Seidenmagd
ausnehmen und fürs Frühstück braten.«
»Frühstück?«, entfuhr es Catharina. Der Tag hatte längst begonnen.
»Oui. Der junge Herr schläft gerne aus und speist dann ausgiebig.« Mamsell Luise wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Mademoiselle te Kamp, ich bin mir sicher, dass die Kostüme Eurer Mutter zur vollen Zufriedenheit der Herrschaft sein werden. Falls Änderungen benötigt werden, schicken wir jemanden vorbei.«
Oh, dachte Catharina und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Du Esel hältst hier alles auf.
»Au revoir«, flüsterte sie und schlüpfte hinter dem Knecht vorbei und durch die Tür. Im Hof holte sie tief Luft und schlang das Tuch fester um die Schultern. Ihr Gesicht glühte nicht nur von der Wärme in der Küche.
Ich wüsste mich in so einem Haushalt überhaupt nicht zu benehmen, dachte sie. Frühstück am späten Vormittag, das Leben der Familie schien so ganz anders zu sein als ihres. Aber natürlich, sie mussten nicht kochen und putzen, nicht einkaufen oder ernten.
Der Einkauf, fiel ihr ein, ich muss noch schauen, ob ich etwas ergattere. Wie wohl Wachteln schmecken? Vermutlich schmeckten sie wie anderes Geflügel auch, nur waren sie kleiner. Die winzigen Vögel zu rupfen und zuzubereiten war bestimmt nicht einfach. Noch einmal ließ sie ihren Blick über die stattliche Fassade des Hauses und den prächtigen Garten gleiten, dann eilte Catharina durch die Toreinfahrt auf die Straße.
Sie lief in Richtung Schwanenmarkt, drehte sich aber am Ende der Gasse noch einmal um. Stand dort jemand hinter dem Fenster und beobachtete sie, oder gaukelte ihr das Licht etwas vor? Seufzend nahm sie den Korb in die andere Hand. Nein, der junge Herr schlief noch und träumte wahrscheinlich von all den Köstlichkeiten, die in der Küche für ihn zubereitet wurden. Zu gerne hätte sie ihn noch mal gesehen und gesprochen, er hatte etwas Besonderes an sich, etwas, das sie berührte, ohne dass sie es benennen konnte.
Kapitel 3
Nur wenige Bauern hatten ihre Stände aufgebaut. Der eisige Wind pfiff durch die Gassen, und schon wieder zogen dichte Wolken am Horizont auf. Catharina besah sich das magere Angebot. Außer Sauerkraut und Kohlköpfen, schrundigen Äpfeln, Porree, einigen Sellerieknollen und anderem Wintergemüse wurde nicht viel feilgeboten.
Die zwei letzten Sellerieknollen sind verfault, dachte Catharina, aber diese hier sind schrundig und haben schon weiche Stellen. Die nehme ich nicht, auch der Porree sieht kümmerlich aus.
Seufzend schaute sie sich um, konnte sich aber für nichts entscheiden. Düfte und Aromen wie in der von der Leyenschen Küche würde sie mit diesen Waren nicht zaubern können.
Schließlich ging sie, ohne etwas gekauft zu haben, zur Oberstraße. Dort wohnte ihre mütterliche Freundin Anna te Kloot. Auch hier ging Catharina am Haus vorbei durch die Toreinfahrt und zur Küchentür an der Rückseite des Hauses.
Sie schaute durch das Fenster und sah Anna am schrundigen Küchentisch sitzen und Bohnen verlesen.
Catharina klopfte, Anna stand auf und eilte zur Tür, um zu öffnen.
»Bonjour, mon amie. Störe ich?«, fragte Catharina und rieb sich die kalten Hände.
»Kommt herein, bevor Ihr Euch den Tod holt.« Anna zog sie in die mollig warme Küche. Die Wärme des Herds und der Duft von frischem Brot und heißer Grütze hüllten Catharina ein.
»Mögt Ihr einen Becher Würzwein?« Anna wartete nichtauf die Antwort, nahm einen Becher vom Brett über dem Kamin und füllte ihn. »Hier nehmt und wärmt Euch auf.« Sie warf einen Blick in die Diele in Richtung Stube. »Wir haben wieder einen Quartiergast, den Docteur. Er ist schwierig.« Sie verdrehte die Augen und zog ein Gesicht. »Ich hoffe, er bleibt nicht all zu lange.«
»Wieso ist er schwierig?« Catharina wärmte sich die Hände an dem Becher.
»Ach, er mochte den Wein nicht, der sei nicht schwer genug. Das Zimmer ist ihm zu klein.« Anna seufzte. »Er wollte eine Kohlepfanne, und generell scheint er eher unleidlich zu sein.« Sie senkte den Kopf. »Er war schon einmal hier im letzten Monat, ist aber dann in ein größeres Quartier gezogen. Doch dort musste er jetzt weg und kam zurück zu uns. Ein Hin und Her.«
Catharina legte ihr die Hand auf den Arm. »Sicherlich wird er nicht lange bleiben. Verzagt nicht.« Sie trank hastig einen weiteren Schluck. »Ich will auch gar nicht stören.«
»Ihr stört doch nicht.« Anna lachte leise. »Geht es Euch gut?«
Catharina legte den Kopf schief und nahm das
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