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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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du kannst ruhig aufrichtig zu mir sein.«
    »Aber das bin ich doch«, antwortete Catharina schüchtern. »Ich habe mich gut eingelebt, verstehe mich gut mit allen anderen. Aber ...« Sie stockte.
    »Aber was?«
    »Nun. Ich wurde von Eurem Neffen eingestellt, um sein Kammermädchen zu sein. Doch er ist seit Wochen auf Reisen, und somit habe ich meine wirkliche Stellung noch gar nicht angetreten. Ich mache Flickwerk, nähe ein wenig und helfe in der Küche. Das mache ich wirklich gerne, und es geht mir leicht von der Hand. Dennoch weiß ich nicht, was letztendlich auf mich zukommt und ob mir das gefallen wird.«
    Madame von der Leyen sah sie an, ihre Augen funkelten. »Weißt du, ich habe dich beobachtet in den letzten Tagen.« Sie lachte. »Auch wenn dir das nicht aufgefallen ist, ich habe ein Auge auf meine Dienerschaft. Es mag so scheinen, als ob Mamsell Luise das Zepter und den Haushalt führt. Ich lasse sie auch in dem Glauben, weil sie dann zufriedener ist, aber ich weiß sehr genau, was jeden Tag auf dem Tisch steht, woher es kommt und was es kostet. Ich weiß genau, was wir an Vorräten haben und was schlecht geworden ist, weil es falsch gelagert wurde.« Sie holte Luft.
    Catharina sah sie überrascht an.
    »Ja, ja, das mag dich überraschen.« Wieder lachte Madame, dann zwinkerte sie Catharina zu. »Aber verrate es Mamsell nicht. Also, ich habe dich beobachtet. Du bist nicht faul, keineswegs. Du hältst dich im Hintergrund, versuchst herauszufinden, was getan werden muss, und machst es dann. Das gefällt mir an dir. Aber noch mehr gefällt mir deine ehrliche Antwort. Und um aufrichtig zu sein, ich weiß auch nicht, weshalb mein Neffe dich in den Dienst genommen hat. Aber du kannst hervorragend nähen, und falls du dieses Kleid tatsächlich hinbekommen solltest, wird es dein Schaden nicht sein.«

Kapitel 14
    Madame von der Leyen hielt ihr Versprechen. Catharina bekam ein eigenes Nähzimmer, mit einem bequemen Stuhl, einem großen Tisch und zwei Lampen. Auch alle Utensilien, Nähseide, Nadeln und sonstiges Zubehör wurden ihr bereitgestellt.
    Die Stoffe wurden ihr am Abend schon geliefert. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen über das Gewebe. Der Zuschnitt machte ihr Bauchschmerzen. Natürlich hatte sie schon Stoff für Kleider zugeschnitten, aber es war immer Leinen- oder Wollstoff gewesen, nie so teures Tuch.
    Was, wenn ich einen Fehler mache, dachte sie verzagt und legte die Schere zurück in den Korb.
    Doch der Zuschnitt gelang, und auch die Näharbeiten gingen ihr zügig von der Hand. Nur eine Woche brauchte Catharina, um das Kleid zu nähen. Die Ärmel allerdings bereiteten ihr größere Schwierigkeiten, da sie weit fallend und aus drei Volants bestehen sollten.
    Am Pfingstsonntag ging Catharina zusammen mit den von der Leyen zum Gottesdienst, anschließend durfte sie den Tag mit ihrer Familie verbringen.
    »Und?«, fragte Henrike sie. »Wie ist es? Ist Monsieur inzwischen zurückgekehrt?«
    »Nein.« Catharina schüttelte den Kopf. Fast jeden Sonntag durfte sie ihre Familie besuchen, aber jedes Mal schien ihr das Elternhaus geschrumpft zu sein. Die Größe der Räume im Herrenhaus, die sie vor einigen Monaten noch so beeindruckt hatte, erschien ihr nun normal. Was sie für Prunk und Überfluss gehalten hatte, war nun Alltag. Der Haushalt ihrer Mutter hingegen kam ihr klein und dürftig vor. Meist packteihr Mamsell Luise einen Korb mit Lebensmitteln, die sie mitnehmen durfte.
    Diesmal waren Mangold sowie frisches, helles Brot, zwei Kaninchen und ein Fasan in ihrem Korb.
    »Wie weich es ist«, sagte Mette. Ihre Augen leuchteten, als sie eine Scheibe Brot entgegennahm.
    Esther rümpfte die Nase. »Wir brauchen keine Almosen.«
    »Maman, es sind keine Almosen. Der Knecht hat die Kaninchen im Wallgarten gefangen, und von dort ist auch der Fasan. Das Brot ist von Freitag, es ist übrig geblieben. Die von der Leyen lassen täglich backen.«
    »Nun, das tun wir auch. Und unser Sauerteig hat mehr Geschmack als dieses Brot.«
    Doch Esther nahm die Lebensmittel an.
    »Wenigstens ausnehmen hätte er sie können«, sagte sie und packte die Kaninchen bei den Hinterläufen. »Wir werden sie schmoren. Nachher kommen ter Meers und Lobachs zum Essen.«
    Seufzend sah Catharina ihre Schwester an. »Wie geht es dir?«
    Henrike zuckte mit den Schultern. »Wie soll es mir gehen? Du kennst doch den Alltag hier. Tagein, tagaus derselbe Trott. Nur die Franzosen, die ihre Wäsche bringen, wechseln.«
    »Mutter ist gut im

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