektrischen Strom, der unsichtbar durch einen Draht fließt und dennoch Vibrationen verursacht.
    »Warum hat man uns nichts gesagt?« fragte er täuschend sanft.
    »Es waren bloß westliche Bergsteiger auf der Suche nach neuen Gipfeln«, sagte Pakit. »Davon gibt es viele in Tibet.«
    Shane nickte und schwieg. Aber seine Haltung war mit einem Mal eine andere; die fast greifbare Anspannung verschwunden. Jetzt wirkte er vollkommen in sich zurückgezogen, ja beinahe verschlossen.
    Doch Dani hatte das deutliche Gefühl, daß in ihm ein scharfer Verstand zu arbeiten begann. Ganz plötzlich konnte sie sich diesen Shane Crowe sechs Monate in tiefer Meditation gut vorstellen. Die Mischung aus Ruhe und Konzentration, die von ihm ausging, war beinahe ebenso plastisch wie die Anspannung vorhin.
    »Wurde sonst noch etwas berichtet?« fragte Cassandra den Lama.
    »Nein.«
    Energisch nahm Cassandra nun die Zügel der Unterhaltung in die Hand. Obwohl sie alles andere als ungeduldig wirkte, geschweige denn unhöflich, brachte sie es fertig, die Tafel in weniger als fünfzehn Minuten aufzuheben. Der unumgängliche Austausch von guten Wünschen und Lebewohls nahm nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch.
    Kaum waren Dani, Shane, Gillespie und Cassandra in die Limousine geklettert und hatten die Türen hinter sich geschlossen, wandte sich Cassandra auch schon an Shane.
    »Also schön«, sagte sie. »Spuck es aus. Warum wolltest du, daß ich uns so schnell wie möglich rausschaffe?«
    »Du weißt doch noch, wie Dani und ich uns aus Tibet gemogelt haben?« fragte Shane.
    »Das vergesse ich ganz bestimmt nicht«, entgegnete Cassandra. »Hab gerade erst die Hubschrauberrechnung bezahlt.«
    Dani zuckte zusammen.
    »Nun, wenn es auf diese Weise nicht geklappt hätte«, legte Shane ihnen dar, »wäre meine nächste Alternative eine Floßfahrt den Mekong hinunter zum Hochland der Karen in Thailand gewesen.«
    »Na und?«
    »Der Mekong fließt durch drei Länder in Südostasien«, sagte Shane.»In jedem Land ist er unter einem anderen Namen bekannt. An seinem Ursprung beispielsweise wird er Nu Jiang genannt.«
    »Worauf willst du hinaus?« fragte Cassandra gereizt.
    »Das Gebirge, das dem Nu Jiang am nächsten liegt, ist das Tanglhagebirge. Die Höhe der Berge kann jedoch kaum jemandem imponieren. Ich bezweifle, daß sich Bergsteiger damit abgeben würden.«
    Lange Zeit blickte Cassandra grübelnd die dunkler werdenden Bäume an, die jenseits ihres Wagenfensters aufragten.
    »Aber der Mekong wäre eine Fluchtroute, egal wie er nun heißt.«
    Gillespie beobachtete sie. Ein leises Lächeln umspielte seinen Mund.
    Ganz plötzlich langte sie nach dem Autotelefon. »Gillie?«
    »Ja, Botschafterin?«
    »Was ist die Vorwahl für Thailand ? Wir müssen noch eines unserer örtlichen Asse aktivieren.«

14
    Während Cassandra kurz

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