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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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wollene Umschlagtuch von den Schultern. »Maman hatte einen großen Auftrag von den von der Leyen. Das hat einiges an Geld gebracht. Aber auf dem Markt gibt es kaum noch etwas zu kaufen.«
    »Das ist wahr. Die Ernte war schlecht, weil es letzten Sommer so geregnet hat, und der Herbst kam zu früh. Dazu der strenge Winter.« Anna seufzte. »Zum Glück hat Abraham Verwandte draußen bei den Flöthhöfen. Von ihnen bekommen wir immer noch etwas.« Sie schaute auf, lächelte. »Wenn Ihr mögt, nehme ich Euch das nächste Mal mit, wenn wirdorthin fahren. Dann könnt Ihr Eure Vorräte auffrischen. Sie haben nicht mehr viel, aber alles ist von bester Qualität.«
    »Das wäre wundervoll.«
    »Aber natürlich. So machen wir das. Ich werde nachher Abraham fragen. Er wollte vor Karneval noch zum Scheutenhof fahren.«
    »Die von der Leyen planen ein großes Fest. Sie wollen Karneval mit den Franzosen feiern, viele Narreteien sind geplant, Gäste werden erwartet.« Catharina trank noch einen Schluck vom Würzwein. »Aber ich will Euch nicht länger aufhalten, ich wollte nur die Bücher zurückgeben.«
    »Catharina, Ihr seid immer herzlich willkommen, und wenn Ihr mögt, dann legt ab und nehmt teil an unserem Mahl. Es gibt Grütze mit Schweineschwarte und Brot.«
    Vermutlich mehr, als es zu Hause geben wird, dachte Catharina mit leisem Bedauern und ging in Gedanken die Vorräte durch, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich muss noch für die Familie kochen. Gerade habe ich die letzten Kostüme bei den von der Leyen abgeliefert.« Sie nahm die Bücher aus dem Korb, legte sie vorsichtig auf den Tisch, schlang dann das Tuch wieder um ihre Schultern. »Beste Grüße an Euren Gemahl. Ich hoffe, dass es Euch so weit gut geht.« Sie hüstelte kurz, warf einen Blick Richtung Diele. »Abgesehen von dem schwierigen Gast«, sagte sie dann leise.
    »Mir geht es gut.« Anna lächelte und legte die Hand auf ihren Bauch. »Ich glaube, ich bin guter Hoffnung«, flüsterte sie mit einem Zwinkern. »Ich würde es Abraham so wünschen.«
    »Oh.« Catharina schlug die Hand vor den Mund. »Das wäre wundervoll.«
    Zwei Jahre zuvor war Annas erster Ehemann unter unglücklichen Umständen ums Leben gekommen. Aus dieserEhe hatte sie eine Tochter. Anna hatte viel Leid erfahren, und Catharina, die mit ihren zwanzig Jahren nur erahnen konnte, was ihre Freundin durchgemacht hatte, wünschte ihr nun alles Glück auf Erden.
    »Abraham weiß es noch nicht«, wisperte Anna. »Er sitzt in der Stube bei dem Docteur und liest die Zeitung. Ich will erst ganz sicher sein, bevor ich es ihm sage.«
    »Oh, ich glaube daran.« Catharina stellte den Becher auf den Tisch, drückte der Freundin die Hand und zog dann wieder das Umschlagtuch über ihre Haube. »Nach Karneval habe ich sicher mehr Zeit, und wir können uns mal wieder in Ruhe treffen. Au revoir!«
    Catharina verließ das heimelige Haus der ter Meers und eilte die Straße entlang zum Quartelnmarkt. Die Kirchturmuhr hatte schon zwölf Mal geschlagen, und noch hatte Catharina kein Essen vorbereitet. Hektisch ging sie in Gedanken die Vorräte durch. Viel Auswahl hatte sie nicht.
    Seufzend schloss sie die Tür auf, schüttelte das Tuch aus, hängte den Mantel an den Haken und schnürte die Stiefel auf. Dann schlüpfte sie in die Holzpantinen und öffnete die Tür zur Küche. Das Feuer war fast heruntergebrannt. Sie legte Holz nach, schüttete ein paar Kohlen in den Herd und schürte das Feuer. Schließlich ging sie in die Vorratskammer, die neben der Küche lag. Aber die Regale und Schütten waren fast leer. Im Hof, in einem kleinen Raum neben dem Schuppen, in dem die Hühner untergebracht waren, gab es eine weitere Kammer. Dort war es deutlich kühler als in der Vorratskammer, und dort wurden im Winter das gepökelte oder geräucherte Fleisch, der getrocknete oder eingelegte Fisch und andere Lebensmittel gelagert.
    Sie nahm ihr Umschlagtuch und ging über den Hof zum Schuppen. Immer noch hatte sie den Duft von frisch gebratenem Speck in der Nase. Speck war ein wichtiges Nahrungsmittel, das sie sparsam verwendeten.
    Aber heute, dachte Catharina, gönnen wir uns etwas. Sie schnitt ein reichliches Stück aus der Bauchseite, die am Haken von der Decke hing. Dann suchte sie Möhren aus dem Sand der Lage im Regal, schnitt Zwiebeln und Knoblauch von den Zöpfen, die neben der Tür hingen. Buchweizen hatte sie noch in der Küche. Sie würden zwar nicht so köstlich und reichhaltig speisen wie die von der Leyen, aber

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