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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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heute würden sie auch nicht darben. Catharina legte die Sachen in den Korb, öffnete dann die Tür zum Hühnerstall. Sie fand nur zwei Eier. Seufzend wollte sie die Tür wieder schließen, doch dann fasste sie einen Entschluss, wozu die alte Henne weiterhin mit durchfüttern?
    Sie holte eine Wanne aus der Kammer nebenan sowie das Beil. Dann packte sie mit einem raschen Griff die alte Henne, nahm sie bei den Läufen und ließ sie schwungvoll vier- oder fünfmal durch die Luft kreisen. Die anderen Hennen stoben erschrocken und laut gackernd davon. Schließlich war der alte Vogel bewusstlos. Catharina legte den Vogel auf den Hackklotz, nahm das Beil, enthauptete das Tier und legte es in den Bottich, wo es unter letztem Geflatter ausblutete.
    Danach holte Catharina einen Eimer mit Wasser. Sie tauchte das Tier hinein und rupfte es mit flinken und routinierten Bewegungen, trug es dann in die Küche. Ihre Hände waren blau gefroren, und sie brauchte einen Moment, um sich wieder aufzuwärmen. Im Kessel war nur noch wenig Würzwein, doch die wenigen Schlucke taten ihr gut. Sie flämmte die Henne über dem Herdfeuer ab, trug sie in denHof, schnitt sie unterhalb des Brustbeines bis zur Kloake hin auf, ohne diese zu beschädigen. Herz, Magen und Leber sowie das Fett aus dem Bauchraum legte sie in eine Schüssel. Damit konnte sie der Mutter eine leckere Mahlzeit bereiten. Die Galle knipste sie mit spitzen Fingern von der Leber ab. Kaspar, der dicke Hauskater, schmiegte sich eng an Catharinas Beine und schnurrte vernehmlich.
    »Ja, ja«, murmelte Catharina. »Hier hast du.« Sie wollte ihm ein Stück der restlichen Innereien abschneiden, doch mit einem raschen Tatzenschlag krallte er sich alles und sauste hinter den Schuppen.
    »Du alter Räuber«, sagte Catharina lachend. »Wehe, du vergisst darüber das Mausen.«
    In der Henne hatte sie ein reifes Ei gefunden und legte es in die Schüssel mit den Innereien.
    Hab ich das Tier unnötig getötet? fragte sie sich und biss sich auf die Lippen. Zu früh und vor der Zeit? Oder war es doch noch nicht zu alt zum Eierlegen? Habe ich gar das falsche Tier gegriffen? Aber nein, sie kannte die Hühner. Dies war vermutlich ein letztes Ei gewesen.
    Catharina löste den Hals aus der Karkasse, entfernte den Kropf und wusch das nun ausgenommen Tier noch einmal mit frischem Wasser ab. Sie band die Läufe zusammen und hängte den Vogel in den Vorratsraum. Gegen Abend wäre er ein wenig abgehangen und könnte zubereitet werden.
    Sie trug die Schale mit dem Fett und den Innereien in die Küche, ließ das Fett aus und schmorte Herz, Magen und Leber darin, gab etwas Majoran, Zwiebeln und Knoblauch hinzu und salzte sparsam. Schon bald zog ein köstlicher Duft durch das Haus. Catharina lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Käthe?« Esther kam die Stiege hinunter, steckte sich die Haare hoch und setzte die Haube auf. »Was hast du denn Leckeres auf dem Markt erstanden?«
    »Hast du dich etwas ausruhen können?«
    »Ja, dank dir, mein Kind.« Esther hob den Deckel vom Topf und schnupperte.
    »Ich habe die alte Henne geschlachtet.« Catharina biss sich auf die Lippe, denn sie wusste nicht, ob es ihrer Mutter recht war. »Auf dem Markt gab es kaum etwas und ich dachte ... wir müssen uns mal wieder ein ordentliches Essen gönnen. Denn noch ist der Winter lang und das Frühjahr fern.« Ihre Stimme war immer leiser geworden.
    »Ist schon recht, Käthe.« Esther brach ein Stück Brot ab und tauchte es in die würzige Soße aus dem Hühnerfett. »Sehr gut. Eine Zwiebel könntest du noch würfeln und dazu fügen.« Sie tätschelte ihrer Tochter die Schulter, und Catharina atmete erleichtert auf.
    Zwei Tage später – einige der französischen Soldaten hatten den Fastnachtsbetrieb schon begonnen – schickten die von der Leyen den Knecht zu te Kamps.
    »Madame, die Gäste sind alle eingetroffen, und nun bräuchten die Herrschaften doch die eine oder andere Änderung, soll ich Euch ausrichten. Wäre es Euch morgen Nachmittag recht?«
    »Naturellement.« Esther lächelte, und nur Catharina erkannte die Anspannung ihrer Mutter.
    »Du kommst mit und hilfst mir«, sagte Esther zu ihr. »Und bürste dein gutes Kleid aus.«
    »Werden die Herrschaften anwesend sein?« Catharina spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
    »Natürlich. Im letzten Jahr hat mir ihre Magd geholfen – aber sie war keine wirkliche Hilfe, kann mit Nadel und Faden kaum umgehen und ist lange nicht so flink wie du.«
    Am Abend war Catharina

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