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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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herzliche Grüße ausrichten. Sie fragte nach einem Buch von Shakespeare. Ich habe es allerdings nicht finden können.« Anna seufzte. »Wenn du weiter so die Bücher anhäufst, müssen wir anbauen.«
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte Abraham schmunzelnd. »Welches Buch wollte sie denn?«
    »Romeo und Julia. Oder eines von Ovid. Ich habe nicht ganz verstanden, wieso.«
    »Die unglückliche Liebesgeschichte zweier Kinder verfeindeter Familien? Interessant. Ich werde ihr die Bücher heraussuchen. Und wie geht es ihr?«
    »Sie gefällt mir viel besser als noch vor wenigen Wochen. Sie schien frischer und fröhlicher. In einigen Tagen, so erzählte sie, wird sie mit Monsieur nach Köln reisen.«
    »Nach Köln? Hatte sie Neuigkeiten?«
    »Ach, wir haben wenig über Politik gesprochen. Sie sagte nur, dass Monsieur sicher berichtet hat, dass Schweden und Preußen einen Waffenstillstand beschlossen haben.«
    »Das wäre in der Tat eine gute Neuigkeit«, sagte Abraham. »Hoffentlich bewahrheitet es sich. Aber es freut mich zu hören, dass es ihr besser geht. Ich mag Käthe, sie hat ein so erfrischendes Wesen.«
    Getroffen senkte Anna den Kopf. Sie wusste, dass alle unter ihrer Melancholie zu leiden hatten, besonders Abraham, wenn sie nachts darauf bestand, dass er Kerzen im Schlafgemach aufstellte und die düsteren Schatten vertrieb.

Kapitel 37
    »Mir gefällt der Gedanke nicht, nach Köln zu reisen und dich hier zurückzulassen«, gestand Catharina Thea.
    Für Catharina war es eine große Umstellung gewesen, nach Krefeld zurückzukehren und sich wieder in den Haushalt einzufügen. Trude, die junge Magd, mit der sie sich damals angefreundet und das Zimmer geteilt hatte, hatte Catharina überschwänglichbegrüßt. Doch die naive Einfachheit der Magd störte Catharina nun. Zu ihrem Entsetzen sollte sie wieder in die kleine Dienstbotenkammer zu Trude ziehen. Doch Frieder beschloss kurzerhand, dass Theas und Catharina sich ein Zimmer in seinem Flügel teilten. Auch das war ungewohnt für Catharina, hatte sie doch den großzügigen Platz und das gut ausgestattete Zimmer in Potsdam genossen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde Thea so krank, dass sie kaum noch aufstehen konnte. Ihr heiserer und trockener Husten störte die Familie von der Leyen, daher bekam sie eine Kammer hinter der Küche zugewiesen.
    Catharina besuchte die alte Magd jeden Tag, brachte ihr Brühe und weiches Brot, half ihr, sich zu waschen und leerte den Nachttopf.
    Mamsell Luise kümmerte sich auch rührend um die alte Frau. Was Catharina ihr hoch anrechnete. Sie kochte Eier für sie, schnitt zartes Fleisch in kleine Häppchen. Thea aß indes immer weniger und weniger.
    Mamsell schüttelte besorgt den Kopf. »Ich hatte gehofft, dass sie wieder auf die Beine kommt, doch sie scheint sich förmlich aufzulösen.«
    Etwas anderes gab es, worüber Catharina und Mamsell regelmäßig in Streit gerieten – Petite. Die Hündin folgte Catharina auf Schritt und Tritt, ließ sie kaum aus den Augen.
    »Ein Hund«, wettere Mamsell Luise, »hat im Haus nichts verloren. Er gehört in den Hof an die Kette.«
    Catharina lachte. »Gut, dass Euch der König nicht hört. Seine Hunde sitzen sogar mit bei ihm am Tisch, er hat ein eigenes Zimmer für sie eingerichtet.«
    »Pah!« Mamsell verzog das Gesicht. »Wir sind hier nicht am Hofe, auch wenn der junge Monsieur immer extravaganterwird. Ein Hund gehört in den Hof und nicht ins Haus.«
    »Es ist aber nicht irgendein Hund, es ist mein Hund. Und Monsieur hat mir erlaubt, dass ich ihn halten darf. Im Haus«, sagte Catharina trotzig.
    »Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.« Mamsell zog einen Flunsch. »Und überhaupt, warum müsst Ihr jetzt mit ihm nach Köln reisen? Er will doch nur ein paar Tage bleiben, da braucht er doch kein Kammermädchen, Gerald begleitet ihn doch.«
    »Es ist sein Wunsch.« Catharina drehte sich lächelnd um und ging. Sie wusste, dass sich das Personal Gedanken über ihre Stellung machte und auch so manches gemunkelt wurde.
    Frieder beachtete sie kaum, etwas, was sie sehr schmerzte. Er hat viel zu tun, beruhigte sie sich. Auf der Fahrt nach dem Besuch der Messe von Bach hatte er sie geküsst und ihr versichert, dass er ihr immer noch sehr zugetan sei.
    Zugetan, dachte sie, was das wohl heißen soll? Doch dann plante er die Fahrt nach Köln und teilte ihr mit, dass sie ihr prachtvolles Seidenkleid einpacken soll. Ob wir wieder eine Oper besuchen, hoffte Catharina, die Gefallen an Musik

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