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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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Lektüre.
    Nachdem sie den Mädchen die Haare gekämmt und hochgesteckt, ihre Kleidung und die Fingernägel überprüft und sie zur Schule geschickt hatte, räumte Catharina die Kücheauf, spülte das Geschirr und setzte eine Brühe für die Abendmahlzeit auf. Henrike hatte nach wenigen Bissen den Frühstückstisch verlassen und war zum Haus der Floh geeilt.
    Dort bekommt sie sicher etwas Besseres, dachte Catharina ohne Neid.
    Schließlich hatte sie den Haushalt so weit geregelt und zog sich Stiefel und Mantel an, setzte die Haube auf und nahm den Korb. In der Stube lagen die drei Kostüme, sauber in Leinentücher eingeschlagen.
    Inzwischen schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, alle Schneewolken waren verflogen, und es war eisig kalt. Doch Catharina ging mit zügigem Schritt und fror nicht.
    Am Neumarkt hatten die Bäuerinnen ihre Stände aufgebaut und boten die wenigen Waren feil. Ihr begegneten einige Soldaten, doch nun gingen sie in Reih und Glied, belästigten niemand.
    Soll ich an der Eingangspforte klopfen? fragte sich Catharina, als sie vor dem imposanten Haus der von der Leyen stand. Oder gehe ich wieder durch die Toreinfahrt und klopfe an der Tür zur Küche?
    Dort würde Mamsell Luise oder eine der Mägde sie in Empfang nehmen. Friedrich von der Leyen würde sie nicht begegnen. Aber selbst wenn ich vorne klopfe, wird er die Tür nicht öffnen, wurde ihr klar.
    Das Haus wirkte im grellen Tageslicht viel größer und abweisender als am vergangenen Abend. Die Fenster erschienen ihr wie große Spiegel, kein warmes Licht ergoss sich auf die Straße, stattdessen reflektierte sich das Sonnenlicht in den Scheiben. Sie konnte keinen Blick in die Räume werfen, wusste nicht, ob hinter den Fenstern jemand stand und sie beobachtete.
    Nein, ich werde nicht am Portal klopfen, sagte sich Catharina. Sie ging am Haus vorbei durch die Toreinfahrt. Nun konnte sie auch einen Blick auf das Grundstück werfen. Der Garten war schneebedeckt, und doch konnte man die einzelnen Flächen unterscheiden, die Kieswege und die Buchshecken, welche die Beete umrandeten. Das war kein Nutzgarten.
    Voller Staunen schaute Catharina auf die große Fläche und überlegte, was ihre Familie dort alles pflanzen könnte. Te Kamps hatten das Glück, einen Wallgarten vor den Toren der Stadt zu besitzen, und bewirtschafteten ihn redlich. Ohne den Nutzgarten hätten sie die letzten Jahre nicht überstehen können. Doch dieser Garten war zum Lustwandeln angelegt.
    Im Sommer muss das eine Pracht sein, dachte Catharina und drehte sich um. Einen Moment zögerte sie, doch dann klopfte sie energisch an die Tür auf der Rückseite des Hauses.
    »Bonjour, Mamsell Luise.«
    »Ah, Ihr seid die Kleine te Kamp, nicht wahr? Kommt herein, kommt herein.« Eilig zog die Köchin Catharina in die Küche.
    Catharina schloss kurz die Augen und sog den Duft ein.
    »Meine Mutter schickt mich mit den letzten Kostümen«, sagte Catharina schüchtern. Die riesige Küche, die unbekannten Aromen, die Köchin und die Mägde in ihren gebügelten Schürzen und mit den Hauben auf den Köpfen – alles wirkte so imposant. Die Kupferkessel und Pfannen blitzten und blinkten, so dass man sich darin spiegeln konnte.
    »Oui, superb! Das wird Madame und Monsieur bestimmt freuen.«
    Unsicher griff Catharina in den Korb und zog das Paket hervor. Sie wusste nicht, ob sie es der Köchin geben sollte.
    »Ich bring es gleich in den Salon«, sagte die Magd, die sie gestern nach vorne geführt hatte.
    »Ja. Hmm.« Catharina reichte ihr den Stoß Kleider. Das Mädchen lächelte freundlich, drehte sich um und ging.
    »Ich soll noch ausrichten, dass wir gerne kommen, um die Kostüme anzupassen«, sagte Catharina fast tonlos und biss sich auf die Lippe. Sie spähte der Magd hinterher, erhaschte aber nur einen Blick auf die Diele.
    »Ich werde es ausrichten.« Mamsell Luise war zum Herd geeilt und rührte in einem Topf, setzte dann eine Pfanne auf und gab ein Stück fetten Speck hinein. Es zischte, Rauch stieg auf. Mamsell Luise griff nach einem Messer und zerteilte eine Zwiebel mit flinken Bewegungen. Fasziniert schaute Catharina ihr zu, das Wasser lief ihr im Mund zusammen.
    Plötzlich wurde die Tür polternd aufgerissen, und Jakob, der Knecht, stapfte in die Küche. Er trug einen Käfig, in dem mindestens ein Dutzend Wachteln verängstigt piepsten.
    Mamsell Luise schaute auf, nickte dann zufrieden. »Du kannst ihnen gleich den Hals umdrehen, Jakob. Nele soll sie rupfen, dann kann ich sie

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