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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Erstveröffentlichung einer alten französischen Monographie über persische Wandteppiche entdeckt.
    »Das kenne ich in der Übersetzung«, sagte sic und berührte ehrfürchtig das Inhaltsverzeichnis. »Nicht auszudenken, das Original zu besitzen. Es muß Tausende wert sein.«
    »Schon möglich«, bemerkte Shane vollkommen desinteressiert.
    Das Buch sah aus, als würde es rege gebraucht. Es stand neben einer zeitgenössischen Studie über mittelalterliche Schwertkunst, komplett mit einer Erörterung der subtilen, aber pragmatischen Unterschiede zwischen eingriffigen, eineinhalbgriffigen und zweigriffigen Hiebwaffen.
    »Einfach erstaunlich«, wiederholte Dani.
    »Das Geld?«
    Dani blickte auf und sah, daß Shane sie durchdringend musterte. Ein eigenartiges Zittern durchrann ihren Körper.
    »Nein.« Kopfschüttelnd stellte sie das Buch ordentlich ins Regal zurück. »Die Mischung aus Gewalt und Schönheit. Das ist immer wiederkehrendes Thema in Mrs. Redpaths Bibliothek.«
    »Eine akkurate Wiedergabe des Lebens!«
    »Ich würde Ihnen gerne widersprechen, kann es aber nicht.«
    »Wünschen Sie sich denn einen Elfenbeinturm?« fragte Shane.
    Der subtile Spott, der in seiner Stimme mitschwang, irritierte Dani.
    »Meinen Elfenbeinturm gibt es schon seit Jahren nicht mehr«, erwiderte sie glatt. »Ich gehe nicht durchs Leben, indem ich die Existenz von Gewalt leugne und trotzdem meine Haustür jeden Abend dreifach verriegle.«
    »Sie akzeptieren also das Vorhandensein von Gewalt?«
    »Ist das ein Multiple-Choice-Test?«
    Shane fand sie fast witzig.
    »Sorry«, lenkte er ein. »Nur wenige können Brutalität als Bestandteil des Lebens akzeptieren.«
    Dani studierte Shane offen. Im Moment sah er weniger gefährlich, weniger tödlich aus, als sie ihn je angetroffen hatte.
    Und doch, gemahnte sie sich, trägt er eine Pistole unter seinem eleganten Anzug.
    »Also allzeit bereit, Gewalt anzuwenden«, dachte Dani laut.
    »Allzeit bereit zu sterben«, korrigierte Shane sie leise. »Das ist ein Unterschied. Einzig auf diese Weise findet man in unserer gnadenlosen Welt Frieden.«
    »Für einen großen sportlichen Mann sagt sich das leicht. Sic werden wohl kaum an der nächsten Straßenecke auf einen Gegner stoßen, der Ihnen ebenbürtig ist.«
    »Glauben Sie?«
    »Ich weiß es.«
    »Sie irren sich. Man braucht nur ganz wenig Kraft, um am Abzug zu ziehen. Fragen Sie ruhig Eltern, die eine geladene Pistole am falschen Ort liegenließen.«
    Dani schnitt eine Grimasse, konnte jedoch auch diesmal nicht widersprechen.
    Ein silbernes Läuten ertönte in der Stille. Es war das zweite Mal, daß die Kristalluhr die volle Stunde schlug, seit Dani die Bibliothek betreten hatte.
    Dankbar über die Ablenkung schritt sie zu dem Konferenztisch am anderen Ende des Raums, in dessen Mitte die Uhr stand.
    Zweiundzwanzig Uhr.
    Dani setzte sich an den langen Tisch und studierte den ungewöhnlichen Chronometer.
    Zehn Minuten später war sie auch nicht schlauer, was seine Funktionsweise betraf, als zwei Stunden zuvor. Andererseits bot das nicht weit von ihr entfernt prasselnde Kaminfeuer um so zugänglicheren Genuß.
    »Kristalltechnologie«, dozierte Shane hinter Dani.
    Überrascht zog sie die Luft ein. Der Mann war einfach unglaublich leise auf seinen großen Füßen.
    »Dieses Uhrwerk schwingt wie der Kristall in Ihrer Digitaluhr«, setzte er seine Lektion fort. »Wurde sogar von denselben Leuten entwickelt. Cassandra hat ihnen mal in einer Patentrechtssache geholfen.«
    Gillespie setzte sich in einen Ledersessel vor den flackernden Kamin und wärmte sich, als ob tiefster Winter wäre.
    »Das verfluchte Ding ist ’n richtiger Charlie Foxtrott«, sagte
    er.
    »Was heißt das?« fragte Dani unschuldig.
    Shane gluckste.
    »Total unpraktisch«, beschwerte sich Gillespie. »Eine Berührung, und sie geht nach. Keiner der neuen Vorsitzenden hat die Finger von dem Ding lassen können, und ich muß dann sehen, wie ich das verflixte Biest wieder richte.«
    »Woher genau stammt der Ausdruck >Charlie Foxtrott    Gillespies Unbehagen war nicht zu übersehen. Da tat es Dani auf einmal leid, ihn geneckt zu haben. Irgendwie war Gillespie in Cassandras Abwesenheit viel unsicherer in Gegenwart von Frauen.
    »Na los, Gillie«, ermunterte Shane ihn.
    »Es ist eine amerikanische Redewendung«, meinte Gillespie. »Erklär du es ihr.«
    Dani drehte sich um und sah Shane an, als ob sie nicht die leiseste Ahnung hätte, worum es ging. Nur das vergnügte Funkeln

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