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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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klingt, als wären Sie mit der Entscheidung des Lamas nicht einverstanden gewesen«, deutete Cassandra an.
    Pakit hob vielsagend die Hände.
    »Ich hätte gar nicht erst einen Wachposten bei der Seide aufgestellt«, erklärte der junge Mönch. »Das hat bloß die Aufmerksamkeit auf die Reliquie gelenkt.«
    Dhamsa sagte leise etwas auf tibetisch. Shane übersetzte:
    »Die Robe des Buddhas repräsentiert das Herz der tibetischen Kultur. Die chinesische Regierung weiß um die Macht, die von solchen Symbolen ausgeht, auch wenn einige jüngere Azurmönche das nicht zu begreifen scheinen.«
    Pakit stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte die Fingerspitzen aneinander und starrte Dhamsa direkt an.
    Der junge Mönch erinnerte Dani an einen Anwalt, der sich bereit machte, ein sorgfältig einstudiertes Plädoyer vorzutragen.
    »Wir Tibeter müssen am Ende mit der Volksrepublik Frieden schließen«, verkündete er.
    »Müssen wir?« fragte der Lama.
    »Ja. Sie sind unsere Zukunft.«
    Dhamsa sagte etwas Tibetisches.
    Shane dolmetschte leise.
    »Seine Heiligkeit meint, daß viele Zukunften kamen und gingen. Der Buddhismus jedoch bleibt. Er ist die unsterbliche Essenz unter all der Wandlung - die Große Konstante.«
    Pakit schoß Shane einen finsteren Blick zu.
    »Ist meine Übersetzung falsch?« fragte Shane den jungen Mönch.
    »Es gibt nichts daran auszusetzen.«
    »Wie gütig«, sagte Shane gleichgültig.
    »Allerdings bleibt die Tatsache«, fuhr Pakit fort, »daß die Volksrepublik keine größere Gefahr für Tibet darstellt als jede andere zentralistische Regierung.«
    »Kann sein«, meinte Shane. »Die meisten Tibeter sind jedoch anderer Ansicht. Sie glauben, daß der Kriegerkönig Gesar zurückkehren wird. Dann genießt Tibet erneut die Freiheit, die ihm unter einem gerechten Führer winkt.«
    »Die meisten Tibeter entfernen sich nie weiter als zwanzig Meilen von ihrem Geburtsort«, tat Pakit seine Landsleute ab.
    »Deshalb schätzen sie ihre Religion um so mehr«, gab Shane zu bedenken. »Sie haben sie praktisch mit der Muttermilch eingesogen. Sie ist die Luft, die sie atmen, der Himmel über ihnen und die Steine zu ihren Füßen. Durch sie wird das Transzendente greifbar.«
    »Religion und Modernismus können sehr gut nebeneinander existieren«, befand Pakit. »Sehen Sie sich die Amerikaner an.«
    »In Amerika hält sich die Regierung aus der Religion raus«, korrigierte Shane. »Die Chinesen aber nicht.«
    »Im Grunde eigentlich schon, aber die Wahrheit ist, daß die Volks ...«
    »Genug ...«, unterbrach ihn Dhamsa in gebrochenem Englisch. »Seide wichtig! Reden Verschwendung!«
    Er setzte seine Teetasse mit einem vernehmlichen Klirren auf den Tisch.
    Pakit langte nach seiner eigenen Tasse, nippte und lenkte reumütig ein: »Ich bitte um Verzeihung! Seine Heiligkeit spricht wie immer weise Worte, während weniger Begnadete lernen.«
    Dhamsas Gesichtsausdruck glättete sich ein wenig. Er deutete Pakit mit einer Handbewegung an, ihm die Bürde der englischen Unterhaltung auch weiterhin von den Schultern zu nehmen.
    »Ich riet also davon ab, die Seide, die einst die Gestalt des Gautama Buddha zierte, so provokativ zu bewachen«, knüpfte Pakit den Faden wieder an.
    Dhamsa blickte sofort weniger zufrieden drein.
    »Die Ereignisse haben bewiesen, daß meine Befürchtungen wohlbegründet waren«, fuhr der junge Mann fort. »Es gibt Strolche in dieser Welt, die selbst den hochgeschätzten Agenten von Risk Limited überlegen sind.«
    Diesmal grunzte Dhamsa.
    Gillespie rückte auf seinem Stuhl hin und her und lenkte damit zum ersten Mal die Aufmerksamkeit auf sich. Er wurde langsam ungeduldig mit diesem cleveren Mönchlein, das sich so gerne selbst reden hörte.
    »Darauf würde ich mal nicht wetten, Kumpel«, blaffte er. »Wir verfolgen ein paar ganz schön heiße Spuren.«
    »Tatsächlich?« fragte Pakit. »Warum ist der berühmte Mr. Crowe dann hier statt in Tibet?«
    Gillespie blickte Cassandra an. Sie nippte an dem abscheulichen Yakbuttertee, als ob es Champagner wäre.
    »Wir gehen dorthin, wohin die Spur uns führt«, erklärte sie schließlich.
    »Mit anderen Worten, Sie glauben, die Seide hätte unser Königreich bereits verlassen«, argwöhnte Pakit.
    Dann wiederholte er dasselbe auf tibetisch, um sicherzugehen, daß Dhamsa das volle Ausmaß der Katastrophe auch erfaßte. Es war überflüssig. Obwohl der Lama nur sehr gebrochen Englisch sprach, verstand er die Sprache ziemlich gut.
    »Der Mann, der Feng die Seide

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